Freitag, 16. Januar 2015

Saarbrücken - Die Aktion 3. Welt, die autonome Antifa Saar und die Kurdische Jugend hatten am letzten Samstag zu einer Mahnwache auf dem Ludwigsplatz mit dem Titel „Solidarität mit Charlie Hebdo – Islamismus und Rassismus bekämpfen“ aufgerufen . Gertrud Selzer von der Aktion 3. Welt hielt hierbei folgende Rede:   

Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Bürger und Bürgerinnen, liebe Genossen und Genossinnen,

der Platz für diese Kundgebung ist gut gewählt: Das französische Konsulat.

Meine Trauer und meine Tränen gelten den getöteten Journalisten, Polizisten und anderen Geiseln des islamistischen Mordanschlages. Mein Mitgefühl den Hinterbliebenen.

Liberté – Egalité – Fraternité

Am Ort dieser Kundgebung erinnere ich bewusst an die Grundsätze der französischen Revolution: Liberté – Egalité – Fraternité. Der Mordanschlag richtet sich gegen diese Grundsätze. Wir beziehen uns übrigens mit der „3. Welt“ in unserem Namen immer schon bewusst auf den 3. Stand der französischen Revolution, der für Freiheit und Brot revoltierte. Aber ich will nicht verhehlen, dass mich manche Reaktionen auf den islamistischen Terroranschlag auch erschreckt haben. Und sie haben mich wütend gemacht.

Morde mit religiösem Hintergrund

Was muss denn noch passieren

ich erinnere an den Terror von Boko Haram in Nigeria
ich erinnere an die Anschläge in New York, Madrid und London
ich erinnere an den IS Terror in Syrien und dem Irak
ich erinnere an das islamistische Gipfeltreffen des türk. Ministerpräsidenten mit dem Vorsitzenden der Hamas im Dezember 2014
ich erinnere an die aktuelle Auspeitschung des saudischen Bloggers Raif Badawi
ich erinnere an Ehrenmorde und Zwangsheiraten in Deutschland
Was muss denn noch passieren, bis jeder und jede kapiert, dass es einen blutigen islamistischen Strom durch die Weltgeschichte gibt? Diese Blutspur ist tagtägliche Realität. Am Mittwoch dieser Woche ermordete Boko Haram in Nigeria 2.000 Menschen. Einfach so. Tag für Tag ermordet der IS in Syrien und im Irak: Kurden, Yesiden, Christen und auch Muslime. Einfach alle, die anders sind.

Es sind muslimische Täter mit einer rückwärtsgewandten Ideologie. Es ist eine breite und träge wogende islamistische Blutspur, die an uns vorbeizieht.

Und das soll mit dem "Islam" nichts zu tun haben?

Angesichts dieser täglichen Blutspur bin ich fassungslos, wenn Erklärungen verabschiedet werden, die sich von der Bluttat in Paris distanzieren, 
um im gleichen Atemzug den "Islam" ratzfatz weißzuwaschen. Blut ist nicht weiß. Das Blut der Ermordeten ist rot. Die Morde haben einen religiösen Hintergrund. Es sind islamistische Morde. Sie geschehen planvoll und richten sich immer gegen das Recht auf individuelle Freiheit. Wie borniert und verblendet muss man sein, um die islamistischen Bezüge zu leugnen?

Falsche multikulturelle Toleranz

Liebe multikulturellen Freunde, 
in Abwesenheit wende ich mich an Euch:

Hört endlich auf, mit dieser Weißwäscherei!
Hört endlich auf, so zu tun, als hätten diese Morde nichts mit dem "Islam" zu tun!
Hört endlich auf, diese elenden Persilscheine aus zustellen!
Hört endlich auf, die Opfer mit Euren Relativierungen noch nachträglich zu verhöhnen!
Hört endlich auf, die Augen vor Realitäten zu verschließen!
Hört endlich auf, Euch fortwährend zu distanzieren von Liberté – Egalité – Fraternité! Hört endlich auf, Euch vor der offensichtlichen Erkenntnis zu drücken, dass es hier um den Kampf Freiheit gegen Barbarei geht!
Eure falsche multikulturelle Toleranz ist kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems. Eure falsche multikulturelle Toleranz ist unterlassene Hilfeleistung.

„Es gibt viele moderate Moslems. Aber der Islam ist nicht moderat.“

Ich sage Euch – meine lieben multikulturellen Freunde - noch etwas: Mich hat der Satz der Frauenrechtlerin, Ärztin und Schriftstellerin Taslima Nasrin aus Bangladesh sehr beeindruckt: „Es gibt viele moderate Moslems. Aber der Islam selber ist nicht moderat.“

Auf diesen Unterschied gilt es aufzupassen. Auf den Unterschied zwischen Moslems und „dem Islam“ und seinen meist ultra-konservativen Organisationen. Natürlich gibt es viele nette, aufgeklärte muslimische Menschen, die sich einen feuchten Dreck um die rigiden Vorschriften ihrer Religion kümmern. Millionen Muslime leben eigentlich ein recht säkulares Leben. Sie genießen die Schönheiten des irdischen Daseins. Und das ist gut so. Das tue ich schließlich auch. Das Problem ist die Ideologie „des Islam“ und das Problem sind die meist ultra-konservativen Islamverbände.

Viele Islamverbände haben sich in der Tat vom Mordanschlag in Paris distanziert und ihr Bedauern ausgesprochen. Das nehme ich Ernst und ich glaube es auch. Entscheidend ist aber, was in all diesen Erklärungen fehlt, was dort nicht steht: Es steht dort

kein Bekenntnis zu den Grundsätzen der französischen Revolution und damit auch
kein Bekenntnis zu deren Freiheits- und Gleichheitsversprechen.
kein Bekenntnis dazu, dass Frauen nicht unters Kopftuch gezwungen werden dürfen
Es steht dort kein Bekenntnis zur individuellen Selbstbestimmung
Freiheit gibt es nur dort, wo es auch das Recht gibt, dass das Individuum frei entscheiden kann. Mal so, mal anders, mal ganz anders.

Die islamischen Verbände haben eine Bringschuld.

Deshalb sage ich:

Keinen Frieden mit den Feinden der Freiheit!
Keine gemeinsame Sache mit denen, die die individuelle Selbstbestimmung von Männern und Frauen bekämpfen!
Keinen interreligiösen Dialog, solange ein Bekenntnis aller Teilnehmer zur individuellen Freiheit fehlt!
Keine runden Tische, weil sich alle lieb haben und nett sind!
Die islamischen Verbände haben eine Bringschuld. Es liegt an ihnen für eine freie Gesellschaft einzutreten für die Emanzipation des Individuums einzutreten.
Es liegt an ihnen für das Selbstbestimmungsrecht von Männern und Frauen zu sein
und für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.

Die gleiche Intoleranz findet sich bei PEGIDA. Um es klar zu sagen: Es ist richtig, sich dem Rassismus und Antisemitismus von PEGIDA entgegen zu stellen. Daran führt kein Weg vorbei. Die Durchsetzung gleicher Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten für ALLE hier lebenden Menschen ist unsere Aufgabe. Wir treten für eine solche multikulturelle Gesellschaft ein, die allen Menschen, ein Leben in Frieden und Freiheit ermöglicht. Es geht um ein gutes Leben für alle Menschen. Es kann nicht um den Erhalt des Abendlandes gehen, sondern um die Verteidigung und die Durchsetzung zivilisatorischer Mindeststandards. Hinter diese darf es kein Zurück geben.

Aber man kann das von PEGIDA Brandstiftern gelegte Feuer NICHT mit islamistischem Benzin und NICHT mit falscher multikultureller Toleranz bekämpfen.

Das geht nicht!

Ich trete seitens der Aktion 3.Welt Saar ein für eine linke, aufgeklärte Islamkritik. Ohne Scheuklappen und ohne multikulturellen Wohlfühlfaktor. Wir haben es in der Vergangenheit oft erlebt, dass wir heftig attackiert wurden, wenn wir Kritik am Islamismus geäußert haben. Wer sich gegen islamistischen Tugendterror wehrt und ihn benennt, ist Attacken ausgesetzt. Mal ist es ein staatlich bezahlter Bildungsreferent, der uns schon 2006 als dumm und gemein beschimpft, weil wir für das Recht eintreten, Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Mal ist es das Zuwanderungsbüro der Stadt Saarbrücken, das uns ein „Feindbild Islam“ unterstellt. Mal dominieren öffentliche Diffamierungen, mal wird versucht, uns finanziell auszutrocknen, weil wir Islamismus ablehnen. Es ist ja so einfach, den zahnlosen „Wir-haben-uns-alle-lieb“ Multikultitanz aufs Parkett zu legen und den Geist der Unfreiheit bewusst nicht zu sehen, solange man selbst nicht betroffen ist. 

Aber das sind eigentlich nur Peanuts - gemessen an dem, was unsere kurdischen Freunde und Freundinnen zur Zeit in Kobanê durchmachen. Der Kampf der PKK und PYD in Kobanê ist der Kampf ‚Freiheit gegen Barbarei’. Ihnen spreche ich meinen ganz tiefen Dank aus. Liebe Brüder und Schwestern in Kobanê – ich bin oft in Gedanken bei Euch. Und ebenso bei den Toten in Paris. Es ist hier wie dort der Kampf: Freiheit gegen Barbarei.

Rockin’ in the free world

So gerne ich zu Beginn meines Beitrages an die Grundsätze der französischen Revolution erinnert habe, so gerne möchte ich zum Schluss an eines der vielen grandiosen Lieder von Neil Young erinnern. Ein Lied, mit dem kein Islamist seinen Frieden schließen kann:  Rockin’ in a free world. 

Darum geht es: 
Rockin’ in the free world. 
Das ist unser Ziel: Rockin’ in the free world.


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