Julius Blüthner 

* 11. März 1824 in Falkenhain
† 13. April 1910 in Leipzig  

Deutscher Klavierbauer und Gründer der Pianofortefabrik Blüthner.

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Als Sohn eines Tischlers lernte Blüthner mit Hobel, Säge und Meißel umzugehen und stellte selbständig eine Armbrust und eine Kommode her. Seine Wissbegierde beschränkte sich nicht auf die Tischlerei. Der örtliche Pfarrer förderte ihn durch Privatunterricht. Nach achtjähriger Schulzeit machte Blüthner bei seinem Vater eine Lehre als Möbeltischler. Nach dem Tod seines Vaters suchte sich der damals 16-jährige Blüthner eine neue Lehrstelle und konnte in Zeitz seine Ausbildung als Möbeltischler fortführen. Als Achtzehnjähriger nahm er eine Stellung bei der Zeitzer Pianofortefabrik „Hölling und Spangenberg“ an. Dort entdeckte er seine Liebe zum Klavierbau. Trotz des geringen Wochenlohns von zwei Talern nutzte er die Zeit seiner ersten Anstellung, um seine bis dahin recht begrenzte Bildung zu erweitern. Neben Klavier- nahm er Sprachunterricht und eignete sich zusätzliche Kenntnisse über Akustik und Instrumentenbau an.

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1845 begann Blüthners Soldatenzeit in der Nordhäuser Jägerkaserne. In den Revolutionsjahren 1848 und 1849 kam der Instrumentenbau fast zum Erliegen. Es gab kaum Bestellungen für neue Instrumente. In dieser Zeit hielt Blüthner sich allein mit Klavierstimmen und -reparaturen über Wasser.  1850 trat er eine Stelle als Klavierbauer in Würzburg an, der eine Beschäftigung in der Pianofortefabrik Bretschneider in Leipzig folgte.

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Ermutigt vom anregenden wirtschaftlichen Umfeld Leipzigs, entschloss sich der inzwischen fast Dreißigjährige zur Selbständigkeit und eröffnete im November 1853 im Leipziger Westen eine kleine Werkstatt mit 3 Arbeitern. Auch die beiden neben ihm später berühmtesten Firmen des Klavier- und Flügelbaus, Steinway & Son in New York und Bechstein in Berlin, entstanden im gleichen Jahr. Blüthners Werkstatt arbeitete zunächst in angemieteten Räumen und beschäftigte drei Arbeiter. Seinen ersten Flügel verkaufte Blüthner im Frühjahr 1854. Die Instrumente erlangten ab 1855 Aufmerksamkeit bei Pianisten und Institutionen; die Verkaufszahlen stiegen an. In Leipzig trat Blüthner gegen namhafte Konkurrenten an: Härtel, Tröndlin, Bretschneider, Wanckel & Temmler und Irmler - alle bauten Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich Klaviere und Flügel. Blüthner konzentrierte sich auf die Herstellung hochwertiger Instrumente in edler Ausführung; seine Firma produziert als nahezu einzige bis in die Gegenwart.
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Das kleine Unternehmen entwickelte sich günstig. 1858 erwarb Blüthner die gemieteten Räume und beschäftigte nach 10 Jahren bereits 100 Arbeiter, die seit 1863 nicht nur Klaviere, sondern auch Pianinos und symmetrische Flügel bauten. Um alle Aufträge erfüllen zu können, nahm der inzwischen zum Hofpianofortefabrikanten avancierte Blüthner 1864 einen mit Maschinenbetrieb eingerichteten Fabrikneubau in Nutzung. Die steigende Nachfrage nach Instrumenten zog eine weitere Expansion nach sich. So wurde 1870 eine zweite Fabrik gebaut und mit Dampfmaschinen ausgestattet. 1872 baute er eine dritte Fabrik im Anschluss an die erste und es wurden weitere 170 Arbeiter eingestellt.

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Nach zwanzig Jahren beschäftigte Blüthner über achthundert Mitarbeiter. 1878 wurde eine Ausstellungshalle für das Publikum eingerichtet. 1881 wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet. 1888 entstand ein Sägewerk in Leutzsch, um den wachsenden Bedarf an zugeschnittenen Hölzern abzudecken. 1890 wurde wieder ein neues Fabrikgelände errichtet, welches für 230 Arbeiter Platz bot. Die ständigen Erweiterungen der Fabrikanlagen machten Blüthner zu einer der größten Klaviermanufakturen Europas. Die Jahresproduktion stieg bis zum Jahre 1903 auf 3.000 Stück. 

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Das Firmengelände umfasste in seiner größten Ausdehnung ein Areal von 55.000 Quadratmetern, und bis zum 50jährigen Geschäftsjubiläum 1903 hatten 63.000 Instrumente die Fabrik verlassen. Ein eigenes Vertriebssystem der Firma sorgte in aller Welt für die Verbreitung von Blüthner-Instrumenten. Die besondere Eigenart der Blüthner-Produktion war der 1873 erstmals gebaute Aliquotflügel, bei dem ein zusätzlicher Saitenchor, eine Oktave höher, mitschwingt und die Hörbarkeit der Obertöne (Aliquoten) künstlich verstärkt.
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Blüthner eilte der Ruf voraus, trotz seines erworbenen Wohlstands bescheiden und einer der eifrigsten Arbeiter in der Fabrik geblieben zu sein. Gleichzeitig kümmerte er sich um seine Arbeiter, indem er eine Fabrikkrankenkasse, eine Versicherung für Angestellte und eine Unterstützungskasse für invalide und alte Arbeiter einrichtete. Neben dem geschäftlichen Erfolg genoss der Musikliebhaber auch das Lob für seine Instrumente von prominenter Seite: So gehörten unter anderen Franz Liszt , Richard Wagner , Johannes Brahms und Peter Tschaikowskij
zu seinen Kunden und zu den Freunden des Hauses.
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Kurz nach dem 50jährigen Geschäftsjubiläum im Jahre 1903 zog sich der 81jährige Blüthner aus der Firma zurück und übergab die Geschäfte seinen Söhnen Adolf Max, Robert und Bruno. Als Blüthner im Alter von 86 Jahren in Leipzig starb, überlebten ihn vier Söhne sowie drei Töchter. Die geschäftliche Leitung lag bei Robert Blüthner und die technische bei Adolf Max Blüthner, die nach dessen Tod Bruno Blüthner übernahm. In der dritten Generation ging das Unternehmen auf den Adoptivsohn Roberts, Rudolf Blüthner-Haessler, über. Die Firma überstand die DDR-Zeit und ist heute wieder in Familienbesitz

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