Die Zahl der Opfer von Auschwitz

 

Fritjof Meyer 

Im Mai-Heft 2002 der wissenschaftlichen Zeitschrift "Osteuropa" veröffentlichte der Leitende SPIEGEL-Redakteur Fritjof Meyer einen Artikel mit dem Titel "Die Zahl der Opfer von Auschwitz - Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde". 

Dieser Artikel führte zu einer Auseinandersetzung mit Franciszek Piper, dem Leiter des Auschwitz-Museums. Meyers historischer Ausgangspunkt: Eine stalinistische Untersuchungskommission behauptete: "In der Zeit des Bestehens des Lagers wurden 4,5 bis 5 Millionen Menschen ausgerottet." In seiner Widerlegung dieser Zahl äußerte Meyer Kritik an den deutschen Nachkriegshistorikern: "Da die Geschichtsforschung aus einsehbaren, aber unzulässigen Gründen das Thema Auschwitz als Forschungsobjekt nicht akzeptiert hat, drängte sich die Propaganda auf das unbestellte Feld; jene sowjetische Observanz beherrscht noch immer weithin die öffentliche Meinung, zum Beispiel mit der Totenzahl von vier Millionen, dem Mord an über 400 000 aus Ungarn Deportierten oder auch dem massenhaften Gasmord in den Krematoriumskellern."

Aufgrund neuer Belege zur Kapazität der Krematorien und aufgrund der Unterlagen über Einlieferungen ins Lager gelangte Meyer in seiner Studie zu folgenden Opferzahlen in Auschwitz: "Mutmaßlich 510 000 Tote, davon wahrscheinlich 356 000 im Gas Ermordete." Dieses Ergebnis relativiere nicht die Verbrechen, sondern "verifiziere" sie, schrieb Meyer. Die für die weitere Geschichtsforschung wichtige Frage, ob in den Gaskammern der vier Krematorien massenhaft gemordet worden sei, beantwortete Meyer mit Nein. "Die Gaskammern der Birkenauer Krematorien I und II waren außer in der Experimentierphase offenbar kaum in Betrieb, III und IV hauptsächlich wohl nur in dem fürchterlichsten Monat Oktober 1944." In seiner Studie und in der Auseinandersetzung mit Piper führte Meyer weiter aus:

Die vier Krematorien wären laut Piper gebaut worden waren, um jedes Jahr 1,6 Millionen Menschen im Gas zu töten. Doch sofort nach ihrer Inbetriebnahme ging die Zahl der nach Auschwitz Deportierten ohne Registrierung dramatisch zurück, und zwar auf Befehl Himmlers und für die Dauer fast eines Jahres. Beleg: Schreiben des WVHA vom 27.4.1943 an die Kommandanten der Konzentrationslager:  "Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei hat auf Vorlage entschieden, dass in Zukunft nur noch geisteskranke Häftlinge durch die hierfür bestimmten Ärztekommissionen für die Aktion 14 f 13 ausgemustert werden dürfen. Alle übrigen arbeitsunfähigen Häftlinge (Tuberkulosekranke, bettlägerige Krüppel usw.) sind grundsätzlich von dieser Aktion auszunehmen. Bettlägerige Häftlinge sollen zu einer entsprechenden Arbeit, die sie auch im Bett verrichten können, herangezogen werden. Der Befehl des Reichsführers-SS ist in Zukunft genauestens zu beachten. Die Anforderungen von Kraftstoff für diesen Zweck entfallen daher." 

Auf Grund dieser Entscheidung des Reichsführers SS änderte sich nach Meyer die Behandlung der Kranken in den Blöcken des Häftlingskrankenhauses des KL Auschwitz. Die Tötung schwerkranker Häftlinge durch Phenolspritzen bzw. durch Giftgas wird eingestellt. Im folgenden Monat sinkt die Zahl der täglich im Leichenhallenbuch des Stammlagers verzeichneten Toten auf unter 30, an einzelnen Tagen sogar auf unter 20. Die Reviere des Häftlingskrankenbaus werden allmählich aus einem 'Vorhof des Todes' zu medizinischen Einrichtungen, deren Zweck die Rettung von Menschenleben ist. Im Häftlingskrankenbau des Stammlagers sank Anfang 1944 die Todesrate von zuvor 600 auf täglich zwei bis drei Häftlinge, so der Häftlingsschreiber Tadeusz Paczula in: Staatliches Museum Auschwitz. 

Meyer argumentierte weiter: Als "absoluten und unwiderlegbaren Beweis für die Existenz einer Gaskammer" in den Krematorien nannte Jean Claude Pressac die Brauseköpfe (die er für Attrappen hielt), weil auf dem vorhandenen Bestellzettel dafür zugleich eine "gasdichte Tür" geordert wurde: Die komme nur in Frage bei einer Gaskammer, meinte Pressac. Auch Deborah E. Lipstadt stellte die Frage (in: Betrifft: Leugnen des Holocaust, Darmstadt 1994, S.273): "Wozu hätte man in einem Duschraum eine gasdichte Tür benötigt?" Doch Kulka/Kraus berichteten (Die Todesfabrik, Berlin 1957, S.71) von der Sauna: "Dieses Bad bestand in Birkenau aus zwei Räumen, die durch eine luftdicht abschließbare Tür voneinander getrennt waren." Inzwischen haben sich im Moskauer Archiv die Bestellzettel für 22 "gasdichte" Türen der Entwesungsbaracken, davon zwei für die zugehörigen Saunen, finden lassen.

Unter einem Augenzeugen des Gasmords ist nach Meyer zu verstehen, wer den Eintritt der Opfer in die Gaskammer, das Einschütten des Zyklon und danach die Leichen gesehen hat, und zwar in einem einheitlichen Vorgang. Nur ein einzelner Schritt in dieser Sequenz könnte auf einen anderen Tatbestand deuten:

Allein das Einschütten des Gifts könnte einer Entwesung von Kleidern oder auch Fleckfiebertoten gedient haben. 

Allein der Eintritt in die Entkleidungskeller ließe an eine Desinfektion denken, wie sie anfangs in den als "Truppensauna" bezeichneten Bauernhäusern stattgefunden haben mag und offenbar in einer zweiten Experimentierphase auch in den Leichenkellern der Krematorien I und II versucht worden ist: Echte Brausen und Entwesungsöfen waren in den Krematorien installiert worden. Eine Zeugenaussage und ein Schreiben von Höß deuten auch darauf, dass gelegentlich Transporte, die noch keiner Desinfektion unterzogen worden waren, in den Kellern als einem von bereits desinfizierten Lagerhäftlingen isolierten Warteraum untergebracht wurden. 

Das Vorfinden von Leichen im Leichenkeller schließlich stelle allein keine Besonderheit dar.  

Die Zeugenaussagen für den Massenmord in den Krematorien I bis IV schätzte Meyer wie folgt ein: Insgesamt gäbe es etwa ein halbes Dutzend mutmaßlicher Zeugen: Wichtigster Zeuge wäre Henryk Tauber, der im Krematorium I nur in der Experimentierphase arbeitete, ferner André Lettich und Henryk Mandelbaum, der drei Wochen in Krematorium II arbeitete, dazu aber keine speziellen Angaben gemacht hat. Weiter der Häftlingsarzt Sigismund Bendel, der freilich in einem Hamburger Prozess die zwei Wochen vorher vom sowjetischen Ankläger in Nürnberg vorgetragene, fast verzehnfachte Gesamtzahl von vier Millionen Toten übernahm. Bendels Aussagen wären auch deshalb unglaubwürdig, weil er als Assistent Mengeles den Kollaborationsverdacht fürchten musste, wie auch Miklos Niyszli, ein jüdischer Arzt, der seine Angaben, insbesondere die maßlos übertriebenen Zahlen, später korrigiert hat. Bendel behauptete übrigens eine Identität der Gaskammern mit den Kleiderentwesungsanlagen. Zu den anfechtbaren Zeugen gehören nach Meyer auch der Lagerkommandant Rudolf Höß. 

Im Frankfurter Auschwitz-Prozess äußerten sich die Zeugen Filip Müller, Dov Paisikovic und Marek Porebski zurückhaltend. Keine weiteren Aussagen veröffentlichte Piper 1998 in seinem Beitrag "Gas Chambers and Crematoria" zu Gutman/Berenbaum, Anatomy of the Auschwitz Death Camp, S.183ff., und in Dlugoborski/Piper, Auschwitz 1940-1945 Bd.III S.170ff. Der deutsche Historiker Frank Golczewski  brachte zu Auschwitz nur zwei Absätze und weitere fünf Sätze (in: Benz, Dimension, S.469). Er behauptete von den 1945 Zurückgelassenen: "Es gelang nicht mehr, diese Zeugen zu töten." Weitere angebliche Zeugen wie Wetzler, Kula, Broad, Feinsilber, die Brüder Dragon, Silberberg wären nach Fritjof Meyer keine Augenzeugen.

Der tatsächlich begangene Genozid fand nach Meyer überwiegend in den beiden umgebauten Bauernhäusern außerhalb des Lager statt; von dem zweiten, dem 'Weißen Haus' oder 'Bunker II', wurden 1945 die Fundamente entdeckt. Das erste, das sogenannte "Rote Haus" oder Bunker I, wurde schon 1943 abgerissen. Nach Meyer funktionierte Bunker II von Dezember 1943 bis November 1944. Nach Franciszek Piper, dem Leiter des Auschwitz-Museums, arbeitete Bunker II jedoch von Mitte 1942 bis Frühjahr 1943 und von Mai 1944 bis Herbst 1945. Für den Gasmord in den beiden Bauernhäusern gäbe es nach Meyer 41 Augenzeugen. Allerdings bedürfe es auch für diesen Themenkomplex einer umfassenden speziellen Untersuchung, die Meyer vorlegen würde, wenn der Wunsch nach einer solchen Publikation bestünde.

Meyer bezeichnete sein Resultat als "gewiss nicht die letzte Wahrheit über Auschwitz" und räumte auch ein, dass die "Revisionisten" die von ihm postulierte Existenz von Vergasungsanlagen in Form von "umgebauten Bauernhäusern" bezweifeln würden. Für eine Darstellung in den Medien, die er bewusst vermieden habe, sei das Thema viel zu kompliziert und mit nicht absehbaren Konsequenzen belastet. Das zeige sich auch daran, wie Revisionisten seine Resultate benutzten, um sich zu rechtfertigen, obwohl er das Sterben von über einer halben Million Menschen in Auschwitz, überwiegend im Gas und zumeist Juden, belegt habe. Jetzt wachse der Eindruck, dass es ihnen gelingen könnte, seine Thesen wiederum zu instrumentalisieren: für eine Propaganda der Verharmlosung. Deshalb möchte er die Debatte nicht auf dem Markt fortsetzen. 

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Die Zahl der Opfer von Auschwitz - Neue Erkenntnisse durch neue Archivfunde

von Fritjof Meyer

(Fritjof Meyer (*1932), Dipl. DHP, Dipl.-Politologe, Dipl.-Kameralist, Leitender Redakteur, 
Der Spiegel, Hamburg

Mai-Heft 2002 der Zeitschrift "Osteuropa"

Vier Millionen Opfer im nationalsozialistischen Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zählte 1945 die sowjetische Untersuchungskommission, ein Produkt der Kriegspropaganda. Lagerkommandant Höß nannte unter Druck drei Millionen und widerrief. Wieviele Menschen wirklich diesem singulären Massenmord zum Opfer fielen, ließ sich bislang nur schätzen. Der erste Holocaust-Historiker Gerald Reitlinger vermutete eine Million, der letzte Forschungsstand bezifferte mehrere Hunderttausend weniger. Zwei neue Belege zur Kapazität der Krematorien bestätigen jetzt die vorhandenen Unterlagen über Einlieferungen ins Lager. Damit rückt die Dimension des Zivilisationsbruchs endlich in den Bereich des Vorstellbaren und wird so erst zum überzeugenden Menetekel für die Nachgeborenen.

Ein Schlüsseldokument, das Auskunft gibt über die Kapazität der Krematorien von Auschwitz-Birkenau, ist jetzt aufgefunden worden. Zu deren Nutzungsdauer ist zugleich eine Aussage des Lagerkommandanten Höß ans Licht gekommen. In Verbindung mit den vorhandenen, aber weithin unbeachtet gebliebenen Unterlagen über die in dieses Lager Eingelieferten lässt sich nun genauer errechnen, wieviel Menschen in Auschwitz ermordet wurden. Um es vorweg zu nehmen: Eine halbe Million fiel dem Genozid zum Opfer.

Zu danken ist dieser Durchbruch Robert-Jan van Pelt, Professor für Architektur an der Universität von Waterloo in Kanada. Er ist hervorgetreten durch sein gemeinsam mit Debórah Dwork verfaßtes, herausragendes Buch "Auschwitz - Von 1270 bis heute".[1] Im Londoner Prozess David Irvings gegen Deborah Lipstadt, die ihn als Auschwitz-Leugner eingestuft hatte, trat van Pelt als Gutachter für die Beklagte auf. Über die Vorbereitung seiner Expertise - mit Auszügen aus dem Gutachten - und die Verhandlung hat van Pelt soeben ein sehr wichtiges Buch herausgebracht.[2] Irving verlor

1. Robert-Jan van Pelt/Debórah Dwork: Auschwitz - Von 1270 bis heute. Zürich 1998.
2. Robert Jan van Pelt: The Case for Auschwitz - Evidence from the Irving Trial. Bloomington/Indianapolis 2002.


den Prozess, und zwar verdient, da der als erfolgreicher Rechercheur ausgewiesene Autor Irving, der sich zunehmend den wirren Ansichten seiner NS-Gesprächspartner angeschlossen hat, auch vor Gericht auf dem unsinnigen Standpunkt beharrte, es habe in Auschwitz-Birkenau keine Gaskammern zur Menschentötung gegeben. Die von ihm vorgetragenen Argumente für die Untauglichkeit der Leichenkeller I der Krematorien I und II konnten nicht überzeugen. Richter Charles Gray befand, "no objective, fair-minded historian would have serious cause to doubt that they were operated on a substantial scale to kill hundreds of thousands of Jews".

Das war generell ein gerechtes Urteil. Hier kann nicht vertieft werden, dass die vorhandenen Belege, nämlich Dokumente über eine Nachrüstung der ursprünglich dafür nicht errichteten Bauten (zum Beispiel mit Einwurfschächten und Gasprüfgeräten) zum "Vergasungskeller" sowie die einschlägigen Zeugenaussagen eher auf Versuche im März/April 1943 deuten, die Leichenkeller nach Fertigstellung der Krematorien im Frühsommer 1943 für den Massenmord einzusetzen. Das misslang offenbar, weil die Ventilation kontraproduktiv war[3] und die erwarteten Massen an Opfern in den folgenden elf Monaten nicht eintrafen.[4] Der tatsächlich begangene Genozid fand wahrscheinlich überwiegend in den beiden umgebauten Bauernhäusern außerhalb des Lagers statt; von dem ersten, dem "Weißen Haus" oder "Bunker I", wurden erst jüngst die Fundamente entdeckt.[5]

In die zwei Räume dieser Gaskammer mit einer Fläche von zusammen 90 Quadratmetern ließen sich über 400 Menschen treiben, was vom Frühjahr 1942 an ein Jahr lang täglich geschah, zumeist abends.[6] Das "Rote Haus" oder "Bunker II", 105 Quadratmeter groß für maximal über 500 Opfer,[7] war wahrscheinlich vom Dezember 1942 bis zur Einstellung der Gasmorde am 2. November 1944 in Betrieb. Der Schutz-

3. Die Entlüftungsöffnungen lagen in Bodenhöhe, während das Zyklon-Gas nach oben steigt, wo sich die Belüftungsschächte befanden; Jean-Claude Pressac in: Beate Klarsfeld Foundation (Hrsg.): Auschwitz - Technique and operation of the gas chambers. New York 1989, S. 288f.
4. Eingelieferte ohne Registrierung im Juni 1943: 5901 Nichtregistrierte; Juli - 440; August - 37 627; September - 7269; Oktober - 6968; November - 8411; Dezember - 2885; Januar 1944 - 4216; Februar - 5227; März - 2551; April - 5330; insgesamt 80 924 in 334 Tagen, d.h. im Durchschnitt 242 Personen pro Tag; Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945. Reinbek 1989, S. 510ff.
5. Corriere della Sera, 20.11.2001. - Le Monde, 20.11.2001. - dpa, 19.11.2001; NS-Apologeten ("Revisionisten") bezweifeln, daß es dieses Gebäude überhaupt gegeben habe: Jürgen Graf: Auschwitz. Würenlos 1994, S. 236.
6. Franciszek Piper in: Waclaw Dlugoborski/Franciszek Piper (Hrsg.): Auschwitz 1940-1945. Oswiecim 1999, Bd. III, S. 159ff. - Van Pelt, The Case [Fn. 2], S. 383, schätzt Raum für le-diglich 250 Personen. Nach Danuta Czech [Fn. 4] wurden eingeliefert im Mai 1942: 6700 Nichtregistrierte; Juni - 4567; Juli - 2652; August - 30 840; September - 17 911; Oktober - 14 706; November - 20 687; insgesamt 98 083 Personen, im Durchschnitt 458 Personen je Tag. In diesem Zeitraum war nur Bunker I mit einem Fassungsvermögen von über 400 Per-sonen in Betrieb.
7. Der Zeuge Dragon nannte Raum für 2500, vgl. van Pelt, The Case [Fn. 2], S.187, van Pelt selbst, ebd. S. 383, nur für 320 Personen. Beide Gebäude fanden Erwähnung im Bauantrag der Lagerleitung an das WVHA in Berlin; US Holocaust Memorial Museum New York (USHMM), RG 11.001 M.03 Reel 42, 502-1-238-10: "Ausbau eines vorhandenen Hauses für Sondermaßnahmen (Zeichnung nicht vorhanden)". Kosten: je 14 242,- Reichsmark.


haftlagerführer SS-Sturmbannführer Hans Aumeier hat am 29.10.1945 ausgesagt:[8] Im November 1942 wurden 50-80 Gefangene in der Leichenkammer des Krematoriums im Stammlager streng geheim mit Gas getötet. Am nächsten Tag eröffnete Höß unter äußerster Geheimhaltung ihm, dem Lager-Gestapo-Chef Grabner, dem Lagerführer Hößler, dem Arbeitseinsatzführer Schwarz und dem Lagerarzt, er habe über das RSHA einen Befehl Himmlers empfangen, alle schwachen, kranken oder arbeitsunfähigen jüdischen Gefangenen "zu vergasen", um einer weiteren Ausbreitung der Epidemien vorzubeugen. Höß habe berichtet, dass er in der vorigen Nacht die ersten Vernichtungen vollzogen und sich dabei herausgestellt habe, dass die improvisierte Gaskammer überhaupt nicht den Notwendigkeiten entspreche. Deshalb seien bei der Errichtung der neuen Krematorien in Birkenau Gaskammern als ständiges Zubehör zu bauen. Das Ganze sei eine Geheime Reichssache, Indiskretionen oder sorgloses Geschwätz würden mit dem Tode bestraft, was die Anwesenden wie auch weiter hinzugezogene Mittäter schriftlich bestätigen mussten.

Von der Kapazität her konnten allein im "Roten Haus" oder "Bunker II" binnen zwei Jahren 350 000 Menschen ermordet werden. Irving freilich - und dementsprechend van Pelt - setzten sich nur mit den Krematoriumskellern auseinander, obwohl gerade mit deren Inbetriebnahme die Mordrate in Auschwitz dramatisch sank, für die Dauer eines Jahres, und zwar aufgrund eines Himmler-Befehls, der die vorgebliche Euthanasie-Aktion "14 f 13" und damit auch die Gasmorde in den Vernichtungslagern an der deutsch-sowjetischen Demarkationslinie von 1939, Belzec, Sobibór, Treblinka, einstellte.[9]

Beim Termin in London am 25. Januar 2000 begrüßte der Kläger den Sachverständigen mit einem Kompliment zu seinem Buch über die Geschichte von Auschwitz: "It is one of the few books that I have read from cover to cover and it was a book that I found very difficult to put down." Dann verbissen sich die beiden in die Frage, ob die im Zuge der Umrüstung des Leichenkellers nachträglich in dessen Decke geschlagenen Öffnungen zum Einwurf von Zyklon-B heute noch sichtbar seien oder nicht (sie sind es, was van Pelt noch nicht wusste).

Der zweite entscheidende Streitpunkt war die Frage, ob es sich bei einem Schlüsseldokument um eine Fälschung handele: dem Schreiben des Auschwitzer SS-Bauleiters Bischoff vom 28. Juni 1943 an das Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) in Berlin, in dem er die Fertigstellung aller vier Krematorien in Birkenau meldete, der

8. CIA Special Collections, Reference Coll., Box 3: Bericht von BB-175 über Aumeiers Vernehmung im Gefängnis Akershus, Norwegen, vom 29.10.1945.
9. Schreiben des WVHA vom 27.4.1943 an die Kommandanten der Konzentrationslager, Internationaler Militärgerichtshof (IMT): Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher, Nürnberg 1947, Bd. XXIX, S.173f.: "Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei hat auf Vorlage entschieden, daß in Zukunft nur noch geisteskranke Häftlinge durch die hierfür bestimmten Ärztekommissionen für die Aktion 14 f 13 ausgemustert werden dürfen. Alle übrigen arbeitsunfähigen Häftlinge (Tuberkulosekranke, bettlägerige Krüppel usw.) sind grundsätzlich von dieser Aktion auszunehmen. Bettlägerige Häftlinge sollen zu einer entsprechenden Arbeit, die sie auch im Bett verrichten können, herangezogen werden. Der Befehl des Reichsführers-SS ist in Zukunft genauestens zu beachten. Die Anforderungen von Kraftstoff (vermutlich für die Gasmotoren, F.M.) für diesen Zweck entfallen daher." Nach Danuta Czech [Fn. 4] wurden eingeliefert im Dezember 1942 - 14405 Nichtregistrierte; Januar 1943 - 43 472; Februar - 17 703; März - 24 159; April - 20 444; Mai - 12 454; zusammen 132 637, im Durchschnitt waren das 729 Personen je Tag. In diesem Zeitraum waren beide Bunker mit einem Fassungsvermögen von zusammen über 900 Personen in Betrieb. Ab Juni 1943 bis April 1944 nur noch durchschnittlich 242 Personen je Tag, siehe Fn. 4.


beiden großen I und II mit je 15 Muffeln (Brennkammern für eine Leiche) wie auch der beiden kleineren, nur oberirdischen III und IV in Birkenau mit je 8 Muffeln.[10] In diesem Brief konstatiert Bischoff eilfertig eine durch die Praxis noch gar nicht belegbare Verbrennungsleistung der Krematorien I und II von jeweils 1440 Personen und der III und IV von je 768 Körpern bei 24stündiger Arbeitszeit, insgesamt täglich (einschließlich des alten Krematoriums im Stammlager Auschwitz, das aber seinen Betrieb schon eingestellt hatte) 4756 Leichen. Mit seinen Argumenten vermochte Irving keinesfalls die in diesem Fall durchaus zulässigen Zweifel an der Echtheit des Dokuments zu belegen; van Pelts Widerspruch war gravierender, obwohl auch nicht unbedingt überzeugend: Der französische Sachkenner Jean-Claude Pressac hatte das Schreiben schon sieben Jahre zuvor "eine interne Propagandalüge" der SS genannt.[11]

In seinem Prozeßbericht hat van Pelt jetzt zwei Informationen von nichts weniger als sensationellem Charakter beigebracht: In Verbindung mit bereits vorliegendem, aber kaum beachtetem Material gestatten diese beiden Quellen recht genau die Gesamtzahl der Opfer von Auschwitz zu berechnen. Van Pelt hat diese Belege in seinem 570-Seiten-Werk beinahe versteckt und kaum interpretiert, auch nicht in den Prozess eingebracht. Sie laufen seiner Expertise zuwider, ohne Irving etwa zu bestätigen. Van Pelt zitiert zunächst ein in der Literatur meines Wissens bisher nicht nachgewiesenes Dokument, welches das Bischoff-Schreiben vom 28. Juni 1943 in Frage stellt, indem es Bischoffs Zahlen halbiert.[12]

Demnach wurde im Archiv der Krematoriumsfirma Topf & Söhne (jetzt: Erfurter Malzerei und Speicherbau), Ordner 241, ein Brief des zum Bau in Auschwitz eingesetzten Oberingenieurs Kurt Prüfer aufgefunden, der mit dem 8. September 1942 datiert ist, also neun Wochen nach Bischoffs Schreiben und nach Fertigstellung der Krematorien, mithin aufgrund der ersten Betriebsergebnisse. Laut Prüfer verbrannte jedes der beiden Krematorien I und II täglich 800, jedes der beiden kleineren III und IV 400 Körper, insgesamt 2400.

Die Verbrennungszeit betrug anderthalb Stunden[13] in einer Muffel, die für die würdige Einäscherung einer Leiche zwecks Gewinnung ausschließlich ihrer Asche konzipiert war. Bei einem hypothetischen 24-Stunden-Betrieb hätten sich 16 je Muffel verbrennen lassen, in den 15 Muffeln eines großen Krematoriums demnach 240. Wenn Prüfer 800 angab, ging er wohl davon aus, dass sich eine Muffel unter den KZ-Bedingungen mit mindestens zwei Leichen gleichzeitig beschicken ließ, und er hatte die Kapazität von mindestens 720 bzw. 384 Körpern noch nach oben abgerundet. Tatsächlich wurden bis zu drei der zumeist extrem ausgezehrten Opfer, gegebenenfalls mit einer technologisch möglichen Verzögerung von jeweils 30 Mi-

10. USHMM [Fn. 7], RG 11.001M.03-41.
11. Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. München 1994, S. 103.
12. Van Pelt, The Case [Fn. 2], S. 350.
13. Auschwitz-Flüchtling Alfred Wetzler in WRB-Report v. 25.11.1944, Franklin Delano Roosevelt Library New York, S. 12. Eine Fassung ist abgedruckt in: Sandor Szenes/Frank Baron: Von Ungarn nach Auschwitz. Münster 1994, S. 126. - Tauber in: Pressac, Technique [Fn. 3], S. 483. - Vgl. die Aussagen der Ingenieure Prüfer, Schultze und Sander von der Fa. Topf und Söhne am 5. und 7.3.1946 vor Hauptmann Schatunovski und Major Morudshenko von der Smersch-Abteilung der 8. Armee auf die Frage nach der stündlichen Kapazität (Zentralarchiv KGB der UdSSR, Akte 17/9,19).


nuten, in einer Muffel untergebracht.[14] Somit ließen sich in I und II binnen 24 Stunden jeweils 720 Leichen einäschern, zusammen 1440, und in III/IV je 384 (Prüfer: 400), zusammen 768. Exakt diese Zahlen waren in dem Schreiben des SS-Bauleiters Bischoff in seinem Schreiben vom 28. Juni 1943 für jeweils ein Krematorium angegeben und damit insgesamt verdoppelt. Nach Prüfers Bericht aber ließen sich in allen vier Krematorien insgesamt täglich 2400 Körper einäschern, nach vorstehender Rechnung 2208.

Die Krematorien waren freilich nicht permanent in Betrieb, sondern fielen häufig aus. Das am 15. März 1943 in Gang gesetzte Krematorium I war nach neun Tagen schon beschädigt, die Reparatur stand erst am 18. Juli "vor der Vollendung".[15] Am 3. April 1944 wurde die Reparatur von 20 Ofentüren der beiden großen Krematorien bestellt und erst am 17. Oktober erledigt.[16] Der Schornstein des seit 22. März funktionierenden Krematoriums III zeigte bereits am 3. April Risse und war schon Mitte Mai unbrauchbar.[17] Lagerkommandant Rudolf Höß berichtete nach dem Krieg: "III fiel nach kurzer Zeit gänzlich aus und wurde später überhaupt nicht mehr benutzt. IV [am 4. April 1943 in Betrieb genommen, F.M.] mußte wiederholt stillgelegt werden, da nach kurzer Verbrennungsdauer von vier bis sechs Wochen die Öfen oder der Schornstein ausgebrannt waren"; daraus ergibt sich für I eine Betriebszeit von 509 Tagen, 462 Tage für II, nur 50 Tage für III und 309 Tage für IV,[18] mithin 971 Tage in 15 Muffeln und 359 Tage in 8 Muffeln.[19]

Eine zweite überraschende Information liefert van Pelt nun mit der Veröffentlichung einer Aussage von Höß im Kreuzverhör vor dem Krakauer Gericht 1947: "Nach acht oder zehn Stunden Betrieb waren die Krematorien für eine weitere Benutzung un-

14. Van Pelt, The Case [Fn. 2], S. 345; Aussage Henryk Tauber in Pressac, Technique [Fn. 3], S. 489.
15. Archiv des Staatsmuseums Auschwitz (APMO) BW 30/7/34 S.54, BW 30/34 S.1.APMO Dpr.-Hd/11a, S. 96.
16. APMO Dpr.-Hd/11a, S. 96.
17. APMO BW 30/34 S.41f.
18. Martin Broszat (Hrsg.): Kommandant in Auschwitz. München 1978, S. 165. - Vgl. Pery Broad in: KL Auschwitz in den Augen der SS. Katowice 1981, S. 152.
19. Carlo Mattogno/Franco Deana: Die Krematoriumsöfen von Auschwitz, in dem ansonsten unzumutbaren Pamphlet von Ernst Gauss (Hrsg.): Grundlagen zur Zeitgeschichte. Tübingen 1994, S. 310. - Da die Geschichtsforschung aus einsehbaren, aber unzulässigen Gründen das Thema Auschwitz als Forschungsobjekt nicht akzeptiert hat drängte sich die Propaganda auf das unbestellte Feld; jene sowjetischer Observanz beherrscht noch immer weithin die öffentliche Meinung, zum Beispiel mit der Totenzahl von vier Millionen, dem Mord an über 400 000 aus Ungarn Deportierten oder auch dem massenhaften Gasmord in den Krematoriumskellern. Von der anderen Seite haben "Revisionisten" sehr emsig Details gesammelt, wobei ihnen die in dieser Studie vorgetragenen Gesichtspunkte aber entgangen sind. Ihre Fundsachen vermochten den respektablen Geschichtsphilosophen Ernst Nolte und auch David Irving zu verwirren, wurden sonst aber von Historikern als Denkanstoß, gar Herausforderung ignoriert. Dabei hat der Jurist Ernst Stäglich ("Der Auschwitz-Mythos"), ein wohl kaum verhüllter Antisemit, immerhin als erster berechtigte Zweifel an manchen Passagen der in der Haft verfassten Niederschriften von Höß geweckt. Nicht nur die Geschichte, sondern auch ihre Wahrheitsfindung muss sich gelegentlich unwürdiger Werkzeuge bedienen. Sehr spät sind zwei gründliche, noch immer nicht ganz befriedigende Auseinandersetzungen mit den "Revisionisten" erschienen: John C. Zimmerman: Holocaust Denial. Lanham 2000, und Richard J. Evans: Der Geschichtsfälscher. Frankfurt a.M. 2001.


brauchbar. Es war unmöglich, sie fortlaufend in Betrieb zu halten."[20] Mit dem Mittelwert dieser Angabe, d.h. neun Stunden täglicher Betriebszeit, ergeben sich je Muffel bei drei Körpern täglich 18 Verbrennungen, in I/II mithin je 270, zusammen 540; in III/IV je 144, zusammen 288, je Tag demnach insgesamt 828.

Die Schlussfolgerung ist einfach: An den 971 Betriebstagen ließen sich hiernach in I/II insgesamt 262 170 Körper verbrennen, in III/IV an 359 Tagen 51 696, zusammen 313 866 Tote, die in den Krematorien von Birkenau verbrannt worden sind. Das sind noch nicht alle der in Auschwitz ums Leben Gekommenen. Laut Höß wurden 107 000 Leichen aus den Massengräbern bis Ende November 1942 auf Scheiterhaufen verbrannt.[21] Pressac bestreitet diese Zahl, er zählt 50 000.[22]

Da bislang ungeklärt, nicht einmal als Problem erkannt ist, wo die Opfer des besonders exzessiven Gasmords im Winter 1942/43 bis zur Inbetriebnahme der Krematorien verblieben sind, kann mit Fug angenommen werden, auch 57 000 der 100 000 vom Dezember 1942 bis März 1943 in Auschwitz angekommenen Opfer ohne Registrierung seien unter freiem Himmel verbrannt worden und Höß habe sie in seine Angabe einbezogen.

Ohne die (auf Scheiterhaufen verbrannten) Opfer der Ungarn-Aktion, aber zuzüglich der schätzungsweise 12 000 im alten Krematorium des Stammlagers Eingeäscherten[23] wären damit insgesamt rund 433 000 Leichen in Auschwitz verbrannt worden. Diese Zahl korrespondiert fast genau mit der Summe, die sich aus den Einlieferungen ins Lager Auschwitz-Birkenau abzüglich der Überstellungen in andere Lager ergibt - eine gravierende Bestätigung.

Laut Kalendarium von Danuta Czech[24] wurden - ohne die von ihr nicht bezifferten Transporte aus Ungarn[25] - 735 000 Menschen an den Tatort verbracht. 15 000 waren

20. Van Pelt, The Case [Fn. 2], S. 262, nach: APMO, Höß-Prozess, Bd. 26b, S.168: "After eight to ten hours of operation the crematoria were unfit for further use. It was impossible to oper-ate them continously."
21. Broszat, Kommandant [Fn. 17], S. 161.
22. Pressac, Krematorien [Fn. 11], S. 73.
23. Ebd., S. 195.
24. Vgl. Fn. 4; mit dem Vorbehalt zutreffender Addition durch den Autor und der Annahme, es handele sich bei Czech vornehmlich um Annäherungswerte, welche jedenfalls die Dimensionen des Völkermords erkennen lassen. Insbesondere Czechs Schätzungen der nicht bezifferten Transporte aus Polen könnten nach Pressac (Krematorien [Fn. 11], S. 197) reduziert werden auf jeweils 1000 bzw. 1500 Personen, was eine Gesamtdifferenz von 33 000 ausmacht. Höß hatte sogar behauptet, die (von Czech besonders hoch veranschlagten) Transporte aus Ostoberschlesien seien "nie stärker als 1000 Menschen" gewesen (Broszat, Kommandant [Fn. 17], S. 160). Dafür gibt es einen Beleg: Am 6.12.1942 traf in Auschwitz ein Transport aus dem Ghetto in Mlawa ein, der laut Czech (Kalendarium [Fn. 4], S. 352) etwa 2500 Personen umfasste, von denen 406 als Häftlinge in das Lager eingewiesen und die übrigen "etwa 2094 Menschen" in den Gaskammern getötet worden seien. Für die Gesamtstärke des Transports nennt Czech keine Quelle. Von einem Teilnehmer existiert jedoch ein auf dem Lagergelände vergrabener, nach der Befreiung aufgefundener Bericht, in dem die Transportstärke mit 975 Personen angegeben wird, von denen 450 für arbeitsfähig erklärt worden seien (Inmitten des grauenvollen Verbrechens. Oswiecim 1996, S. 123). Unter dem 11.4.1944 notiert Czech (Kalendarium [Fn. 4], S.754) 2500 Juden aus Griechenland, und 1500 werden genannt in: Staatliches Museum Oswiecim (Hrsg.): Deportation und Vernichtung der griechischen Juden im KL Auschwitz, in: Hefte von Auschwitz, Oswiecim, 11/1970, S. 24; wahrscheinlich waren es 4700; Hagen Fleischer: Griechenland, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. München 1991, S. 264. Andererseits meldet 

sowjetische Kriegsgefangene[26], von den verbleibenden 720 000 wurden laut Czech 346 000 registriert, also ins Lager aufgenommen, und 374 000 nicht registriert. Czech schloß auf den Tod dieser Nichtregistrierten in der Gaskammer, wofür allerdings keine dokumentarischen Belege vorliegen;[27] es lebten auch Häftlinge ohne Registriernummer im Lager.[28] Da die Gesamtzahl der Registrierten 405 000[29] betrug, müssen von den 374 000, die zunächst ohne Registriernummer eingeliefert wurden, 59 000 nachträglich registriert worden sein, so dass 315 000 ohne Registriernummer verblieben. Von den 720 000 wurden 225 000 in andere Lager überstellt[30] - bei Czech ist nur ein Zehntel davon notiert. 58 000 wurden bei Auflösung des Lagers evakuiert und 8500 zurückgelassen,[31] so dass 428 500 verbleiben, eine Zahl, die zuzüglich der Kriegsgefangenen mit den aus der zum Teil geschätzten Krematoriumskapazität errechneten 433 000 Toten übereinstimmt: Sie wurden ermordet.[32] 

1. Czech (Kalendarium [Fn. 4], S. 496) für den 16.5.1943 rund 4500 aus Griechenland Eingelieferte, während es nach Fleischer (S. 269) 1800 waren; ferner spricht Czech für den 16.8.1944 von "ungefähr 2500" von der Insel Rhodos, bei Fleischer (S. 215) sind es 1820 Opfer.
25. Zur Zeit der Ankunft von ihr nicht bezifferter Transporte aus Ungarn wurden laut Czech, Kalendarium [Fn. 4] noch eingeliefert: im Mai 1944 - 4707 Nichtregistrierte; Juni - 3543; Juli - 5488; August - 15 691; September - 9346; Oktober - 19 781; insgesamt 58 556, im Durchschnitt 318 Personen je Tag. Am 2.11.1944 wurden die Gasmorde eingestellt.
26. Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. Oswiecim 1993, S. 200.
27. Zu der regelmäßigen Anmerkung bei Czech: "Die übrigen gingen in die Gaskammer", äußerte sich der Direktor des Museums Auschwitz, Mag. Jerzy Wroblewski, am 17.11.1999 in einem Brief an den Autor: Diese Formulierung Czechs "betrifft diejenigen, die nicht registriert wurden. Es ist jedoch keine Lager-Dokumentation übriggeblieben, die die Opfer, die direkt nach der Selektion zur Vernichtung geschickt wurden, betrifft."
28. Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz, München 1995, S. 86. Am 18. April 1943 berichtete ein polnischer Kurier, er habe einige Wochen bis Ende September 1942 in Auschwitz gelebt, wo sich nichtregistrierte und 95 000 registrierte Gefangene befunden hätten; Richard Breitman: Staatsgeheimnisse. München 1999, S. 160. - Am 5. August 1942 wurden die 17 000 weiblichen Häftlinge, die bis dahin im Stammlager untergebracht waren, in das neue Frauenla-ger in Birkenau überstellt, darunter 4300 aus Frankreich, 2100 aus den Niederlanden und 640 aus Belgien; Irena Strzelecka/Piotr Setkiewicz: Bau, Ausbau und Entwicklung des KL Auschwitz, in: Waclaw Dlugoborski/Franciczek Piper: Auschwitz 1940-1945. Oswiecim 1999, Bd. I, S. 92. Aus Frankreich waren laut Kalendarium seit dem 24.6.1942 bis zum 5.8.1942 insgesamt 4558 Frauen nach Auschwitz verbracht worden, von ihnen wurden (am 23.,29.7. und 5.8.1942) laut Czech mindestens 656 "in den Gaskammern getötet", was bedeuten würde, daß sich im Lager höchstens 3904 noch hätten befinden können. Da sich dort aber 4300 aufhielten, waren mindestens 396 von den vermeintlich Ermordeten noch im Stammlager am Leben. Ähnliches gilt für die Transporte aus Belgien und den Niederlanden.
29. Langbein, Menschen [Fn. 28], S. 82. - Czech, Kalendarium [Fn. 4], S. 16, beziffert 404 222, Nbg.Dok. NOKW - 2824, Piper, Die Zahl [Fn. 26], S. 102, nennt 400 207.
30. Stanislawa Iwacko: APMO. Bestand Ausarbeitungen, Bd. 100. - L. Krysta, ebd.: 182 000. - Yisrael Gutman/Michael Berenbaum: Anatomy of the Auschwitz Death Camp. Bloomington/Indianapolis 1994, S. 76, Anm. 75.
31. Andrzej Strzelecki: Endphase des KL Auschwitz. Oswiecim 1995, S. 242, 246.
32. Von ihnen waren laut Pressac, Krematorien [Fn. 11], S. 195, 202, der für 1944 auf Schätzung angewiesen ist, nur 126 000 Registrierte, laut Mattogno/Deana, Die Krematoriumsöfen [Fn. 18], S. 307, aber 160 000-170 000, nach Piper, Die Zahl [Fn. 26], S. 164, 202 000 und laut Langbein, Menschen [Fn. 28], S. 82, 261 000 (übrigens fast genau die Zahl der in den Krematorien I und II Verbrannten). Pressacs Zahl würde annähernd zutreffen, wenn alle Überstellten und Evakuierten registriert waren. Dann sind, wofür vieles spricht, sämtliche


Unterstellt, alle 315 000 Nichtregistrierten seien als "Unproduktive" im Gas getötet worden (wobei die Zahl der auf andere Weise Gestorbenen gegen die im Lager zum Gastod selektierten Registrierten aufgerechnet werden soll), erweist sich, dass hierfür die beiden zu Gaskammern umfunktionierten Bauernhäuser ausreichten. Erst für die Transporte aus Ungarn im Frühsommer 1944 mussten andere Mordeinrichtungen hinzugezogen werden, etwa das stillgelegte Krematorium III oder die Gaswagen, die bereits auf sowjetischem Gebiet von den Einsatzgruppen und im wartheländischen Tötungszentrum Chelmno durch Gauleiter Greiser mit Himmlers, sicher auch Hitlers Genehmigung eingesetzt worden waren.[33]

Das Schicksal der aus Ungarn Deportierten 1944 bedarf einer eigenen Untersuchung. Wenn wir uns allein auf die Angaben von Danuta Czech stützen, gelangten von Mitte Mai bis Anfang Juli 60 Züge nach Birkenau.[34] Jeder Transport umfaßte 3000 Personen, so dass danach 180 000 eingetroffen wären, von denen laut Czech 29 210 eine Registriernummer erhielten. 110 000 wurden in andere Lager überstellt,[35] nach Czech wurden wahrscheinlich 40 564 Menschen allein im Monat Oktober 1944 im Gas getötet.[36]

1. 315 000 Nichtregistrierten getötet worden - bei Ankunft, im Lager, im Gas oder durch Hunger, Krankheit, Folter. Mattognos Zahl könnte nur annähernd stimmen, wenn es sich bei den Überstellten lediglich um Registrierte handelte, was bedeutete, daß - entsprechend der Zahl der Evakuierten und Zurückgelassenen - 66 500 der Nichtregistrierten überlebt hätten. Pipers Zahl würde ausdrücken, daß ein Teil der Nichtregistrierten in andere Lager verbracht wurde. Nach Langbeins Zahl wären lediglich 144 000 Registrierte überstellt bzw. evakuiert worden, während 137 500 Nichtregistrierte deren Schicksal teilten und nur 177 500 ums Leben kamen (ohne die Opfer aus Ungarn).
33. Filip Friedman: To jest Oswiecim! Warschau 1945, S. 70. - Ders.: Tadeusz Holuj: Oswiecim, mit einem Vorwort von Dr. Waclaw Barcikowski. Warschau 1945, S. 81. - F. Friedman: This was Oswiecim. London 1946, S. 47f., 2. Aufl., S. 54: Für kleinere Gruppen sei ein Gaswagen verwendet worden, und zwar in einer Sandgrube durch ein Sonderkommando Ruryck (Fassung 1946: Ryryck) mit einem zuvor in Rußland benutzten Saurer-Lkw, Kennzeichen Pol 71-462, 4 m lang, 2,5 m breit, Chauffeur: Oberwachtmeister Arndt. Friedman stützte sich auf den Bericht einer Widerstandsgruppe in Auschwitz, die am 21.9.1943 nach Krakau meldete, daß "ein Gasauto, Marke Saur, mit einem Motorpflug stationiert wurde, um auf Befehl des Polizeistandgerichtes Exekutionen mit Motorabgasen durchzuführen". Der Auschwitz-Häftling Mordechai Zirulnizki berichtete, 1944 seien die Erschießungen an der "Schwarzen Wand", also im Stammlager, ersetzt worden durch die "Duschegubka" (Seelenverkäufer), wie die Russen die Gaswagen nannten; Wassili Grossmann/Ilja Ehrenburg/Arno Lustiger: Das Schwarzbuch. Der Genozid an den sowjetischen Juden. Reinbek 1995, S. 935.
34. Pressac, Menschen [Fn. 11], S. 198f., S. 201, liest bei Czech nur 53 ungarische Transporte vom 2. Mai bis 11. Juli 1944 = 160 000 Menschen und schließt recht willkürlich auf insgesamt 240 000 Ankömmlinge. Nach einer zweifelhaften Unterlage 141 Züge in: Christian Gerlach/Götz Aly: Das letzte Kapitel. München 2002, S. 275, 286.
35. Gerlach/Aly, Das letzte Kapitel [Fn. 34], S. 296, mit der ersten gründlichen Darstellung des Arbeitseinsatzes, ebd., S. 379ff. - Strzelecki, Endphase [Fn. 31], S. 352, Anm.**, zählt bis zu 100 000. Die Differenz zu den - wohl übertriebenen - Meldungen der ungarischen Polizei (Nbg. Dok. NG-5615), die hier nicht näher behandelt werden kann, läßt sich vielleicht mit dem vorzeitigen Abbruch der Aktion, mit Flucht und Deportationen in andere deutsche Lager erklären.
36. Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg berichtete seinem Vetter Heinrich Graf York von Wartenburg von einem Befehl des RSHA-Chefs Ernst Kaltenbrunner, der 1944 "für 40 000 oder 42 000 ungarische Juden ,Sonderbehandlung' in Auschwitz anordne" (Eberhard


Diese Überlegungen führen hier zu dem Ergebnis, dass in Auschwitz eine halbe Million Menschen ermordet wurden, davon etwa 356 000 im Gas.[37]

Die Diskussion um die Zahlen der Opfer von Auschwitz hat in den vergangenen Jahren weite Kreise gezogen und bislang zu keinem Resultat geführt. So erklärte der Forschungskurator des APMO, Wáclaw Dlugoborski, im September 1998 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu der Opferzahl:

Kurz nach Kriegsende wurde sie von einer sowjetischen Untersuchungskommission ohne weitere Nachforschungen auf vier Millionen festgelegt. Obwohl von Anfang an Zweifel an der Richtigkeit der Schätzung bestanden, wurde sie zum Dogma. Bis 1989 galt in Osteuropa ein Verbot, die Zahl von vier Millionen Getöteten anzuzweifeln; in der Gedenkstätte von Auschwitz drohte man Angestellten, die an der Richtigkeit der Schätzung zweifelten, mit Disziplinarverfahren.[38]

In Nürnberg hatte der sowjetische Ankläger Smirnov am 19. Februar 1946 die Vier-Millionen-Zahl vorgetragen.[39] Kurz darauf, am 11. März 1946, wurde der 1924 vom Staatsgerichtshof wegen Mordes vorbestrafte Höß verhaftet. Er folgte danach dem Vorhalt, für rund zwei Millionen Tote verantwortlich zu sein.[40] Nach drei Tagen Schlafentzug,[41] gefoltert, nach jeder Antwort verprügelt, nackt und zwangsweise alkoholisiert,[42] war die erste Vernehmung "unter schlagenden Beweisen" zustande gekommen, so berichtete auch Höß selbst: "Was in dem Protokoll drin steht, weiß ich nicht, obwohl ich es unterschrieben habe. Doch Alkohol und Peitsche waren auch für mich zuviel."[43] Er zeichnete um 2.30 Uhr nachts mit angestrengter Unterschrift diese Sätze:

1. Zeller: Geist der Freiheit. München 1963, S. 506, Anm. 9). Dies war für Stauffenberg ein Grund, die Vorbereitungen für das Attentat auf Hitler zu beschleunigen.
37. Die sowjetische Untersuchungskommission behauptete 1945 4 Mill. Opfer; IMT Bd. VII, S. 647, Bd. XXXIX, S. 261. Die Zahl beruhte auf Schätzung der Gaskammer-Kapazität und geht zurück auf eine Erklärung der Häftlingsärzte Jakov Gordon aus Vilna, Steinberg aus Paris und Epstein aus Prag am Befreiungstag, dem 27. Januar 1945, gegenüber zwei Sowjetoffizieren und einem Sergeanten: "In der Zeit des Bestehens des Lagers wurden 4,5 bis 5 Millionen Menschen ausgerottet"; Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums (ZAMO, Moskau), Bestand 417,60, Armee, Inventurliste 2675, Aktenstück 340, nach: Lev Besymenski: Was das Sowjetvolk vom Holocaust wußte, in: Leonid Luks (Hrsg.): Der Spätstalinismus und die "jüdische Frage". Köln/Weimar/Berlin 1998, S. 82.
38. FAZ, 14.9.1998.
39. IMT, Bd. XIX, S. 261.
40. "He admitted without a trace of remorse", so sein erster Vernehmer Bernard Clarke, Sergeant der 92. Field Security Section der britischen Gegenspionage, in: Rupert Butler: Legions of Death. London 1983, S. 238, dort im Anschluß an den vermeintlichen sowjetischen Befund, in Auschwitz seien mindestens 2 Millionen Juden und ebenso viele Nichtjuden ermordet worden; ebd. S. 234.
41. Van Pelt, The Case [Fn. 2], S. 276; Butler: "Clarke thrust his service stick under the man's eyelids."
42. Clarke, nach Butler, Legions of Death [Fn. 40], S. 236f.: "We had rammed a torch in his mouth"; "the blows and screams were endless". Butler, S. 236f.: "Clarke's hand crashed into the face of his prisoner."
43. Broszat, Kommandant [Fn. 17], S. 149.


In Auschwitz selbst sind meiner Schätzung nach cca [sic] 3 000 000 Menschen ums Leben gekommen. Schätzungsweise nehme ich an das [sic] davon 2 500 000 vergast worden sind.[44]

Wenn die Ergebnisse dieser Studie zutreffen, hätte seine Auskunft wahrheitsgerecht lauten müssen: In Auschwitz sind weit über 300 000 Menschen vergast worden und insgesamt 500 000 ums Leben gekommen. Mit zwei zusätzlichen Nullen und einer 2 näherte sich seine umgekehrte Aussage im Protokoll den sowjetischen Zahlen.

Im Verhör am 1./2.April 1946 nannte Höß zunächst 1,1 Millionen Getötete, dann wieder 2,5 Millionen.[45] Von der Auslieferung nach Polen und Hinrichtung bedroht,[46] blieb Höß vor dem Nürnberger Militärtribunal dabei: drei Millionen Opfer, davon 2,5 Millionen "Vergaste und Verbrannte",[47] korrigierte das aber gegenüber dem amerikanischen Gefängnis-Psychologen[48] und hernach in seiner Krakauer Niederschrift ("Hätte die Staatsanwaltschaft nicht eingegriffen, so hätte man mich fertig gemacht"[49]) als "viel zu hoch" auf 1,13 Millionen "zur Vernichtung" Eingelieferte zuzüglich "der kleineren Aktionen",[50] damit näher dem Resultat dieser Studie von fast 900 000, doch noch immer im Detail - exakt seinem ersten Protokoll entsprechend - weit überhöht: Für Frankreich nannte er etwa 110 000 Opfer - insgesamt wurden 75 721 eingeliefert. Aus den Niederlanden kamen laut Höß 95 000, es waren aber 60 026,[51] für die Slowakei zählte er etwa 90 000, obwohl lediglich 26 661 slowakische Juden nach Auschwitz verbracht worden waren,[52] für Griechenland 65 000 bei 53 789 tatsächlich Deportierten.[53] Für Belgien nennt Höß 20 000,[54] angeblich 400 000 aus Ungarn, 250 000 aus Polen (300 000 laut Piper[55]) und 100 000 aus Deutschland - ohne das von Höß oder seinem polnischen Vernehmer Jan Sehn Polen zugeschlagene Oberschlesien, aber mit Theresienstadt (zusammen 69 000 laut Piper).

Die Unzuverlässigkeit Hößscher Millionenzahlen ist so gravierend, dass Martin Broszat sie bei Herausgabe der Höß-Papiere an anderer Stelle einfach fortgelassen hat.[56] Die fehlenden Passagen lauten: "Als nächstes Land war Rumänien vorgesehen. Von da erwartete Eichmann nach Angabe seines Beauftragten in Bukarest ca. 4 Millionen Juden [. . .]."[57] Mehr als eine Null zuviel: Nur 342 000 Juden lebten 1940 in Rumänien laut "Enzyklopädie des Holocaust"[58] und Protokoll der Wannseekonferenz vom 20. Januar 1942. Höß weiter: "Gleichzeitig oder zwischenzeitlich sollte Bulgarien mit schätzungsweise 2 1/2 Millionen Juden folgen." Diese Zahl ist um das 50fache

44. Nbg.Dok. NO-1210.
45. Zimmerman, Holocaust Denial [Fn. 5], S. 337, Fn. 49.
46. Wie schon seine Ehefrau, Butler [Fn. 40], S. 236: "If you don't tell us we'll turn you over to the Russians and they'll put you before a firing squad. Your son will go to Siberia."
47. IMT Bd.XI, S. 458.
48. Gustave M. Gilbert: Nürnberger Tagebuch. Frankfurt a.M. 1962, S. 450.
49. Broszat, Kommandant [Fn. 17], S. 151.
50. Ebd., S. 167.
51. Eberhard Jäckel/Peter Longerich/Julius H. Schoeps: Enzyklopädie des Holocaust. München 1995, Bd. II, S. 1008.
52. Piper, Die Zahl [Fn. 26], S. 196.
53. Fleischer, Griechenland [Fn. 24], S. 269.
54. Piper, Die Zahl [Fn. 26], S. 199: 25 000.
55. Ebd.
56. Broszat, Kommandant [Fn. 6], S. 172, Fn. 1.
57. KL Auschwitz in den Augen der SS [Fn. 18], S. 132.
58. Jäckel/Longerich/Schoeps, Enzyklopädie [Fn. 51], Bd. III, S. 1254.


überhöht: Es gab nur 63 403 Juden in Bulgarien 1943,[59] gemäß Wannseeprotokoll waren es 48 000.

Gerald Reitlinger schätzte schon 1953 die Zahl der Menschenopfer in Auschwitz auf insgesamt eine Million, davon bis zu 750 000 im Gas Ermordete, von denen 550 000 -600 000 gleich bei Ankunft umgebracht worden seien.[60] Laut Piper starben im Lager 1 110 000 Menschen, davon 202 000 Registrierte und 880 000 Nichtregistrierte, unter ihnen 95 000 registrierte und 865 000 nichtregistrierte Juden.[61] Allerdings ist Pipers Zahl der aus Polen Eingelieferten mit 300 000 wahrscheinlich weit überhöht. Auch die Zahl der Überlebenden aus Ungarn bleibt bei ihm unklar.

Den letzten Forschungsstand nennt 1994 Pressac mit 631 000 bis 711 000 Toten insgesamt, davon 470 000 bis 550 000 nichtregistrierte, im Gas ermordete Juden.[62] Davon entfernt sich nicht allzuweit das Resultat dieser Studie mit mutmaßlich 510 000 Toten, davon wahrscheinlich 356 000 im Gas Ermordeten.[63] Dieses Ergebnis relativiert nicht die Barbarei, sondern verifiziert sie - eine erhärtete Warnung vor neuem Zivilisationsbruch.

59. Ebd., Bd. I, S. 262.
60. Gerald Reitlinger: Die Endlösung. Berlin 1956, S. 125, 522f.
61. Piper, Die Zahl [Fn. 26], S. 202.
62. Pressac, Krematorien [Fn. 11], S. 202.
63. Nach Langbeins Zahlen gem. Fn. 32, zuzüglich der Opfer aus Ungarn: 218 000.

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