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aus Bad Laer
Bad Laer - Auf fünf privaten Fernsehsendern, unter anderem auf Sat.1, N 24 und Tele 5
wirbt die Bad Laerer Versandapotheke Sanicare
gemeinsam mit Pharmaherstellern um Kunden – zunächst bis Mitte
November. „Damit möchten wir zeigen, dass Sanicare weiter am Markt
ist“, sagte Claas Meier von der Kanzlei des Bremer Nachlass-Insolvenzverwalters Bünning.
Im September war die TV-Werbung mit Beginn des Insolvenzverfahrens eingestellt worden.
Die größte deutsche Versandapotheke Sanicare
war Anfang September zahlungsunfähig geworden. Nach dem Tod des bisherigen Sanicare-Chefs Johannes Mönter
(Abbildung) hatte dessen Familie einen Nachlassinsolvenzantrag gestellt. Mit der Nachlassinsolvenz erreichen die Erben, dass sie nicht für Schulden des verstorbenen Firmenchefs haften müssen.
Der Betrieb sollte aber aufrecht gehalten und ein Investor gesucht werden. Insgesamt
waren 342 Mitarbeiter betroffen, zu der auch drei niedergelassene Apothekenin Bad
Laer, Versmold und Bielefeld gehören.
Während Sanicare seine Lieferungen an Krankenhäuser fast vollständig eingestellt hat, läuft das Versandgeschäft an Verbraucher weiter.
Der Konzern versorgte 50 Kliniken sowie mehrere hundert Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen mit Arzneimitteln und Produkten des medizinischen Bedarfs. Die wichtigsten Lieferanten versorgen das Unternehmen nach kurzem Lieferstopp wieder mit
Ware für den Versandhandel. Sollte es bei der Lieferung einzelner Medikamente Engpässe geben, würden die Rezepte an die Kunden zurückgeschickt, damit diese sich die Präparate in anderen Apotheken besorgen können.
Der Umsatz des Unternehmens betrug
im letzten Jahr 216 Millionen Euro. Insgesamt waren mehr als 800 Menschen bei der Sanicare-Gruppe beschäftigt. Die anderen Unternehmensbereiche sind bislang nicht von der Insolvenz
betroffen, so auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im
Gesundheitszentrum . Hier arbeiten niedergelassene Mediziner vom Augenarzt bis zum Chirurgen als Angestellte. Mönter hatte das MVZ vor fünf Jahren gegründet.
Auch das seit 2005 zur Sanicare-Gruppe gehörende Oldenburger Unternehmen Köthe Medizintechnik ist nicht insolvent. Köthe versorgte unter anderem eine Südpol-Station und das Forschungsschiff Polarstern mit Medizintechnik.
Das gleiche gelte für die Apotheken, die der Frau des Verstorbenen, Marlies Mönter, gehören.
Bis
30. November muss ein Käufer gefunden sein. Bis dahin sind die Gehälter
der Mitarbeiter durch das Insolvenzgeld gedeckt. Bleibt ein Kaufangebot
aus, wird der Insolvenzverwalter ermitteln, ob der verbliebene Wert des
Unternehmens ausreicht, um ein Insolvenzverfahren zu finanzieren. Wenn
nicht, geht das Vermögen in den Besitz der Gläubiger über, und die
Versandapotheke ist Geschichte. Ungewiss ist, was aus den Anteilen am Unternehmen geworden ist, die Mitarbeiter erworben hatten. Bünning hat das Geld
im vom verstorbenen Sanicare-Gründer Johannes Mönter hinterlassenen Firmengeflecht bisher nicht ausfindig gemacht.
Zugleich wird die niederländische Apotheke Doc Morris
mit großem Rabatt verkauft. Der zur Haniel-Gruppe gehörende Pharmagroßhändler Celesio
, der Doc Morris 2007 übernahm, will die Tochter inzwischen wieder loswerden. Damit reagiert der Konzern auf den starken Rückgang des Geschäfts.
Erst vor wenigen Tagen hatte ein Gesetz den Bundesrat passiert, demzufolge ausländische Versandapotheken keine Rabatte und Boni mehr gewähren dürfen.
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