Die Krise der Printmedien erreicht die BDR. Das 'Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main' hat am Morgen für die "Frankfurter Rundschau"
(FR) wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag gestellt. Damit wird in den nächsten Tagen ein Insolvenzverwalter die Geschäfte übernehmen und nach einem Investor suchen. Die "Frankfurter Rundschau", deren Mantelteil in einer Redaktionsgemeinschaft mit der "Berliner Zeitung" entsteht, ist trotz zahlreicher Sparrunden seit Jahren defizitär. Im vergangenen Jahr waren weitere 58 Stellen betriebsbedingt gestrichen worden, die FR hat damit aktuell nur noch etwas mehr als 500 Mitarbeiter. Auch die Auflage sinkt: Im dritten Quartal 2012 verkaufte das Blatt durchschnittlich knapp 118.000 Exemplare pro Tag. Vor zehn Jahren waren es noch gut 183.000. Von der Pleite sind auch in Berlin arbeitende Redakteure betroffen. Zuletzt war der Zeitung ein Großteil des Anzeigengeschäfts weggebrochen.
Mit dem Entschluss kapitulieren zwei langjährige Medienunternehmer bei einer ihrer wichtigsten Beteiligungen vor dem digitalen Umbruch in der Medienbranche. Die
'Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH', die die Frankfurter Rundschau herausgibt, gehört zu 50 Prozent plus einer Stimme der Kölner Mediengruppe
'M. DuMont Schauberg'. 40 Prozent liegen bei der DDVG, der Medienholding der SPD. Die übrigen Anteile hält die Karl-Gerold-Stiftung.
Die SPD-Medienholding ist daneben direkt oder indirekt an weiteren Zeitungen wie der "Neuen Westfälischen", der "Sächsischen Zeitung", der "Frankenpost" oder der "Hannoverschen Allgemeinen" beteiligt. DuMont Schauberg gibt beispielsweise den "Kölner Stadt-Anzeiger", den "Express" und die "Berliner Zeitung" heraus.
Bislang hatte die Krise der Printmedien vor allem im Ausland konkrete Folgen. Mehrere französische Tageszeitungen haben auf eine rein digitale Erscheinungsweise umgestellt, im vergangenen Monat kündigte das US-Wochenmagazin "Newsweek" diesen Schritt an.
Freiburg
- Den ganzen Tag über sitzen sie in der Freiburger Innenstadt. Sie sehen alt, krank und hilfsbedürftig aus. Laut den Schildern, die sie in ihren Händen halten, leiden sie an einer schweren Krankheit oder haben mehrere Kinder, die unterstützt werden müssen. Ohne Dach über dem Kopf, ohne etwas zu essen.
Sie konzentrieren sich jetzt auf den Weihnachtsmarkt, wo sie sich mehr Einnahmen erwarten. Was ihnen rechtlich unbenommen ist, solange sie nicht aggressiv betteln.
Etwa zehn dieser Bettler sind in Mülhausen als wohnsitzlos gemeldet und das ganze Jahr über in
Freiburg.
Es gibt verschiedene Tricks, mit denen die Bettler die Hilfsbereitschaft der Passanten wecken: Mal täuschen sie vor, nur auf Krücken zu gehen, manchmal scheinen ihre Hände verkrüppelt, mal stellen sie sich taubstumm.
Mit immer neuen Methoden versuchen organisierte Bettlerbanden, das Mitgefühl der Passanten zu wecken. Die neueste Masche: Sie haben niedliche Welpen dabei, um den Mitleidsfaktor zu erhöhen. Der Polizei sind dabei die Hände gebunden.
Insgesamt 40 Fälle zählt die Freiburger Polizei für dieses Jahr, in denen sie Bettler, meist auf Beschwerde von Bürgern, kontrolliert hat. Die Polizei ist
aber weitgehend machtlos: Bettelei ist in Deutschland nur dann strafbar, wenn sie gewerbsmäßig betrieben wird oder den Straftatbestand der Nötigung erfüllt.
Dies
ist im Einzelfall jedoch schwer nachzuweisen. Der Mülhauser Wohnsitz
erschwert die strafrechtliche Verfolgung zusätzlich.
Tatsächlich dürfen die südosteuropäischen Bettler das Geld, das sie durch Betteln verdienen,
nicht behalten. Es wird ihnen am Ende des Tages von den Hintermännern der Bande abgenommen.
In den vergangenen Tagen ist die Polizei immer wieder gegen sogenannte Sammlungsbetrüger eingeschritten. Diese sprechen Menschen mit einer
erfundenen Geschichte an und bitten um Geld, weil etwa ein Kind in einer Notlage sei. Wie zwei 20 und 21 Jahre alte Frauen, die am Mittwoch auf der Salzstraße eine ältere Frau so sehr bedrängten, bis sie zehn Euro gab. Hier
griffen Passanten ein und hielten die beiden so lange fest, bis sie von der Polizei zur Wache gebracht wurden.
Berlin - Nach einer von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung
vorgelegten Untersuchung haben 9 Prozent der BDR-Bevölkerung ein geschlossenes rechtes Weltbild. In der Ex-DDR sei der Anteil derjenigen mit rechtem Gedankengut von 10,5 Prozent im Jahr 2010 auf jetzt 15,8 Prozent gewachsen. Im Westen ging dagegen der Anteil von 7,6 auf 7,3 Prozent zurück. Mit 25,1 Prozent in ganz Deutschland sei Ausländerfeindlichkeit die am weitesten verbreitete Position. Während in der West-BDR jeder Fünfte eine solche Einstellung habe, seien es in der Ex-DDR inzwischen 39 Prozent. Die Altersgruppe von 14 bis 30 Jahren wies bei der Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur oder der Verklärung des Nationalsozialismus inzwischen sogar höhere Werte auf als die der Über-60-Jährigen. Antisemitismus sei bei rund jedem elften Bundesbürger deutlich ausgeprägt.
München - Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) ließ sich
der sog. NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt 2005 in Stuttgart mit seinem Fahrrad vor einem Geschäft türkischer Händler fotografieren. Am selben Tag habe er auch noch ein Ziel in Hof ausgespäht und wurde Stunden später mit Beate Zschäpe auf dem Sofa in ihrer gemeinsamen
Zwickauer Wohnung fotografiert. Die genau ausgespähten Ziele nennt die SZ nicht. Sowohl Stuttgart als auch Hof wurden von Anschlägen verschont.
Berlin - Am 6. November war bekannt geworden, dass der dortige Verfassungsschutz am 29. Juni diesen Jahres 57 Akten zum Rechtsextremismus vernichten ließ. 32 von ihnen waren eigentlich zur Aufbewahrung beim Landesarchiv vorgesehen. Das Herausnehmen der 57 Akten aus den Ordnern nahm mehrere Tage in
Anspruch, weil der Referatsleiter diese Arbeit selbst übernahm; seine Mitarbeiter
nörgelten stets, wenn er sie dazu aufforderte.
Philipp I., genannt der Großmütige, aus dem Haus Hessen
* 13. November 1504 in
Marburg
†
31. März 1567 in Kassel
Von 1509/1518 bis 1567 Landgraf der Landgrafschaft Hessen.
Weitere
Infos:
Abendlied
Es hat nun mehr das güldne Licht
Des Himmels seinen Lauf verricht',
Der Tag hat sich geneiget;
Der blasse Mond steht auf der Wacht,
Die Sterne leuchten durch die Nacht,
Der süße Schlaf sich zeiget.
Ei, nun will ich in sanfter Ruh
Die Nacht mit Schlafen bringen zu,
Ermüdet durch viel Schreiben,
Das durch den langen Tag ich trieb,
Bis mir die Nacht den Paß verhieb,
Die Sinnen fortzutreiben.
Indessen sei mein Glanz und Licht
Dein freudenreiches Angesicht,
O Sonne meiner Seelen,
Daß nicht der Nächte Schatten mich
Mit Furcht und Schrecken inniglich
Im Herzen möge quälen.
Nimm weg den schweren Sündenschwall,
So sich ereignet überall,
Aus meines Herzens Schranken.
Daß ich fein sanfte ruhen mag,
Und, wann nun kömmt der frühe Tag,
Dir, Höchster, freudig danken.
Hiermit will ich nun schlafen ein,
und dir, o Gott, ergeben sein,
Du wirst mich wohl erretten.
Behüte mich für schnellem Tod,
Für aller Angst und Krieges Not
Und für des Teufels Ketten.
Philipp von
Zesen
* 8. Oktober 1619 in Priorau
bei Dessau
† 13. November 1689 in
Hamburg
Deutscher
Dichter, Schriftsteller und Sprachreiniger.
Weitere
Infos:
Anmerkung: Der Kaiser Ferdinand
erhob den erst 33jährigen Philipp von Zesen 1653 in den Adelstand. Das jammervolle Elend der deutschen Nation ging Philipp von Zesen zu Herzen, wie nur der Besten einem, die
Überzeugung, daß die deutsche Sprache, wenn es so weiter ginge, wie bisher, völliger Verwälschung anheimfallen müsse,
teilte er mit allen Einsichtsvollen, aber während die Mehrzahl sich damit begnügte, gegen das Unwesen der Fremdwörter zu predigen, im übrigen aber lustig mit dem Strome schwamm, suchte er nicht allein durch Lehre, sondern auch durch Beispiel eine Besserung herbeizuführen.
Um die sehr im Argen liegende deutsche Rechtschreibung auf einer sichern Basis aufzubauen, versuchte er das phonetische
Prinzip strengstens durchzuführen und um sie ganz deutsch zu gestalten, wollte er die undeutschen Buchstaben und Lautverbindungen c, q, y, ph ganz aus dem Alphabet verbannen. Dabei geriet er auf Irrwege und in
Übertreibungen.
Anzuerkennen ist die Gründlichkeit, mit der er
verfuhr, wo es galt, ein Fremdwort auszumerzen. Er hat zu diesem Zwecke nicht allein die Schriften seiner Zeitgenossen, sondern auch zurück die Hauptschriftsteller bis auf Luther abgesucht. So hat er zur Verbreitung älterer und jüngerer Neubildungen und zur Erhaltung alter Worte nicht wenig beigetragen. Neue Worte bildete er erst, wo ihn jene Quellen im Stich lassen. Zu billigen war auch, dass er statt der gebräuchlichen fremdländischen Vornamen auf die guten deutschen Namen aufmerksam machte.
Dagegen war es freilich
seltsam, dass er die antiken Götternamen durch neu erfundene deutsche Worte wie Liebinne, Schauminne, Lachmund für Venus, Kluginne oder Blauinne für Athene u. dgl. ersetzen
wollte. Übrigens muss man, um seinen praktischen Standpunkt zu verstehen, auch den Umstand berücksichtigen, dass er in Holland lebte und schrieb, wo man die Reinigung der nationalen Sprache von allen fremden
Bestandteilen mit ziemlicher Strenge durchgeführt hatte. Was hier gelungen war, hielt er auch in Deutschland für möglich, und so ist es zu begreifen, dass er, unbeirrt durch Hohn und Spott, seinem früh gefassten Vorsatze, die Muttersprache, der er in schwärmerischer Verehrung ergeben war, in ihrem echten und wahren Wesen wiederherzustellen, unerschütterlich treu geblieben ist.
Philipp von Zesen erfand für zahlreiche Fremdwörter Verdeutschungen, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden haben, wie Ableitung (für das Fremdwort Derivation), Abstand (Distanz), Angelpunkt (Pol), Anschrift (Adresse), Augenblick (Moment), Ausflug (Exkursion), Beifügung (Apposition), Beistrich (Komma), Besprechung (Rezension), Blutzeuge (Märtyrer), Bücherei (Bibliothek), Emporkömmling (Parvenü), Entwurf (Projekt), Farbgebung (Kolorit), Freistaat (Republik), Gesichtskreis (Horizont, Panorama), Glaubensbekenntnis (Credo), Gotteshaus (Tempel), Grundstein (Fundament), Kreislauf (Zirkulation), Leidenschaft (Passion), Letzter Wille (Testament), Mundart (Dialekt), Nachruf (Nekrolog), Rechtschreibung (Orthographie), Sinngedicht (Epigramm), Sterblichkeit (Mortalität), Verfasser (Autor), Vollmacht (Plenipotenz), Wahlspruch (Devise), Weltall (Universum).
Erfolglose Verdeutschungen
* 29. Februar 1792 in Pesaro
† 13. November 1868 in Paris-Passy
Italienischer Opernkomponist.
Weitere
Infos:
A
Il barbiere di Siviglia
La calunnia è un venticello,
un'auretta assai gentile
che insensibile, sottile,
leggermente, dolcemente
incomincia a sussurrar.
Piano piano, terra terra,
sottovoce, sibilando,
va scorrendo, va ronzando;
nelle orecchie della gente
s'introduce destramente
e le teste ed i cervelli
fa stordire e fa gonfiar.
Dalla bocca fuori uscendo
lo schiamazzo va crescendo
prende forza a poco a poco,
vola già di loco in loco;
sembra il tuono, la tempesta
che nel sen della foresta
va fischiando, brontolando
e ti fa d'orror gelar.
Alla fin trabocca e scoppia,
si propaga, si raddoppia
e produce un'esplosione
come un colpo di cannone,
un tremuoto, un temporale,
un tumulto generale,
che fa l'aria rimbombar.
E il meschino calunniato,
avvilito, calpestato,
sotto il pubblico flagello
per gran sorte ha crepar.
Der Barbier von Sevilla
Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen,
Kaum vernehmbar, in dem Entstehen,
Still und leise ist sein Wehen:
Horch, nun fängt es an zu säuseln -
Immer näher, immer näher kommt es her. -
Sachte, sachte! - Nah zur Erde!
Kriechend, schleichend! - Dumpfes Rauschen!
Wie sie horchen, wie sie horchen!
Wie sie lauschen, wie sie lauschen!
Und das zischelnde Geflüster,
Dehnt sich feindlich, dehnt sich feindlich aus und düster,
Und die Klugen und die Tröpfe
Und die tausend hohlen Köpfe
Macht sein Sausen voll und leer! -
Und von Zungen geht's zu Zungen -
Das Gerede schwellt die Lungen -
Das Gemurmel wird Geheule -
Wälzt sich hin mit Hast und Eile;
Und der Lästerzungenspitzen
Zischen drein mit Feuerblitzen,
Und es schwärzt sich Nacht und Schrecken
Schaurig immer mehr und mehr.
Endlich bricht es los das Wetter,
Unter grässlichem Geschmetter!
Durch der Lüfte Regionen
Tobt's wie Brüllen der Kanonen,
Und der Erde Stoss und Zittern
Widerhallt in den Gewittern,
In der Blitze Höllenschlund! -
Und der Arme muss verzagen,
Den Verleumdung hat geschlagen. -
Schuldlos geht er dann, verachtet,
Als ein Ehrenmann zugrund.