Hof - Das kirschrote Sofa am Oberen Torplatz
zog sofort die Blicke auf sich. Doch wer näher trat, bemerkte, dass die Couch nicht zum Ausruhen gedacht
war. Wie Stalagmiten ragten Stacheln aus der Sitzfläche empor. Am Boden liefen
Spruchbänder auf das Sofa zu: "Existenzangst", stand da, oder "Berufsstress", "Schuldruck" und "Medienzwänge".
"Unruheplatz" heißt das Werk von Anna-Maria Koptenko und Alexander Feitenhansl, das
vor einigen Wochen feierlich enthüllt wurde. Die beiden Künstler sind Schüler am
Jean-Paul-Gymnasium . Ihr Werk konzipierten sie im Rahmen des
Seminars "Kunst im öffentlichen Raum". Unter dem Sofa steckt eine echte
Couch. Sofa und Stacheln sind mit Zement überzogen. Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner
(Bild) hoffte , dass sich die Schüler über
das Kunstwerk auch mit ihrer Heimat identifizieren.
Mehrfach haben inzwischen Unbekannte das Kunstwerk beschädigt. Noch nicht einmal eine Woche hatte
es gestanden, da wurde es zum ersten Mal beschädigt. Jetzt sind die Spruchbänder ganz weg, das Sofa selbst hat eine größere
Schadstelle. Nun lassen die Künstler es entfernen. Alexander
Feitenhansl erstattete nach der ersten Beschädigung Anzeige. Jetzt möchte er die Anzeige ausdehnen auf die neuen Beschädigungen, auch wenn sich aus der Anzeige bislang nichts ergeben hat.
Osnabrück
- In einem Prozess um einen sogenannten Ehrenmord an einer 22-jährigen Kurdin haben am Mittwoch zum Auftakt der angeklagte Ehemann und der Vater des Opfers vor dem Landgericht Osnabrück zu den Vorwürfen geschwiegen. Das Verfahren begann unter großen Sicherheitsvorkehrungen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 29 Jahre alten Ehemann vor, seine Frau im Mai im emsländischen Dörpen erwürgt zu haben. Sein 70 Jahre alter Schwiegervater, der gleichzeitig sein Onkel ist, habe sich zur
Abwicklung und Kontrolle der Tat ebenfalls am Tatort befunden, sagte die Staatsanwältin.
Laut Anklagebehörde ist die verletzte Familienehre das Motiv für die Tat. Das Opfer stamme aus einer sunnitischen Familie, und
letztere habe nicht akzeptieren können, dass die junge Frau türkischer Nationalität eine Beziehung zu einem verheirateten Mann alevitischer Glaubensrichtung eingegangen sei.
Das Ehepaar hatte in der Türkei geheiratet, die Frau aber in Deutschland gelebt. Der Mann war laut Staatsanwaltschaft einige Monate vor der Tat illegal nach Deutschland eingereist, um seine Frau zur Rückkehr zu bewegen. Beide haben einen dreijährigen Sohn. Das Sorgerecht liegt derzeit beim Landkreis Emsland. Der Junge lebt aber in der Obhut der Mutter des Opfers.
Anwälte der beiden Angeklagten beschwerten sich zu Beginn über die hohen Sicherheitsvorkehrungen im Landgericht. Die Staatsanwältin erwiderte,
in abgehörten Telefongesprächen hätten die Angeklagten und deren Gesprächspartner geäußert, sich an Polizisten und Justizbeamten rächen zu wollen. Insgesamt sind 15 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil soll am 29. Januar fallen.
Die Verteidiger warfen den Ermittlern vor, die beiden Beschuldigten, die selbst kaum beziehungsweise kein deutsch sprechen, nicht ausreichend über ihre Rechte belehrt zu haben.
Im Juli hatte das Landgericht Hildesheim einen 38-jährigen Ehemann wegen tödlicher Schüsse auf einen Nebenbuhler zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Deutsch-Libanese hatte nach Ansicht des Gerichts die Tat begangen, um die verletzte Familienehre wiederherzustellen.
Im Mai verurteilte das Detmolder Landgericht einen Kurden zu lebenslanger Haft, weil er seine Schwester ermordet hatte. Auch weitere Geschwister wurden verurteilt. Die 18-Jährige hatte eine Beziehung zu einem Deutschen.
Berlin -
Nach der Vernichtung von Rechtsextremismus-Akten hat Berlins Verfassungsschutz-Chefin Claudia Schmid ihren Posten geräumt.
Auch der Referatsleiter für Rechtsextremismus, der für die jüngste rechtswidrige Vernichtung von Akten verantwortlich ist, muss seinen Posten räumen und eine neue Aufgabe übernehmen.
Mit Schmid haben in diesem Jahr bereits fünf Leiter einer Verfassungsschutzbehörde infolge des Skandals um die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ihr Amt
verloren.
Die beim Berliner Landesamt für VS vernichteten Akten enthielten Informationen und Erkenntnisse über Strukturen, Vernetzungen, Personen und über V-Leute,
aus denen hervorging, dass der VS und staatliche Sicherheitsbehörden ständig über Aufenthaltsorte und Aktivitäten von Uwe, Uwe und Beate - das später als NSU medial präsentierte und seit 1998 in den Untergrund abgetauchte rechte Trio aus Thüringen - genau informiert war und auch deren Geldbeschaffung aus der Szenen und durch gelegentliche Banküberfälle kannte.
Nova methodus pro maximis et
minimis, itemque tangentibus, quae nec fractas nec irrationales quantitates moratur et singulare pro illis calculi
genus. In: Acta Eruditorum, mensis octobris anno
1684
Erstausgabe der epochalen Schrift über die Erfindung der Infinitesimalrechnung. Die
mathematische Großtat der Erfindung der Infinitesimalmethoden wurde in einem Zeitraum von rund zehn Jahren und unabhängig voneinander von
Leibniz und Isaac Newton
erdacht. Leibniz' Aufsatz erschien drei Jahre vor Newtons diesbezüglicher ersten Veröffentlichung. In seiner ohne Formeln veröffentlichten Kurzdarstellung gibt Leibniz in knappster Form eine Definition des Differentials, mit dem noch heute gebräuchlichen 'd'
('differentia'), wobei er ganz beweislos die wichtigsten Differentiationsregeln sowie die Anwendung auf das Brechungsgesetz und die Lösung des sogenannten Debeauneschen Problems
darlegt. Die nur mit Leibniz' Initialen G. G. L. [Gothofredus Guillermus] gekennzeichnete erste Originalarbeit erschien in der 1682 von Leipziger Professoren um Otto Mencke
und Christian Pfautz [1645–1711, seit 1676 Prof. der Mathematik in
Leipzig] gegründeten ersten wissenschaftlichen Zeitschrift Deutschlands,
die Acta Eruditorum . In der Folge wurde sie dank Leibniz und den Basler Mathematikern Johann
und Jakob Bernoulli
zu einem Forum der Infinitesimalrechnung, die zu einem universalen und unentbehrlichen Hilfsmittel der Mathematik mutierte. Die beiden Basler, die zu den ganz wenigen Gelehrten zählten, die
Leibniz' geniale Abhandlung auch verstanden, sorgten mit ihren eigenen Arbeiten für die Verbreitung der Differential- und Integralrechnung, ohne die es
keine moderne Technik gäbe.
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Gottfried Wilhelm Leibniz
* 1. Juli
1646 in Leipzig
† 14. November 1716 in Hannover
Deutscher Philosoph, Wissenschaftler, Mathematiker, Diplomat, Physiker, Historiker,
Politiker.
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Zitate
Gott hätte die Welt nicht geschaffen, wenn sie nicht unter allen möglichen die beste gewesen wäre.
Die Gerechtigkeit ist nichts anderes als die Nächstenliebe des
Weisen.
Wer Wahrheit sucht, der darf nicht die Stimmen zählen.
Der ewige Friede paßt als Aufschrift über Kirchhofspforten; denn nur die Toten schlagen sich nicht mehr.
Denn man hat über Dinge, die man nicht kennt, immer eine bessere Meinung, und Geheimnisse, die enthüllt werden, fordern oft den Spott
heraus
Und wenn Volkswörter zur Verfügung stehen, so ist es eine Sünde, durch meist unbequeme selbstgemachte Neuwörter die behandelten Gegenstände zu verdunkeln.
Jede Rede ist um so verständlicher, je mehr ihre Ausdrücke der Volkssprache entnommen sind. Wenn also irgendwelche Ausdrücke der Volkssprache zu Gebote stehen, die gleich knapp und treffend sind, so soll man sich der Fachausdrücke enthalten.
Wer seine Schüler das ABC gelehrt, hat eine größere Tat vollbracht als der Feldherr, der eine Schlacht geschlagen hat.
Ich habe immer gedacht, daß man das Menschengeschlecht bessere, wenn man die Jugend bessert.
Überlaßt mir die Erziehung und in einem Jahrhundert ist Europa umgestaltet.
Alles, was der Gesellschaft, das heißt dem Menschengeschlecht und der Welt nützt, ist ehrenvoll, alles, was ihr schädlich ist, schändlich.
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Johann Nepomuk Hummel
* 14. November 1778 in Pressburg
† 17. Oktober 1837 in Weimar
Deutscher Komponist und Pianist.
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Jean Paul
* 21. März 1763 in
Wunsiedel
† 14. November 1825 in Bayreuth
Deutscher Schriftsteller.
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Zitate von Jean Paul
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.
Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man leicht die Fidel auf den Kopf.
Wer seine Augen nicht braucht um zu sehen,
der wird sie brauchen um zu weinen.
Freude am Strafen hat nur der Teufel.
Wurst ist eine Götterspeise. Denn nur Gott weiß, was drin ist.
Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.
Zitate über Jean Paul
Eine solche Verbindung von Witz, Phantasie und Empfindung möchte auch wohl ungefähr das in der Schriftsteller-Welt sein, was die große Konjunktion dort oben am Planeten-Himmel ist. Einen allmächtigern Gleichnis-Schöpfer kenne ich gar nicht.
Georg Cristoph Lichtenberg
Er hat in seinen Romanen echt poetische Gestalten zur Welt gebracht, aber alle diese Geburten schleppen eine närrisch lange Nabelschnur mit sich herum und verwickeln und würgen sich damit.
Heinrich Heine
Alles hat er in sich vereint, um auch die verschiedensten Gaumen zu befriedigen; ... als er fertig war und das Publikum kostete, fand man es wohlschmeckend, delikat, aber es widerstand dem Magen, weil niemand seine Kraftbrühen, den sonderbaren, dunklen Stil, ertragen konnte.
Wilhelm Hauff
Wo Jean Paul zu denken scheint, parodiert er doch eigentlich nur die
Gedanken anderer.
Friedrich Schlegel
Ein Mann, der Orients Breite, Höhen und Tiefen durchdrungen, findet, daß kein deutscher Schriftsteller sich den östlichen Poeten und sonstigen Verfassern mehr als Jean Paul Richter genähert habe.
Johann Wolfgang Goethe
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Georg
Wilhelm Friedrich Hegel
* 27. August 1770 in Stuttgart
† 14. November 1831 in Berlin
Deutscher Philosoph des Idealismus.
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Zitate
Das Mittelmaß bleibt und regiert am Ende
die Welt.
Die Ungeduld verlangt das Unmögliche, nämlich die Erreichung des Ziels ohne die Mittel.
Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr.
Die Geschichte hat noch nie etwas anderes gelehrt, als dass die Menschen aus ihr nichts gelernt haben.
Nationen, die in sich unverträglich sind, gewinnen durch Kriege nach außen Ruhe im Innern.
Der gesunde Menschenverstand ist die Denkweise einer Zeit, in der alle Vorurteile dieser Zeit enthalten
sind.
Schweigen ist eine wesentliche Bedingung für jede Bildung und jedes Lernen.
Ein Hauptmoment in der Erziehung ist die Zucht, welche den Sinn hat, den Eigenwillen des Kindes zu brechen, damit das bloß Sinnliche und Natürliche ausgereudet werde.
Alles in der Muttersprache ausdrücken zu können, bekundet höchste Geistes- und Seelenbildung.
Man muß seinen Freunden so wenig als möglich beschwerlich fallen.
Willst du leben, mußt du dienen;
willst du frei sein, mußt du sterben.
Paul
Klinger
* 14. Juni 1907 in
Essen
† 14. November 1971 in München