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Freitag, 22. März 2013

Hans Kohlhase 

* um 1500 in Tempelberg bei Müncheberg 
22. März 1540 (hingerichtet) in Berlin

Bürger und Kaufmann in Cölln an der Spree (heute ein Teil Berlins), Befehder Sachsens 1534–1540 und Vorbild für die Titelfigur in Heinrich von Kleists Novelle Michael Kohlhaas
.

 

Hans Kohlhase stammte aus einer weitverzweigten Handwerkerfamilie von Schmieden und Tuchmachern, seit 1530 besaß er das Bürgerrecht von Cölln. Er galt als rechtschaffener und ehrlicher sowie wohlhabender Kaufmann. Am 1. Oktober 1532 brach er von Cölln nach Leipzig auf, um die dortige Herbstmesse zu besuchen. Bei einer Rast im Dorf Wellaune geriet er mit einigen Untertanen des Grundherren Günther von Zaschwitz aneinander, die ihn des Pferdediebstahls verdächtigten und zwei seiner Pferde einbehielten. Auf der Heimreise nach der Messe sprach Kohlhase, versehen mit einem Empfehlungsschreiben eines Leipziger Bürgers, beim Junker von Zaschwitz vor. Dieser stimmte zwar der Rückgabe der Pferde zu, man verlangte aber die Erstattung der angefallenen Futterkosten von fünf bis sechs Groschen. Als Kohlhase dies ablehnte, wurden ihm die Pferde nicht herausgegeben. Der Konflikt eskalierte in der Folgezeit, bis er die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und den Reformator Martin Luther beschäftigte. 

 

Vergleichsverhandlungen fanden am 13. Mai 1533 auf der Burg Düben statt, führten jedoch zu keiner friedlichen Beilegung des Konfliktes. Ein Grund bestand vor allem darin, dass der Ritter von Zaschwitz inzwischen verstorben war und seine Erben eine angemessene Entschädigungszahlung verweigerten. Nachdem Kohlhase keine seinen Vorstellungen entsprechende Genugtuung erhalten hatte, sagte er im März 1534 dem Junker von Zaschwitz und dem Kurfürstentum Sachsen die Fehde an. Zwischen Mai 1535 und Anfang 1540 verübte er in größeren Zeitabständen mit einer wechselnden Zahl von Anhängern eine Reihe von Überfällen auf Einzelpersonen und Ortschaften in Sachsen. Von brandenburgischer Seite blieb er zunächst jahrelang unbehelligt, bis seine Übergriffe auch die Interessen des Kurfürsten von Brandenburg tangierten. Anfang 1540 wurde er in Berlin festgenommen, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
   

Weitere Infos:  

Obwohl die Aktionen Kohlhases auf den brandenburgisch-sächsischen Grenzraum zwischen Wittenberg, Gömnigk, Marzahna und Kloster Zinna beschränkt blieben, war sein Unterstützerkreis in der gesamten Mark Brandenburg beträchtlich. Die Untersuchungsakten überlieferten mehr als 300 Mitstreiter und Helfer unter Handwerkern, Gastwirten, Gesellen, Tagelöhnern, Bauern, Knechten, Müllern, Händlern, Pfarrern, Amtleuten, Richtern und selbst niederen Adligen, von denen viele hingerichtet wurden.

Martin Luther schrieb an Hans Kohlhase einen Brief, in dem er ihn dazu aufforderte, von seinen Rachegedanken abzusehen. Nur Gott habe das Recht auf Rache. Daraufhin reiste Kohlhase unbemerkt mit seinem Gesellen nach Wittenberg. Er ließ seinen Diener im Gasthaus und klopfte am Abend an Martin Luthers Tür. Als man mehrmals nach seinem Namen und Begehr fragte, wollte er dies nicht sagen. Da ist dem Doktor eingefallen, es könnte vielleicht Kohlhase sein, der da an der Tür stehe. Er ging selbst nachschauen und fragte: "Numqvid tu es Hans Kohlhase?" und dieser antwortete "Sum Domine Doctor". (Bist du es etwa, Hans Kohlhase?- ich bin es, Herr Doktor.) Da hat er ihn heimlich zu sich eingelassen. Er berief die klügsten Theologen und Professoren zu sich, und sie diskutierten die ganze Nacht mit Kohlhase über seine Sache. Am Morgen hat Kohlhase bei Luther gebeichtet, das Sakrament empfangen und versprochen, von seinen Plänen abzusehen und dem Lande Sachsen keinen Schaden mehr zuzufügen, was er auch fortan einhielt. Er ging unbemerkt und getröstet zum Gasthaus zurück, da die Herren versprochen hatten, sich seiner Sache anzunehmen.  

Am 13. Juni 1539 kam es bei der Hinrichtung des Kohlhase-Anhängers Paul Stolz auf dem Marktplatz von Mittenwalde zum allgemeinen Aufruhr in der märkischen Kleinstadt, der erst unter Einsatz von Hakenbüchsen durch brandenburgisch-kurfürstliche Soldaten blutig unterdrückt werden konnte. Am 22. März 1540 hatte Hans Kohlhase in seinem öffentlichen Prozess in Berlin eine dreistündige Rede gehalten, in der er im Angesicht des Todes, ohne um Gnade zu flehen, sein Handeln stolz vor der Berliner Bevölkerung darlegte und von ihr offenen Beifall empfing.
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