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Donnerstag, 7. März 2013

Blutnacht von Wöhrden 

am 7. März 1929.   


Geldentwertung, Arbeitslosigkeit, rückläufige Welthandelspreise waren die Gründe einer sich in Deutschland anbahnende Wirtschaftskrise. Eine Missernte 1927 traf ganz besonders die Bauern hart. Mancher geriet in große finanzielle Schwierigkeiten. In Schleswig-Holstein entstand die „Landvolkbewegung“. Eine von ihr im Januar 1928 auf dem Heider Markplatz durchgeführte Kundgebung wurde mit 20.000 Teilnehmern zur größten Demonstration an der schleswig- holsteinischen Westküste.
Die Linksorientierung bei der Reichstagswahl vom 10. Mai 1928 (SPD und KPD erhalten zusammen 42 % der Mandate) blieb in Dithmarschen aus. Stattdessen erzielte die NSDAP riesige Gewinne. Waren es im Landesdurchschnitt in Schleswig-Holstein 15 %, so kamen Orte in Dithmarschen, wie Albersdorf auf 42 % und Wesselburen immerhin noch auf 20,6 % der Wählerstimmen.


Am 7. März 1929 beabsichtigte die NSDAP-Ortsgruppe Heide eine öffentliche Kundgebung in Wöhrden durchzuführen. Tags zuvor fand auf dem Heider Marktplatz eine Erwerbslosenversammlung statt, auf der der Kommunist Christian Heuck zum 7. März zu einer Gegendemonstration in Wöhrden aufrief. Der Landrat hatte jedoch bereits mit einem Verbot der NS-Kundgebung reagiert. Die Nationalsozialisten funktionierten ihre öffentliche Kundgebung in eine geschlossene Mitgliederversammlung um und führten diese um 20.00 Uhr in der Wöhrdener Gaststätte „Handelshof“ durch. Hauptredner war der SA-Oberführer Major a. D. Dinklage aus Hannover.
Gegenüber in der Gastwirtschaft „Zur Börse“ hatten sich die Mitglieder der Dithmarscher SA einquartiert. Zusammen dürften es an diesem Abend 300 NS-Anhänger gewesen sein.  

 

Am gleichen Abend kam Heuck mit etwa 100 Kommunisten nach Wöhrden. Dreimal marschierten sie an den Versammlungslokalen der NS vorbei, um sich dann bei der Kirche zu sammeln. Nach Ende der NS-Versammlung ließ Emil Gantz, Standartenführer der Dithmarscher SA, draußen alle NS-Mitglieder antreten. Im Gleichschritt ging es durch Wöhrden. „Wenn Kommunisten dies dürften, hätten sie wohl ein gleiches Recht“, lautete ihre Begründung. Um 21.30 Uhr trafen beide Kolonnen aufeinander. Ganz offensichtlich hatten es die Kommunisten bewusst darauf angelegt. Die NSDAP marschierte die Große Straße (5) hinunter und bog nach links in die Meldorfer Straße, in Richtung Gasthof „Handelshof“ ab. Die Kommunisten erwarteten sie am unteren Ende der Lindenstraße (4). Als ein Teil der NS-Kolonne in die Meldorfer Straße abgebogen war, stießen sie auf die Kommunisten. (X) Ein Gemetzel begann. Die Kommunisten waren mit stacheldrahtüberzogenen Stöcken, nagelgespickten Knüppeln, Schlagringen, Messern usw. bewaffnet, die Nationalsozialisten unbewaffnet.


 

Übersicht zum Geschehen am 7. März 1929 im Flurkarten-Ausschnitt der Wurt Wöhrden:
1 = Gastwirtschaft & Café „Zur Börse“ – Aufenthaltsort der SA.
2 = Gastwirtschaft „Handelshof“ – Versammlungsort der Nationalsozialisten. Von hier Abmarsch der Nationalsozialisten durchs Dorf.
3 = Im Schutz der Kirche wartet Kommunist Christian Heuck mit seiner Meute auf den Vorbeimarsch der Nationalsozialisten. Am unteren Ende der Lindenstraße befinden sich die Kommunisten. - Als die Nationalsozialisten von der Großen Straße links in die Meldorfer Straße zum Handelshof marschieren wollen, werfen sich die Kommunisten mit Gewalt auf Ihren Feind.
5 = Große Straße – Marsch-Zug der Nationalsozialisten.
6 = Standort des späteren SA-Gedenksteins.



Die Polizei, die bis dahin das Szenario beobachtet hatte, war schnell zur Stelle, um die Kontrahenten auseinanderzubringen. Es gab 7 Schwerverletzte und 23 Leichtverletzte. Zwei Nationalsozialisten, Hermann Schmidt aus St. Annen und Otto Streibel aus Bunsoh, sowie der Kommunist Johannes Stürzebecher, der in Wöhrden bei Verwandten zu Besuch weilt, fanden den Tod.


Die Beerdigung des Kommunisten Stürzebecher, dessen Leiche vorher obduziert worden war, fand am 11. März mit Schalmeienkapelle, vielen Kommunisten und großem Polizeiaufgebot auf dem Wöhrdener Friedhof statt.
Unter großem Aufgebot der NSDAP, Adolf Hitler kam persönlich, wurden die Nationalsozialisten Schmidt am 12. März in St. Annen bzw. Streibel am 13. März in Alberdorf bestattet.



Am 13. Februar 1934 wurde aus Osterwohld für die Errichtung eines SA-Denkmals in Wöhrden ein 8 t schwerer Findling herbeigeschafft. Er fand am 8. März auf einer 36 m2 großen Fläche im Garten, rechts der Meierei, als Denkmal für die SA-Leute Schmidt und Streibel seine Aufstellung. Am 6. März 1939 führte die NSDAP eine Zehnjahresfeier zur Erinnerung an die Blutnacht in Wöhrden durch. 



Das Denkmal wurde 1950 abgebrochen, der Platz eingeebnet. 

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