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Samstag, 16. März 2013

Börries Freiherr von Münchhausen  

* 20. März 1874 in Hildesheim
† 16. März 1945 in Windischleuba  

ABCD

Deutscher Balladendichter und Schriftsteller.

 

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Zitat

Bücher sind bessere Freunde als Menschen; denn sie reden nur, wenn wir wollen, und schweigen, wenn wir anderes vorhaben. Sie geben immer und fordern nie.

ABCD
Lederhosen-Saga

Es war ein alter schwarzbrauner Hirsch, Großvater schoß ihn auf der Pirsch,
und weil seine Decke so derb und dick, stiftete er ein Familienstück.
Nachdem er lange nachgedacht, ward eine Hose daraus gemacht,
denn Geschlechter kommen, Geschlechter vergehen, hirschlederne Reithosen bleiben bestehen.

Er trug sie dreiundzwanzig Jahr, eine wundervolle Hose es war!
Und als mein Vater sie kriegte zu Lehen, da hatte die Hose gelernt zu stehen!
Steif und mit durchgebeulten Knien stand sie abends vor dem Kamin, -
Schweiß, Regen, Schnee - ja, mein Bester: Eine lederne Hose wird immer fester!

Und als mein Vater an die Sechzig kam, einen Umbau der Hose er vor sich nahm,
das Leder freilich war unerschöpft, doch die Büffelhornknöpfe warn dünngeknöpft,
wie alte Groschen, wie Scheibchen nur, - er erwarb eine neue Garnitur.

Und dann allmählich machte das Reiten ihm nicht mehr den Spaß wie in früheren Zeiten, besonders der Trab in den hohen Kadenzen ist kein Vergnügen für Exzellenzen,
so fiel die Hose durch Dotation an mich in der dritten Generation.

Ein Reiterleben in Niedersachsen - die Gaben der Hose warn wieder gewachsen!
Sie saß jetzt zu Pferde wie aus Guß und hatte wunderbaren Schluß,
und abends stand sie mit krummen Knien wie immer zum Trocknen am Kamin.

Aus Großvaters Tagen herüberklingt eine ferne Sage, die sagt und singt,
die Hose hätte in jungen Tagen eine prachtvoll grüne Farbe getragen,
mein Vater dagegen - weiß ich genau - nannte die Hose immer grau.

Seit neunzehnhundert ist sie zu schaun etwa wie guter Tabak: braun!
So entwickelt sie, fern jedem engen Geize, immer neue ästhetische Reize,
und wenn mein Ältester einst sie trägt, wer weiß, ob sie nicht ins Blaue schlägt!

Denn fern im Nebel der Zukunft schon seh ich die Hose an meinem Sohn.
Er wohnt in ihr, wie wir drin gewohnt, und es ist nicht nötig, daß er sie schont,
ihr Leder ist gänzlich unerschöpft, - die Knöpfe nur sind wieder durchgeknöpft,
und er stiftet, folgend der Väter Spur, eine neue Steinnußgarnitur.

Ja, Geschlechter kommen, Geschlechter gehen, hirschlederne Reithosen bleiben bestehen. 

Heller Morgen

Als ich schläfrig heut erwachte, 
- und es war die Kirchenzeit –
hörte ich’s am Glockenschlage, 
dass es über Nacht geschneit. 

Als ich froh die Läden aufstieß, 
trug die Welt ein weißes Kleid, 
meine ganze Seele wurde
glänzend weiß und hell und weit. 

Denn in meinem hellen Zimmer
klang so hell der Glockenschlag, 
dass ich schon im Traume wusste: 
heute wird ein heller Tag.



Die Unersetzlichen 

Einst, wenn eure Kinder fragen: 
Vater, wo ist Goethe unsrer Zeit? 
Sollt ihr ihnen sagen: “Weit, weit 
Hinter der Düna, hinter dem Don 
scharrten wir ihn in ein mooriges Grab, 
Was wussten wir denn davon, 
Als wir ihn senkten hinab! 
Was lag an der Menschheit ewgen Gesängen, - 
Wir mussten doch eine Brücke sprengen, 
Das war das Wichtigste unserer Zeit 
Damals …weit …weit!“ 

Einst, wenn eure Kinder fragen: 
Haben wir einen Rembrandt nicht? 
Mögt ihr ihnen sagen 
(aber seht ihnen nicht ins Gesicht!): 
„In Afrika drüben, bei El Alamein 
gruben wir ihn in den Flugsand ein, - 
Wir mussten dort einige Klippen halten, 
die uns mehr als Rembrandt galten; 
Im Schuss er die Bergwand nieder rollte, 
der sein Jahrtausend beglücken sollte, 
Was galt ein Gefreiter in jener Zeit 
Damals…weit…weit!“ 

Einst, wenn eure Kinder fragen: 
Unser Beethoven, wo ist der? 
Könnt ihr Alten nur müde sagen: 
„Den wiegt und schaukelt hin und her 
Die lange Welle im eisigen Meer. 
Weit da oben im höchsten Nord, - 
schlug ihn die Sturzsee über Bord, 
Wir hörten noch seinen letzten Schrei, 
Dann traf ihn vom russischen Flugzeug der Blei.
Der Sturm, der über Finnland zieht, 
singt ihm und orgelt in tiefen Akkorden 
Ewiges Schlummerlied … 
Weit da oben im hohen Norden, - 
Und das wäre Beethoven geworden !“ 

Einst, wenn eure Kinder ergrauen, 
Werden sie wohl auch Künstler schauen, 
Ragend hoch über ihre Zeit, 
weit leuchtend, weit … 
Doch die hingemäht waren, 
Jene leicht Verletzlichen 
Sind die Unvertretbaren, 
Ewig Unersetzlichen. – 
Neue Bilder, neue Ferse, neue Lieder 
Wie sie Gott allen Zeiten verlieh - - - 

Aber die Großen des Volkes gibt Gott nicht wieder – 
Nie! 
DABCD

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