Rezension
Die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
Wie einfach ist die Welt: Es gibt nur Warner, die die Klimakatastrophe in grellen Farben an die Wand malen und Skeptiker, die den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel in Frage stellen. Von Storch und Krauss machen den Fehler, unter dem Begriff Klimaskeptiker alle diejenigen zu verstehen, die eine anthropogene Einwirkung abstreiten. Das ist aber der verschwindend kleine Teil. Alle anderen, die Kritik üben und Art und
Ausmaß der anthropogenen Einwirkung hinterfragen, wirft er in einen Topf: eben Klimaleugner (was immer das ist). Die überwältigende Zahl der Kritiker des Weltklimarates aber kommen zur Einschätzung, dass es einen Einfluss des Menschen
gibt, dieser aber nur einen Bruchteil der Weltklimaratsprognosen ausmacht.
Das ist am Ende ein schwer durchschaubarer Trick, denn so können von Storch und Krauss zwar den IPCC
(Intergovernmental Panel on Climate Change)
heftig wegen seiner Kommunikation kritisieren - weil er es ja den Skeptikern durch Übertreibungen leichter macht - ohne die zugrunde liegende Position in Frage zu stellen.
Rumschwadronieren am Lagerfeuer über die politische Anmaßung von IPCC und Skeptikern kann jeder. Man wüsste doch gerne, welchen quantitativen Effekt von Storch dem anthropogenen Einfluss zubilligt. Ist die Klimasensitivität 3 (IPCC), 1,9
(Norwegischer Research Council) oder 0,6 (Lindzen). Das ist doch die entscheidende Frage, die über das Tempo des Umbaus der Energieversorgung und der Anpassung unserer Lebensstile entscheidet: geht es um unproblematische 1, schwierige 3 oder gar katastrophale 6 Grad? Da wüssten wir doch gerne, wo von Storch sich positioniert. Wer wissen will, wie groß der Einfluss des Menschen auf die Klimaveränderung
ist (nämlich eher zwischen 1 und 2), braucht das Buch nicht zu lesen. Und dort, wo es um Wege aus der Klimafalle geht, werden die Autoren lächerlich banal. Da werden
Biogas- und Solaranlagen in Husum als Ausweg aus dem menschengemachten Klimawandel beschrieben. (naturzerstörendes Biogas aus Mais, für den wir dann verschimmelten Mais aus Serbien importieren und Solaranlagen in Husum, wo die Sonne so viel scheint wie in
Alaska.) Husum mit dem Ziel der klimaneutralen Stadt als Beispiel für den Weg aus der Klimafalle ! Man wüsste doch gerne, wo die Autos gebaut werden, die in Husum fahren, das Kupfer geschmolzen wird, dass in Husum verwendet wird, der Zement gebrannt wird, der in Husum verbaut wird und die Kohle für den Stahl für die Windkraftwerke herkommt. Lange nichts Dümmeres gelesen
als das letzte Kapitel dieses Buches: Wege aus der Klimafalle - den Klimawandel in die Welt bringen.
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