Walter Kempowski
* 29. April 1929 in Rostock
† 5. Oktober 2007 in Rotenburg (Wümme)
Deutscher
Schriftsteller.
Kempowski wurde als Sohn des Reeders Karl Georg Kempowski und
einer aus Hamburg stammenden Kaufmannstochter geboren. Sein Vater fiel am 26. April 1945. Nach dem Krieg schlug Walter Kempowski sich als Laufbursche und Bürogehilfe durch, begann in einer Druckerei in Rostock eine kaufmännische Lehre und verdiente sein Geld ab Dezember 1947 in einem Lebensmittellager der US Army in Wiesbaden.
Während eines Besuchs bei seiner Mutter in Rostock (in der sowjetischen Besatzungszone)
wurde Kempowski im März 1948 festgenommen und am 20. August zusammen mit seinem Bruder Robert wegen Spionage zu fünfundzwanzig Jahren Arbeitslager verurteilt. Weil ihre Mutter sie nicht angezeigt hatte, verbüßte sie sechs Jahre Zwangsarbeit im Frauengefängnis
Hoheneck .
Kempowski war 1956 aus der DDR in die BDR gekommen. Er machte sein Abitur nach, studierte Pädagogik, wurde Volksschullehrer und ließ sich 1965 in Nartum
bei Bremen nieder, wo er bis zuletzt lebte und regelmäßig Literaturseminare veranstaltete.
Auslöser fürs Schreiben war die Erfahrung der Haft in Bautzen, während der er, teils mit seinem ebenfalls inhaftierten Bruder, teils in Einzelhaft, den Schatz an Eindrücken, Erinnerungen memorierte. Sein Haftbericht
'Im Block' erschien 1969. Bekannt machten ihn seine beiden Romane 'Tadellöser &
Wolff' (1971) und 'Uns geht’s ja noch gold' (1972). Die Bücher wurden verfilmt. Lange
wurde ihm die Anerkennung als Schriftsteller verweigert, weil in den
linken Zirkeln der BDR die DDR gern als das 'bessere Deutschland'
stilisiert wurde. Die Romane 'Tadellöser & Wolff' und 'Uns geht’s ja noch
gold' waren der Auftakt zu Kempowskis 'Deutscher Chronik', die insgesamt neun Bände zählt, darunter
'Ein Kapitel für sich' (1975) und 'Aus großer Zeit' (1978).
Seit 1980 sammelte Kempowski systematisch eine Menge von Tagebüchern, Briefen und Fotos unterschiedlichster Menschen aus verschiedenen Schichten und Zeiten. Sein
'Archiv für unpublizierte Autobiographien' mit zuletzt etwa 3,5 Millionen Blatt stellte die Materialbasis für sein zehnbändiges Werk
'Echolot' (seit 1993) dar. Darin kamen Dokumente und Stimmen aus den Jahren 1941 bis 1945
zum Ausdruck. Ohne Kommentierung arrangierte Kempowski den Zweiten Weltkrieg in chronologischer Folge und in Zeitschnitten, die jedem Tag
den Raum von Dutzenden Seiten geben. Das Archiv ging 2005 an die Berliner Akademie der Künste.
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