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Montag, 1. April 2013
Alliierte Kunst[retter]räuber

Berlin - US-Filmschauspieler und Israel-Fan George Clooney (oben) begann vor kurzem mit den Dreharbeiten für seinen Film „The Monuments Men“ im Studio Babelsberg in Potsdam. Clooney spielt in diesem Streifen nicht nur die Hauptrolle, er führt auch die Regie. Für den Film werden rund 2000 Laiendarsteller gesucht. Auch in Goslar und anderen Orten im Harz soll im April gedreht werden. Goslar war bereits im Hollywood-Fieber: Tausende Bewerber versuchten, eine Komparsenrolle zu ergattern. Die Komparsen müssen vor allem optisch in die Zeit passen. Das bedeutet: Die Männer müssen bereit sein, sich einen Fasson-Haarschnitt der 40er Jahre schneiden zu lassen und sollten nicht größer als 1,90 Meter sein. Insbesondere werden auch Menschen mit Arm- und Bein-Amputationen sowie jüngere Männer mit militärischer Erfahrung sowie sehr dünne Frauen, Männer und Kinder gesucht. Auch Solarien-Bräune, künstliche Fingernägel, Piercings oder Tattoos sind unerwünscht. Clooney hat auch bereits den Halberstädter Dom für seinen Film gemietet, wo er für etwa drei Tage Aufnahmen machen will. Der Film wird bis Ende Juni 2013 an zahlreichen weiteren Drehorten in Deutschland und England gedreht und soll im Dezember in den USA in die Kinos kommen

Die Story spielt am Ende des Zweiten Weltkrieges und erzählt die angeblich wahre Geschichte einer Schatzsuche: Ein von US-Präsident Roosevelt eingesetztes Spezialkommando von einigen hundert alliierten Kunstexperten versucht, bedeutende Kunstschätze in Sicherheit zu bringen, bevor die 'Nazis' sie zerstören. Unter ihnen Kunsthistoriker Bildhauer, Architekten und Museumskuratoren. Viele kannten Europas Kunstszene und auch Deutschland aus der Vorkriegszeit, wie etwa der in Karlsruhe geborene, 1938 in die USA emigrierte Harry Ettlinger. Robert Edsel (unten), Autor des Buches 'Monuments Men , hatte sich mit George Clooney zusammengetan, um mit ihm das Drehbuch für dessen Kinofilm zu erstellen. Nach Edsel und Clooney können sich die 'Monuments Men', einen riesigen Verdienst auf ihre Fahnen schreiben, indem sie in Deutschland vor den alliierten Terrorangriffen gesicherte Kunstgegenstände aufspürten und abtransportierten. 

Tatsächlich handelte es sich bei den 'Monuments Men' um eine organisierte westalliierte Räuberbande, die in gleicher Weise wie ihre sowjetischen und polnischen Pendants den Auftrag hatten, systematisch deutsche Kulturgüter zu plündern (Beutekunst). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in großem Stil Kunstwerke aus Deutschland abtransportiert. Vieles davon ist noch immer verschollen. Es ist bekannt, dass große mit deutschem Kulturgut vollgestopfte Transportflugzeuge im Sommer 1945 von München in die USA geflogen sind – was daraus geworden ist, ist bis heute ungeklärt. Aus den Berliner Galerien planten die Amerikaner 1945, Hunderte von Gemälden (Tizian, Botticelli, Rembrandt) abtransportieren zu lassen. Die 'Sammlung Schloss' , eine Kollektion niederländischer Meister des 17. Jahrhunderts, landete im Depot der 'National Gallery' in Washington. Vielfach kam es vor, dass alliierte Soldaten persönlich sich an Stücken bereicherten oder sie als Souvenir mitnahmen. Seit 1945 waren mehr als 40 Gemälde aus Pirmasenser Museen verschwunden, die zum Schutz vor Bomben im Keller einer Schule ausgelagert waren. Die meisten der Werke wurden am Ende des Zweiten Weltkrieges von US-Soldaten gestohlen.

Am 19. April 1945 besetzten amerikanische Truppen Quedlinburg. Bereits 1943 waren alle Teile des Domschatzes in eine Höhle unter der Altenburg ausgelagert worden. Die 'Bewachung' der Höhle übernahm nun der US-Oberleutnant vom 87. Artillerie-Bataillon (* 30. Juni 1916, † 1. Februar 1980). Es gelang ihm, zwölf ausgewählte Stücke (Samuhel-Evangeliar, Wiperti-Evangelistar, Heinrichsschrein und neun kleinere Stücke wie Reliquienkreuze) per Feldpost nach Whitewright, Texas zu schicken. 1980 verstarb Meador, seine Erben versuchten, die Beutekunst auf dem internationalen Kunstmarkt zu verkaufen. Nach einem für den deutschen Steuerzahler teuren Vergleich kehrten zehn der Stücke 1992 nach Deutschland zurück.  Dort ist der berühmte Domschatz seit dem 19. September 1993 wieder nahezu komplett zu besichtigen. Zwei Beutestücke (ein Bergkristallflakon und ein Reliquienkreuz) sind aber weiterhin verschollen. Meador schmückte einmal höchst persönlich einen Altar ab, schnitt gelegentlich Ölgemälde mit dem Jagdmesser aus dem Rahmen und ging ans Silber und Porzellan. 

Die Berliner Büste der ägyptischen Königin Nofretete landete auf dem privaten Schreibtisch von Sergeant Ken Lindsay. Dieser war einer der legendären 'Kunstschutzoffiziere' oder 'Monuments Men' und arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg im US-Kunst-Sammellager in Wiesbaden. Die 'Monuments Men' kutschierten kreuz und quer durch das zusammenbrechende Dritte Reich, um die vor den Luftangriffen gesicherten Schätze aufzufinden und zu stehlen. In Neuschwanstein etwa lagerten unermessliche Kunstwerke. Manchmal führte sie der Weg auch in die Stollen der Bergwerke, wo sie Kisten mit Gemälden (Rubens, Goya, Cranach) in West-Thüringen plünderten. 

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