Anton Philipp Reclam
* 28.
Juni 1807 in Leipzig
†
5. Januar 1896 ebenda
Deutscher
Verleger und Buchhändler.
Reclam entstammte einer Familie evangelisch reformierten Glaubens, die aus Savoyen über Genf nach Berlin gekommen war. Sein Vater Carl Heinrich Reclam betrieb seit 1802 in Leipzig eine Buchhandlung und einen Verlag. Reclam absolvierte eine vierjährige Lehrzeit bei seinem Onkel Friedrich
Vieweg , der in Braunschweig die Schulbuchhandlung von Joachim Heinrich Campe
weiterführte.
1828 erwarb Reclam in Leipzig
eine Leihbibliothek und Lesehalle, denen er einen Verlag anschloss. Seit 1837 firmierte er als „Philipp Reclam jun.“ (Reclam-Verlag).
Er verlegte Unterhaltendes, Klassisches und Zeitschriften und engagierte sich mit
liberalen Schriften, so dass 1846 sein Verlag für Österreich verboten und er selbst in Leipzig
wegen öffentlicher Herabsetzung der Religion vor Gericht gestellt wurde. Die Haftstrafe von drei Monaten
trat er nach Verzögerung und der 1848 ausbrechenden Revolution
nicht an.
Nach
1849 hatte er ein gemischtes Verlagsprogramm: Liedersammlungen, Klavierauszüge von Opern, Bibelausgaben, antike Klassiker, Wörterbücher. Dabei war Reclam, der seit 1839 auch über eine eigene Druckerei verfügte,
durch Nutzung fortschrittlichster Techniken um eine auflagenstarke und kostengünstige Buchproduktion bemüht.
1867, mit der Neuregelung des Urheberrechts im
Norddeutschen Bund , schlug für Reclam die historische Stunde. Das Gemeinfreiwerden der Autoren 30 Jahre nach ihrem Tod regelte den Nachdruck für deutsche Klassiker. Reclam gründete - unter Mitwirkung seines seit 1863 in der Firma tätigen Sohnes Hans Heinrich Reclam
- die „Universal-Bibliothek“, die ein Erscheinen sämtlicher klassischer Werke
der Literatur versprach. Sie verbreitete Weltliteratur zu wohlfeilen Bedingungen.
Reclam starb im Alter von 88 Jahren in Leipzig und wurde dort auf dem Neuen Johannisfriedhof beigesetzt. Nach seinem Tode führte sein Sohn Hans Heinrich Reclam den Verlag weiter.
Bis zum Tod Reclams wuchs die Universal-Bibliothek auf 3.470 Nummern, 1945 erschien die
Nummer 7.610. Bis in die Gegenwart, nachdem der Urenkel Heinrich Reclam nach dem Zweiten Weltkrieg in Stuttgart den Wiederaufbau betrieb, blieb Reclams Universal-Bibliothek die am längsten bestehende Buchreihe in Deutschland. Sie wurde eine kulturgeschichtliche Größe und hat das Bildungsleben nachhaltig beeinflusst.
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