Andreas Gryphius
* 2. Oktober 1616 in Glogau
† 16. Juli 1664 ebenda
Deutscher Dichter des Barock.
Gryphius war der jüngste Sohn des
Pfarrers Paul Greif aus Glogau. Etwa ein Jahr nach dem Tode seines Vaters
heiratete seine Mutter Anna den Lehrer an der evangelischen Glogauer
Stadtschule Michael Eder, die auch der junge Gryphius besuchte. Ende Oktober 1628, kurz nachdem Gryphius' Mutter gestorben war, begann
die Zwangsrekatholisierung Glogaus. Hunderte von Protestanten, darunter auch Gryphius' Stiefvater Eder, wurden vertrieben. Gryphius musste, wie alle Knaben unter 15 Jahren, zunächst in der Stadt bleiben, konnte jedoch Ende des Jahres seinem Stiefvater nach Driebitz, einem kleinen Dorf auf
benachbartem polnischem Gebiet, folgen.
In den folgenden dreieinhalb Jahren versuchte Gryphius vergeblich, in Görlitz und Glogau wieder eine Schule zu besuchen. Erst im Sommer 1632 konnte er sein Leben im polnischen Fraustadt einigermaßen geregelt fortsetzen. Polen war religiös toleranter und von den Wirren und Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges verschont
geblieben. Stiefvater Eder war seit 1631 lutherischer Pfarrer in Fraustadt und hatte damit die Aufsicht über das dortige Gymnasium. Gryphius besuchte es zwei Jahre lang und trat erstmals als Verfasser eines lateinischen Epos an die Öffentlichkeit.
Von 1634 bis 1636 studierte Gryphius am Akademischen Gymnasium Danzig. Gryphius begegnete hier
dem Mathematiker und Astronomen Peter Crüger , der auch Poesie
unterrichtete. In der Danziger Zeit entstand ein zweites lateinisches Epos und der
'Parnassus Renovatus' , gewidmet seinem späteren Gönner Georg
Schönborner .
Außerdem schrieb Gryphius einige Sonette. Nach Abschluss des Danziger Gymnasiums ging er
für zwei Jahre als Hauslehrer auf das Gut Schönborners in der Nähe von Freystadt in Schlesien, wo sein Bruder Paul evangelischer Pfarrer war. Gryphius fand
in der reichhaltigen Bibliothek Gelegenheit zum Selbststudium. Den verheerenden Brand von Freystadt in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli 1637 schilderte er in
'Fewrige Freystadt'.
Nach dem Tod Schönborners im Dezember 1637 begleitete Gryphius im Frühjahr 1638 zwei von dessen Söhnen zum Studium an die niederländische Universität Leiden, wegen der Kriegswirren mit dem Schiff von Danzig aus über die stürmische Ost- und Nordsee. Gryphius war als
'studiosus philosophiae' immatrikuliert, studierte aber nicht nur ein einziges Fach, sondern beschäftigte sich mit den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen und hielt selbst akademische Übungen
ab. In der Leidener Studienzeit festigte Gryphius seinen Ruf als junger, produktiver Lyriker: er veröffentlichte 5 Gedichtsammlungen, Sonette, Oden und Epigramme. Deutlich wird die Hinwendung zur deutschen Sprache.
Anfang Juni 1644 brach er mit einer Gruppe pommerscher Adliger zu einer Kavalierstour durch Frankreich und Italien
auf. Im Sommer 1646 reiste er von Venedig nach Straßburg . Bis Mai 1647 hielt er sich an der Universität Straßburg
auf und schrieb sein erstes Trauerspiel.
Im Juli 1647 nahm Gryphius den Seeweg von Amsterdam aus, um über Stettin in die Heimat zurückzukehren. In Stettin beendete er das in Straßburg begonnene zweite Trauerspiel
'Catharina von Georgien'. Im November desselben Jahres erreichte er wieder Fraustadt, wo er seinen Stiefvater
Eder, schon vom Tod gezeichnet, antraf. Die zwei folgenden Jahre waren literarisch außerordentlich produktiv. Er schrieb Trauerspiele und
Lustspiele, darunter den 'Horribilicribrifax' . Rufe an verschiedene Universitäten schlug er
aus. 1649 heiratete Gryphius in Fraustadt die Tochter eines angesehenen Fraustädter Kaufmanns, mit der er vier Söhne und drei Töchter hatte. 1650 wurde Gryphius
Rechtsvertreter der Glogauer Landstände. Der Westfälische Friede 1648 hatte die Protestanten in den Habsburgischen Stammlanden, zu denen das Herzogtum Glogau gehörte, in schwere Bedrängnis gebracht. Nach dreijähriger Recherche in Bibliotheken und Archiven publizierte Gryphius
'Glogauisches Fürstenthumbs Landes Privilegia aus denn Originalen an tag gegeben'
, eine Sammlung von
Rechts-Urkunden. Zwischen 1657 und 1659 entstand ein letztes Trauerspiel. 1662 wurde Gryphius durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar
in die Fruchtbringende Gesellschaft
aufgenommen. Mitte Juli 1664 erlitt er während einer Versammlung der Glogauer Landstände einen
tödlichen Schlaganfall.
Gryphius' Leben war geprägt von den Leiden und Erfahrungen seiner Zeit, dem frühen Verlust
der Eltern, der Zerstörung Glogaus im Dreißigjährigen Krieg und den damit verbundenen Religionsverfolgungen.
In seinen Tragödien und Gedichten werden das Leid und der moralische Verfall sowie die Unruhe, Einsamkeit und Zerrissenheit der
Menschen beschrieben, besonders das Motiv der Vergänglichkeit allen menschlichen Schaffens und Strebens.
ABCWeitere
Infos:
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Eintragung in das Stammbuch der Fruchtbringenden Gesellschaft
Ein Augenblick führt aus,
Ein augenblick Vernichtet!
Was das Verhangnus will
Und durch Vill Zeitt einrichtett.
Zitate
Der Ruhm, nach dem wir trachten, den wir unsterblich achten, ist nur ein falscher Wahn.
Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden.
Wer sich mischt in fremde Schäden,
Sammlet sich oft Unglück ein. Ungläubigen die Wahrheit preisen,
heißt Blinden schöne Dirnen weisen.
Wo Eintracht, Lieb' und Glück sich fest zusammenfügen,
Wohnt Segen und Vergnügen. Die Nacht ist nicht des Menschen Freund.
ABCD
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