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Sonntag, 13. Oktober 2013

Rudolf Virchow 

* 13. Oktober 1821 in Schivelbein, Pommern
† 5. September 1902 in Berlin

Deutscher Arzt und Politiker.

 

Virchow wurde als Sohn des Landwirts und Stadtkämmerers Carl Virchow geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Ab 1839 studierte er mit Hilfe eines Stipendiums der Berliner militärärztlichen Akademie Medizin. Virchow promovierte am 21. Oktober 1843. Im darauffolgenden Jahr wurde er Assistent von Robert Froriep an der Berliner Charité und später dessen Nachfolger. 1845 wurde die Leukämie erstmals von Virchow beschrieben, der auch den Namen eingeführt hat. 1846 legte Virchow sein Staatsexamen ab, 1847 habilitierte er sich. Im gleichen Jahr wurde er Herausgeber des "Archivs für pathologische Anatomie und Physiologie". 

 

1848 untersuchte er im Auftrag der preußischen Regierung eine Fleckfieber-Epidemie in Oberschlesien . In seinem abschließenden Bericht wies er den Beamten und auch der Kirche zumindest eine Mitschuld an der Epidemie zu. Ohne volle und uneingeschränkte Demokratie, so Virchow, könne es keinen Wohlstand und keine Gesundheit geben. Während der Märzrevolution 1848 kämpfte Virchow auf Seiten der Demokraten, im Oktober nahm er an einem Demokratischen Kongress teil. In den Jahren 1848/49 wurde Rudolf Virchow Herausgeber einer weiteren Zeitung. In der sozialpolitischen Wochenschrift namens "Medicinische Reform" forderte Virchow erneut eine "öffentliche Gesundheitspflege".

Sein politisches Engagement führte dazu, dass er seine Stelle an der Charité verlor. 1849 folgte Virchow einem Ruf nach Würzburg, wo er einen Lehrstuhl für Pathologie besetzte. 1850 heiratete er die Tochter eines Geheimen Sanitätsrats. Das Paar hatte insgesamt sechs Kinder. Zwei Jahre später ging Virchow erneut mit politischen Forderungen an die Öffentlichkeit: nach einer im Auftrag der Württembergischen Regierung durchgeführten Untersuchung der Bevölkerung in den Elendsquartieren verkündete Virchow, dass Bildung, Wohlstand und Freiheit Voraussetzung für die Gesundheit der Bevölkerung seien.

In Würzburg zu Berühmtheit gelangt, holte die preußische Verwaltung Virchow 1856 schließlich auf einen eigens für ihn geschaffenen und in Deutschland einmaligen Lehrstuhl für Pathologische Anatomie zurück. Im Jahr 1858 erschien die Schrift "Die Zellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre" – eine neue Krankheitslehre war geboren. Drei Jahre zuvor hatte Virchow in einem ersten Aufsatz mit dem Titel "Cellular-Pathologie" seine Überlegung von den Zellen als kleinste eigenständige Einheiten im Körper skizziert. Er führte darin alle Krankheiten auf Veränderungen der Körperzellen zurück. Diese Veröffentlichungen brachten ihm Weltruhm ein.

Von 1859 bis zu seinem Tod war Virchow Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. In diesem Gremium setzte er sich für den Bau von Krankenhäusern und die systematische Erfassung medizinischer Daten ein. Zudem führte er das System der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Berlins ein. Als praktischer Hygieniker beriet er deutsche und ausländische Regierungen in Seuchenfragen und sorgte für die Einführung der obligatorischen Trichinenschau in Preußen.1861 gehörte Virchow zu den Mitbegründern der Deutschen Fortschrittspartei
, für die er von 1862 bis 1867 im preußischen Abgeordnetenhaus vertreten war. Er gehörte zu den schärfsten Kritikern Bismarcks .

Die Auseinandersetzungen führten soweit, dass Bismarck ihn 1865 zum Duell forderte, das er allerdings mit den Worten ablehnte, es sei keine zeitgemäße Art der Diskussion. Ab 1880 saß Virchow zunächst für die Fortschrittspartei, ab 1884 dann für die Freisinnige Partei
im Deutschen Reichstag, wo er sich erneut für den Aufbau einer staatlichen Gesundheitsfürsorge einsetzte. In der Zeit von 1886 bis 1888 beteiligte sich Virchow an der Gründung des Ethnologischen Museums und des Völkerkundemuseums in Berlin. Er begleitete Heinrich Schliemann bei seinen Ausgrabungen in Troja.

Auf dem Weg zu einem Vortrag sprang er im Januar 1902 aus der fahrenden Straßenbahn. Er brach sich den Oberschenkelhals, kam nie wieder auf die Beine und starb bald danach. Virchow wurde berühmt als Arzt, der sich für die Volksgesundheit und eine staatliche Gesundheitsfürsorge einsetzte; dazu forderte er demokratische und soziale Reformen. Die Evolutionstheorie Charles Darwins
sah er als interessantes Denkmodell an, insgesamt konnte er sich aber nicht dafür erwärmen.

In den Jahren 1873 bis 1876 wurden auf Veranlassung und unter der Leitung Virchows in einer groß angelegten Studie Virchows Haar-, Augen- und Hautfarbe von sieben Millionen Schulkindern im deutschsprachigen Raum erfasst, um die rassische Zusammensetzung des deutschen Volkes zu bestimmen
. Die Ergebnisse zeigten, dass nur ein knappes Drittel der Deutschen "arische" Rassenmerkmale aufwiesen, 13% zählten zum „dunklen Typus“, 54% hatten gemischte Rassenmerkmale. Ein rassisches Gefälle gab es zwischen Nord- und Süddeutschland, d. h. mehr Arier im Norden. Aus den Ergebnissen folgerte Virchow, dass Rassen durch Mischungsvorgänge ständiger Veränderung unterworfen seien. Reine Rassen gäbe es nur als Idealtypen.

Weitere Infos:  


Zitate

Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.

Immer wenn einer von Ethik spricht, weiß ich, dass er nicht zahlen will.

Es war der erste Schritt auf dem Wege zur Zivilisation, dass man dem Fremden das Hausrecht gewährte. Es war die höchste Stütze des menschlichen Gefühls, dass man dem Fremden unter eigener Gefahr das Leben rettet.

Ein bisschen Kranksein ist manchmal ganz gesund.

Die Bestie im Menschen, der Zynismus, wird überall da ihr Haupt erheben, wo die natürlichen und berechtigten Forderungen mit Gewalt unterdrückt werden.

Die Freiheit ohne Organisation führt durch die Anarchie zur Knechtheit.

Die einzige Grenze für unser Wissen bildet das Nichtwissen.
ABCD

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