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Dienstag, 15. Oktober 2013

Günther Ramin 

* 15. Oktober 1898 in Karlsruhe
† 27. Februar 1956 in Leipzig

Deutscher Organist, Chorleiter und Komponist.

 

Ramin wurde als Sohn des Karlsruher Superintendenten geboren. 1900 zog die Familie Ramin nach Groß-Lichterfelde bei Berlin und 1903 nach Schkeuditz zwischen Halle und Leipzig. Ab 1910 besuchte er zunächst die 'Latina August Hermann Francke' in Halle . Ramins musikalische Karriere begann bereits 1910. Damals, nach einem Motettenbesuch in Leipzig, hatte der Zwölfjährige gebettelt, bei den Thomanern mitsingen zu dürfen. Der Vater ließ sich erweichen, arrangierte eine Aufnahmeprüfung bei dem damaligen Thomaskantor Gustav Schreck . Dieser war begeistert von der klaren Stimme und Musikalität des jungen Ramins. Obwohl das Aufnahmealter schon um zwei Jahre überschritten war, nahm er den Knaben in den Thomanerchor auf. Dort verbrachte er die nächsten vier Jahre. Mit 16 Jahren kam Ramin an das Konservatorium in Leipzig und studierte zunächst intensiv Klavier bei dem als Pädagogen berühmten Robert Teichmüller . Nach einem halben Jahr begann er beim damaligen Organisten der Thomaskirche, Karl Straube , den er aus seiner Thomanerchorzeit kannte mit dem Orgelspiel. Straube, der das Talent des Heranwachsenden erkannte, unterrichtete den jungen Ramin zuerst heimlich und gegen den Willen des Klavierlehrers.

Schnell entwickelte sich zwischen Ramin und Straube eine Beziehung, die Ramins spätere Frau als Verehrung, Bewunderung und Liebe bezeichnete. Ramin wurde das Ziehkind von Straube. Schon nach einem halben Jahr spielte Ramin zum ersten Mal in der Motette die Orgel und wurde bald der ständige Vertreter Straubes, wenn dieser verreist oder verhindert war. Ramin konnte sich dabei - kaum 18-jährig - vor kritischem Publikum profilieren. Die ersten musikalischen Erfolge spielten sich für Ramin vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges ab. Konnte Ramin zunächst unbehelligt seiner musikalischen Leidenschaft nachgehen, wurde er 1917 schließlich zum Militär eingezogen. Doch die Militärzeit blieb nur eine kurze Episode in seinem Leben. 

 

Nach Kriegsende kam für Ramin der Durchbruch als Organist. Am 1. Dezember 1918, also 20jährig, berief man ihn als Nachfolger Karl Straubes in das Amt des Thomasorganisten. Ein Amt, das er bis 1939 ausübte. Straube, sein Förderer, wurde Thomaskantor. 1923 übernahm Ramin auch die Leitung des Leipziger Lehrer-Gesangvereins und wirkte seit der gleichen Zeit als Organist am Leipziger Gewandhaus. Von 1929-1932 war er Dirigent der Leipziger Symphoniekonzerte. Ab 1931 las er als Professor an der Berliner Musikhochschule.

Die Dreißiger Jahre verschafften ihm den großen internationalen Durchbruch. In den Vereinigten Staaten feierte Ramin triumphale Erfolge. Auch die Nationalsozialisten wussten, was sie an Ramin hatten. Als renommierter Organist mit nationalkonservativem Hintergrund versuchten sie ihn dieser Zeit mehrfach für ihre Ziele einzubinden. Ramin spielte beispielsweise bei der Hochzeit Hermann Görings im Berliner Dom die Orgel. Im September 1936 beim Nürnberger Reichsparteitag wurde eine riesenhafte Orgel installiert. Ramin unterstützte auf ihr das Orchester und den Massengesang. Zum Jahresende 1939 trat Karl Straube als Thomaskantor zurück. Sein Nachfolger wurde 1940 sein Schüler Ramin. Von 1933 bis 1938 und erneut von 1945 bis 1951 leitete Ramin auch den Gewandhaus-Chor.

Ramin entsprach auch der Forderung, weniger kirchliche Veranstaltungen im gottesdienstlichen Rahmen zu gestalten und beugte sich der Auflage, aus den Motettentexten Worte wie „Israel" durch „neutrale" Worte wie „Volk" zu ersetzen. Dass der Thomaner-Chor trotz aller Unwägbarkeiten der Zeit erhalten blieb, ist Ramin zu verdanken. 1942 wurde Ramin zum Leiter des Reichs-Bruckner-Chors in Linz bestellt.

 

Nach 1945 zog Ramin sich fast ausschließlich auf die Kirchenmusik zurück und widmete sich der Bachtradition der Thomaner. Ramin gelang es, in der Nachkriegszeit den Chor zu neuen internationalen Ehren zu führen. Ramin wurde Präsident des Bach-Ausschusses der DDR, Geschäftsführender Vorstand der Neuen Bachgesellschaft, künstlerischer Leiter des Bachwettbewerbes 1950 sowie Leiter der Deutschen Bachfeste in Leipzig 1950, 1953 und 1955. Außerdem war er Vorstandsmitglied der Internationalen Bachgesellschaft. 1950 wurde Ramin zum Ehrendoktor der Universität Leipzig ernannt. Ein Jahr später erhielt er den Nationalpreis 2. Klasse der DDR. 

 

Am 17. Februar 1956 erlitt Ramin im Alter von 57 Jahren einen Hirnschlag, kurz nachdem er eine Motette in der Thomaskirche dirigiert hatte. Zehn Tage später ist er, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, in Leipzig gestorben.

 

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