Franz-Peter Tebartz-van Elst: Die wenigsten seiner Feinde bekennen, warum der
"verschwenderische" Bischof von Limburg wirklich
bekämpft wird.
Bistümer und
Bischöfe haben zu allen Zeiten eine Menge Geld für
Repräsentation ausgegeben. Die Palastanlage der einstigen
bischöflichen
Residenz zu Salzburg zum Beispiel wäre heute wohl mit einer Milliarde Euro nicht zu errichten.
Nicht nur dagegen verblassen die 31 Millionen, die für die Renovierung und Errichtung des teils modernen,
teils mittelalterlichen Gebäudekomplexes
der Limburger Bischofsresidenz einschließlich des Umbaus des
Diözesanbüros und der Instandsetzung der historischen Mauer veranschlagt werden.
Auch wenn Papst Franziskus dem vatikanischen Fuhrpark einen Renault R 4
hinzugefügt hat (weswegen seinen anderen Fahrzeugen
Standschäden
drohen) und er eine Wohnung im Gästehaus in Anspruch nimmt (wodurch das
päpstliche Appartement im Vatikan aber nicht frei wird), muss sich derzeit
jeder aufmerksame Medienbeobachter fragen: Könnte es sein, dass es einem Teil derjenigen, die jetzt
über den Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebart-van
Elst, herfallen, gar nicht um dessen Ausgabenpolitik
geht?
Der promovierte und habilitierte Theologe, ein Bauernsohn aus dem niederrheinischen Marien-Wallfahrtsort
Kevelaer, wurde 2004 in Münster zum Bischof geweiht. Als der
langjährige Limburger Bischof Franz Kamphaus
mit Vollendung seines 75. Lebensjahres die Altersgrenze erreicht hatte, wurde
Tebartz-van Elst am 28. November 2007 von Papst Benedikt
XVI. offiziell zu dessen Nachfolger ernannt. Das Bauprojekt
aber war noch unter Kamphaus beschlossen worden und selbst
für die erheblichen Mehrkosten wird Tebartz-van Elst auch von seinen erbitterten
Gegnern lediglich "mitverantwortlich" gemacht.
Sein Nein zur Segnung schwuler Paare
Schon 2008 wurde dem Oberhirten von Paul Haverkamp, einem Benedikt-Gegner und ehemaligen Religionslehrer
aus Lingen, vorgeworfen, er pflege einen "autoritären
Stil", wobei er "reichlich Rückendeckung aus
Rom" bekomme: "Tebartz-van Elst und seine vorkonziliaren Mitstreiter halten das Vatikanische
Konzil für einen ,Betriebsunfall’ innerhalb der katholischen Kirche und wollen
zurück zu einer vorkonziliaren Kirche, die geprägt ist von Macht, Herrschaft,
Zentralismus, Arkandisziplin und bedingungslosem
Gehorsam. (...) Ein Segenszeichen für zwei Menschen, dass Gott sie begleiten
möge, ist dann weniger wichtig, als die zur Ideologie erstarrte
Sexualfeindlichkeit innerhalb der katholischen Kirche." Was Haverkamp
als "Schritt von Ausgrenzung, Diffamierung und Stigmatisierung einer
anderen Lebensart" kritisierte, stellt der Rundfunkjournalist Ulli
Schauen in seinem "Kirchenhasser-Brevier" so dar:
"Streng degradiert der Limburger Bischof Franz-Peter
Tebartz-van Elst umgehend seinen Bezirksdekan Peter Kollas, nachdem
der im Wetzlarer Dom einem langjährigen schwulen Paar den Segen
erteilt hat."
Tebartz-van Elst, Wulff und der Islam
2010 eckte Tebartz-van Elst erneut an, als er auf
Bundespräsident Wulffs Rede zum Tag der Deutschen Einheit antwortete. In den
Worten seiner Kritiker klingt das so: "Vor allem die
jüngeren katholischen Bischöfe scheinen wieder zu einer kompromissloseren Haltung
zurückzukehren, ganz so, als
wollten sie auf diese Weise aktiv gegen eine drohende
Öffnung der Kirche steuern: (...) Tebartz-van Elst kämpft
für alte Werte, als wollte er mit seiner Kirche direkt ins
Mittelalter zurückkehren. Er kritisiert die Medien und die Geisteshaltung
in westlichen Gesellschaften und widerspricht Bundespräsident
Christian Wulff scharf - der Islam gehöre keineswegs zu
Deutschland." So nachzulesen in dem "Spiegel-Bestseller" von Stefan
Bonner und Anne Weiss, der 2011 bei Bastei Lübbe unter dem
bezeichnenden Titel "Heilige Scheiße" erschienen ist.
Ebenfalls 2011 nahm sich der protestantische Theologe Friedrich
Wilhelm Graf in seinem Buch "Kirchendämmerung"
Tebartz-van Elst besonders vehement vor, wobei er interessante
Hintergründe aufdeckte: "Zu verschärfter Polarisierung
zwischen den Konfessionskirchen tragen auf ihre Weise auch die jungen
aggressiven Neukonservativen im deutschen Katholizismus bei,
die nun verstärkt zu Priestern geweiht werden oder als
Bischöfe Leitungsfunktionen übernehmen. In der römisch-katholischen Pfarrerschaft
lässt sich, jedenfalls in einigen Diözesen, ein harter Generationenkampf
zwischen Älteren, die sich Idealen einer offenen,
"konziliaren" Kirche verpflichtet fühlen, und
jüngeren, entschieden restaurativ, autoritär und antiprotestantisch
gesinnten Klerikern beobachten." "Besonders
kämpferisch wird dieser Streit derzeit in der Diözese
Limburg ausgefochten", schreibt Graf, deren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst er
"postmodernen Konservatismus" und "islamophobe
Verschärfung" vorwirft und den er einem "rechtsklerikalen
Milieu" zurechnet.
Kirche in der Welt „sichtbar” machen
Allerdings liefert Graf auch eine Erklärung, warum ein Bischof wie Tebartz-van Elst auf
Repräsentation setzt. Es gehe darum, "die 'Sichtbarkeit'
der Kirche als einer in der Welt alles bloß Weltliche transzendierenden
Heilsanstalt demonstrativ in Szene zu setzen". Das
wäre dann aber kein persönliches, sondern ein kirchliches Anliegen,
über dessen Berechtigung man zwar theologisch und kirchenpolitisch streiten kann,
das aber nicht zu der Mischung aus medialer Anprangerung und Hinrichtung
berechtigt, wie sie derzeit
am Bischof von Limburg vollstreckt wird.
Es ist unwahrscheinlich, dass Franz-Peter Tebartz-van Elsts Bauten
dereinst Besucherscharen anziehen werden wie die Schlösser Ludwigs
II. Aber das Urteil der Nachwelt bleibt abzuwarten. Selbst der
"Spiegel", der an der Spitze der Jagdgesellschaft steht, spricht von
einem "prächtigen Ensemble", das
der Bischof hier errichten und renovieren lasse.
Wolf Dietrich von Raitenau , 1587
zum Erzbischof von Salzburg gewählt, wird es bekanntlich noch
heute hoch angerechnet, dass er der Gegend um den Salzburger Dom
mit seinen - ungleich aufwendigeren - Bauten "das vornehme
Gepräge" gegeben habe und die Residenz errichten
ließ. Doch mag die Kirche
selbst entscheiden, was einem Bischof angemessen ist. Kostenexplosionen
bleiben im übrigen auch profanen und öffentlichen
Bauträgern nicht erspart.
Eine gefährliche Kampagne
In jedem Fall sollte, wer die Berichte über den Bischof liest, wissen, wem
dieser warum ein Dorn im Auge ist. Keiner der namhaften Gegner von
Tebartz-van Elst ist dafür bekannt, dass er sich bisher um das kirchliche
Vermögen gesorgt hätte. Hier wird vielmehr über die Bande gespielt.
Dass solche Kampagnen ad personam schon manchen in den Tod getrieben
haben, ja dafür kann man am Ende nicht.
Karl Diefenbach
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