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Samstag, 19. Oktober 2013


Franz-Peter Tebartz-van Elst: Die wenigsten seiner Feinde bekennen, warum der "verschwenderische" Bischof von Limburg wirklich bekämpft wird.

Bistümer und Bischöfe haben zu allen Zeiten eine Menge Geld für Repräsentation ausgegeben. Die Palastanlage der einstigen bischöflichen
Residenz zu Salzburg zum Beispiel wäre heute wohl mit einer Milliarde Euro nicht zu errichten.

Nicht nur dagegen verblassen die 31 Millionen, die für die Renovierung und Errichtung des teils modernen, teils mittelalterlichen Gebäudekomplexes
der Limburger Bischofsresidenz einschließlich des Umbaus des Diözesanbüros und der Instandsetzung der historischen Mauer veranschlagt werden.

Auch wenn Papst Franziskus dem vatikanischen Fuhrpark einen Renault R 4 hinzugefügt hat (weswegen seinen anderen Fahrzeugen Standschäden
drohen) und er eine Wohnung im Gästehaus in Anspruch nimmt (wodurch das päpstliche Appartement im Vatikan aber nicht frei wird), muss sich derzeit
jeder aufmerksame Medienbeobachter fragen: Könnte es sein, dass es einem Teil derjenigen, die jetzt über den Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebart-van Elst, herfallen, gar nicht um dessen Ausgabenpolitik
geht?

Der promovierte und habilitierte Theologe, ein Bauernsohn aus dem niederrheinischen Marien-Wallfahrtsort Kevelaer, wurde 2004 in Münster zum Bischof geweiht. Als der langjährige Limburger Bischof Franz Kamphaus mit Vollendung seines 75. Lebensjahres die Altersgrenze erreicht hatte, wurde Tebartz-van Elst am 28. November 2007 von Papst Benedikt XVI. offiziell zu dessen Nachfolger ernannt. Das Bauprojekt aber war noch unter Kamphaus beschlossen worden und selbst für die erheblichen Mehrkosten wird Tebartz-van Elst auch von seinen erbitterten Gegnern lediglich "mitverantwortlich" gemacht.

                          Sein Nein zur Segnung schwuler Paare

Schon 2008 wurde dem Oberhirten von Paul Haverkamp, einem Benedikt-Gegner und ehemaligen Religionslehrer aus Lingen, vorgeworfen, er pflege einen "autoritären Stil", wobei er "reichlich Rückendeckung aus Rom" bekomme: "Tebartz-van Elst und seine vorkonziliaren Mitstreiter halten das Vatikanische Konzil für einen ,Betriebsunfall’ innerhalb der katholischen Kirche und wollen zurück zu einer vorkonziliaren Kirche, die geprägt ist von Macht, Herrschaft, Zentralismus, Arkandisziplin und bedingungslosem
Gehorsam. (...) Ein Segenszeichen für zwei Menschen, dass Gott sie begleiten möge, ist dann weniger wichtig, als die zur Ideologie erstarrte
Sexualfeindlichkeit innerhalb der katholischen Kirche." Was Haverkamp als "Schritt von Ausgrenzung, Diffamierung und Stigmatisierung einer anderen Lebensart" kritisierte, stellt der Rundfunkjournalist Ulli Schauen in seinem "Kirchenhasser-Brevier" so dar: "Streng degradiert der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst umgehend seinen Bezirksdekan Peter Kollas, nachdem der im Wetzlarer Dom einem langjährigen schwulen Paar den Segen
erteilt hat."

                       Tebartz-van Elst, Wulff und der Islam

2010 eckte Tebartz-van Elst erneut an, als er auf Bundespräsident Wulffs Rede zum Tag der Deutschen Einheit antwortete. In den Worten seiner Kritiker klingt das so: "Vor allem die jüngeren katholischen Bischöfe scheinen wieder zu einer kompromissloseren Haltung zurückzukehren, ganz so, als
wollten sie auf diese Weise aktiv gegen eine drohende Öffnung der Kirche steuern: (...) Tebartz-van Elst kämpft für alte Werte, als wollte er mit seiner Kirche direkt ins Mittelalter zurückkehren. Er kritisiert die Medien und die Geisteshaltung in westlichen Gesellschaften und widerspricht Bundespräsident Christian Wulff scharf - der Islam gehöre keineswegs zu
Deutschland." So nachzulesen in dem "Spiegel-Bestseller" von Stefan Bonner und Anne Weiss, der 2011 bei Bastei Lübbe unter dem bezeichnenden Titel "Heilige Scheiße" erschienen ist.

Ebenfalls 2011 nahm sich der protestantische Theologe Friedrich Wilhelm Graf in seinem Buch "Kirchendämmerung" Tebartz-van Elst besonders vehement vor, wobei er interessante Hintergründe aufdeckte: "Zu verschärfter Polarisierung zwischen den Konfessionskirchen tragen auf ihre Weise auch die jungen aggressiven Neukonservativen im deutschen Katholizismus bei, die nun verstärkt zu Priestern geweiht werden oder als Bischöfe Leitungsfunktionen übernehmen. In der römisch-katholischen Pfarrerschaft
lässt sich, jedenfalls in einigen Diözesen, ein harter Generationenkampf
zwischen Älteren, die sich Idealen einer offenen, "konziliaren" Kirche verpflichtet fühlen, und jüngeren, entschieden restaurativ, autoritär und antiprotestantisch gesinnten Klerikern beobachten." "Besonders kämpferisch wird dieser Streit derzeit in der Diözese Limburg ausgefochten", schreibt Graf, deren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst er "postmodernen Konservatismus" und "islamophobe Verschärfung" vorwirft und den er einem "rechtsklerikalen Milieu" zurechnet.

                         Kirche in der Welt „sichtbar” machen

Allerdings liefert Graf auch eine Erklärung, warum ein Bischof wie Tebartz-van Elst auf Repräsentation setzt. Es gehe darum, "die 'Sichtbarkeit' der Kirche als einer in der Welt alles bloß Weltliche transzendierenden Heilsanstalt demonstrativ in Szene zu setzen". Das wäre dann aber kein persönliches, sondern ein kirchliches Anliegen, über dessen Berechtigung man zwar theologisch und kirchenpolitisch streiten kann, das aber nicht zu der Mischung aus medialer Anprangerung und Hinrichtung berechtigt, wie sie derzeit
am Bischof von Limburg vollstreckt wird.

Es ist unwahrscheinlich, dass Franz-Peter Tebartz-van Elsts Bauten dereinst Besucherscharen anziehen werden wie die Schlösser Ludwigs II. Aber das Urteil der Nachwelt bleibt abzuwarten. Selbst der "Spiegel", der an der Spitze der Jagdgesellschaft steht, spricht von einem "prächtigen Ensemble", das
der Bischof hier errichten und renovieren lasse.

Wolf Dietrich von Raitenau , 1587 zum Erzbischof von Salzburg gewählt, wird es bekanntlich noch heute hoch angerechnet, dass er der Gegend um den Salzburger Dom mit seinen - ungleich aufwendigeren - Bauten "das vornehme Gepräge" gegeben habe und die Residenz errichten ließ. Doch mag die Kirche
selbst entscheiden, was einem Bischof angemessen ist. Kostenexplosionen
bleiben im übrigen auch profanen und öffentlichen Bauträgern nicht erspart.

                                Eine gefährliche Kampagne

In jedem Fall sollte, wer die Berichte über den Bischof liest, wissen, wem
dieser warum ein Dorn im Auge ist. Keiner der namhaften Gegner von
Tebartz-van Elst ist dafür bekannt, dass er sich bisher um das kirchliche
Vermögen gesorgt hätte. Hier wird vielmehr über die Bande gespielt.
Dass solche Kampagnen ad personam schon manchen in den Tod getrieben
haben, ja dafür kann man am Ende nicht.

                                                                             Karl Diefenbach

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