Anselm
von Feuerbach
* 14. November 1775 in
Hainichen
bei Jena
† 29. Mai 1833 in Frankfurt am Main
Deutscher Rechtsgelehrter.
Feuerbachs Vater war
Advokat und stammte aus dem Frankfurter Zweig der Familie, der sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
In Hainichen wurde er nur deshalb geboren, weil die ungewollte Schwangerschaft der ledigen Mutter geheim gehalten werden sollte und sie deshalb bei Verwandten auf dem Lande versteckt wurde.
Anselm wuchs in Frankfurt/Main
auf und besuchte hier das Gymnasium. 1792 entfloh er von seinem Zuhause in Frankfurt, weil es wegen des Zusammenlebens seines Vaters mit einer Maitresse zu Streitigkeiten gekommen war.
Ab 1792 studierte er an der Universität
Jena. Zunächst war Feuerbach in der philosophischen, ab 1796 in der juristischen Fakultät eingeschrieben. Er promovierte in beiden Fächern (1795, 1799).
In
Jena verliebte sich Feuerbach in die aus Dornburg stammende Wilhelmine
Tröster ,
die er im Jahr 1798 heiratete und die ihm im selben Jahr den ersten Sohn gebar.
Ihr Vater war ein außerehelicher Sohn von Herzog Ernst August I.
von Sachsen-Weimar und als herzoglicher Schlossaufseher tätig. Wilhelmine
war also ein Cousine des späteren Großherzogs Carl August ,
des Freundes und Förderers Goethes . Wilhelmine
Tröster hatte nur die Dorfschule besucht, war jedoch vielfältig
interessiert. Als Frau war sie bis ins hohe Alter eine gewinnende Erscheinung, von seltener Herzensgüte und
Sanftmut. Die
insgesamt fünf Söhne und drei Töchter des Ehepaars Feuerbach zeigten alle eine ausgeprägte
Hochbegabung: Anselm , Vater des Malers Anselm
Feuerbach , war vielfach musisch begabt und
Archäologe; Karl
promovierte als 22-jähriger mit einer mathematischen Entdeckung (er beschrieb erstmals den nach ihm benannten
Feuerbachkreis ); Eduard
besaß die Anlagen zum Naturforscher, wandte sich allerdings dem Vater zuliebe der Rechtswissenschaft zu, die er schon als 24-Jähriger lehrte;
Ludwig
war ein bekannter Philosoph und Anthropologe; Friedrich
studierte Indologie und Sanskrit und als Übersetzer und Autor hervor. Die
drei Schwestern waren musikalisch begabt. Die älteste dichtete und
komponierte und lebte in Italien. Die beiden jüngeren blieben unverheiratet bei der Mutter.
Ab dem Sommersemester 1799 hielt Feuerbach in Jena juristische Vorlesungen. Die 1799/1800 in zwei Bänden erschienene Monographie „Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts“ machten ihn bekannt. Feuerbach wurde 1800 außerordentlicher, 1801 ordentlicher Professor in Jena. 1801 wurde er zum Mitglied des Schöppenstuhls in Jena berufen, eines Gerichts, das nach dem damaligen
Recht aus Mitgliedern einer juristischen Fakultät bestand und Entscheidungsvorschläge für Gerichte formulierte.
1802 wechselte Feuerbach an die Universität Kiel und setzte seine Richtertätigkeit am Kieler Schöppenstuhl fort. 1804 folgte er einem Ruf an die Universität Landshut, der Vorgängerin der Universität München, wo er den Auftrag bekam, den Entwurf zu einem bayerischen Strafgesetzbuch auszuarbeiten.
Nach heftigen Auseinandersetzungen in der Fakultät beendete Feuerbach 1805 die Universitätslaufbahn.
Im gleichen Jahr wurde Feuerbach zum Referenten in dem für Gesetzgebung zuständigen königlichen bayrischen Ministerium in München ernannt. Zentrale Aufgabe Feuerbachs war die Vorbereitung eines neuen bayrischen Zivilgesetzbuchs und eines neuen bayrischen Strafgesetzbuchs. 1806 tat Feuerbach durch seinen Entwurf zur Abschaffung der Folter den ersten Schritt zur Beseitigung der Missstände in der bayerischen Kriminaljustiz.
Das weithin beachtete Bayrische Strafgesetzbuch von 1813 beruhte auf einem Entwurf Feuerbachs.
Im gleichen Jahr wurde er geadelt und lernte
die ledige Nannette Brunner kennen und lieben, mit der er zwei Söhne
hatte. Bei der Wiederherstellung der deutschen Unabhängigkeit
1813 drückte Feuerbach seinen Nationalsinn durch mehrere Schriften aus,
die ihn bei Hofe verdächtig machten. Er wurde deshalb zunächst 1814 als Richter
nach Bamberg versetzt, und 1818 als Präsident an das Appellationsgericht
nach Ansbach. Dorthin begab er sich unter Zurücklassung seiner Frau und der Töchter in Bamberg
zusammen mit seiner Münchner Maitresse Nanette Brunner, während seine Söhne in einem eigenen Hausstand samt Dienerin unter seiner Aufsicht lebten. 1822 holte er, nach dem Tod Nanette Brunners
(1821), seine Ehefrau samt Töchtern aus Bamberg nach Ansbach. Die Ehe bestand jedoch nur noch auf dem Papier. Feuerbach
war jetzt ein berühmter Gelehrter, Staatsbeamter und Richter, ausgezeichnet mit einem persönlichen Adelstitel und vielen Orden, ernannt zur Exzellenz und zum Wirklichen Staatsrat.
Er starb 1833 in Frankfurt am Main an den Folgen eines Schlaganfalls. Sein Grab befindet sich auf dem Frankfurter
Hauptfriedhof. Nach dem Tode ihres Mannes lebte seine Witwe mit ihren unverheirateten Töchtern in Nürnberg. Feuerbach
gilt als Begründer der Abschreckungstheorie des Strafzwecks und der Kriminalpsychologie.
Bekannt geworden ist Feuerbach auch als Obervormund und Gönner von Kaspar
Hauser , über den er 1832 das Buch
'Kaspar Hauser - Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen' veröffentlichte.
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