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Donnerstag, 14. November 2013

Jean Paul 

* 21. März 1763 in Wunsiedel  
† 14. November 1825 in Bayreuth


Deutscher Schriftsteller.

 

Johann Paul Friedrich Richter, der sich später Jean Paul nannte, kam als Sohn eines Lehrers und Organisten zur Welt. 1765 wurde sein Vater Pastor in Joditz , 1776 erhielt er eine bessere Stelle in Schwarzenbach an der Saale. Durch den Pfarrer des Nachbarortes Rehau, Erhard Friedrich Vogel , wurde er mit dem Gedankengut der Aufklärung vertraut gemacht. Jean Paul bildete sich autodidaktisch und verfügte schon in jungen Jahren über ein umfangreiches Bücherwissen. 1779 wechselte er an das Gymnasium in Hof . Wenige Monate später starb sein Vater, wodurch die Familie in schwere materielle Not stürzte.

Im Mai 1781 immatrikulierte Jean Paul sich an der Universität Leipzig, betrieb sein Studium der Theologie jedoch nur lustlos. Stattdessen begann er, sich als Schriftsteller zu fühlen: Er schrieb nach ersten literarischen Experimenten vor allem Satiren im Stile Jonathan Swifts
, die in gesammelter Form 1783 gedruckt wurden. Nach dieser Publikation blieben jedoch weitere Erfolge aus. 1784 musste Jean Paul vor seinen Gläubigern fliehen und kehrte als gescheiterte Existenz nach Hof in das Haus seiner Mutter zurück. Ab 1787 fand er dort ein Auskommen als Privatlehrer.

Seine schriftstellerischen Erfolge begann 1793 mit dem Roman 'Die unsichtbare Loge'. In diesem Werk verwendete Jean Paul, der seine Arbeiten zuvor unter einem Pseudonym geschrieben hatte, aus Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau
erstmals den Namen Jean Paul. Doch dieser Roman blieb ein Fragment. 1795 erschien sein neuer Roman 'Hesperus oder 45 Hundposttage' . Das Buch wurde zum größten literarischen Erfolg seit Goethes 'Werther' und machte Jean Paul schlagartig berühmt. 

 

Auf Einladung seiner Verehrerin Charlotte von Kalb besuchte Jean Paul 1796 Weimar. Dort wurde er respektvoll aufgenommen, doch blieb das Verhältnis zu Klassikern wie Goethe und Schiller distanziert. 1798 zog Jean Paul ganz nach Weimar; inzwischen hatte er eine Reihe literarischer Werke vorzuweisen: 'Siebenkäs' (1796/97), 'Das Leben des Quintus Fixlein' (1796), 'Der Jubelsenior' (1797) und  'Das Kampaner Tal' (1797). Im Frühjahr 1800 lernte er auf einer Reise nach Berlin Karoline Mayer kennen, die er ein Jahr später heiratete.

Die Berlin-Reise stellte den Höhepunkt seines literarischen Ruhmes dar: Die preußische Königin Luise zeigte sich als begeisterte Leserin seiner Werke. Dies brachte Jean Paul dazu, im Oktober 1800 ganz nach Berlin zu ziehen, wo er sich unter anderem mit den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel sowie mit Johann Ludwig Tieck
, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte anfreundete.

Vom Gipfel des Erfolges ging es für Jean Paul allmählich bergab: Seine nächsten Romane 'Titan' (1800–1803) und 'Flegeljahre' (1804/1805) waren weniger erfolgreich, obwohl sie heute als seine wichtigsten Werke gelten.

1804 siedelte er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Bayreuth um, nachdem er von 1801 bis 1803 in Meiningen und anschließend in Coburg gewohnt hatte. In Bayreuth führte er ein zurückgezogenes Leben, unterbrochen nur von einigen Reisen. Seine politischen Stellungnahmen fanden besonders bei patriotisch gesinnten Studenten Widerhall. Jean Pauls Werke aus diesen Jahren, wie 'Erziehlehre' (1807) oder 'Dr. Katzenbergers Badereise' (1809), erhielten bei weitem nicht mehr die Beachtung, die der Hesperus erlangt hatte. 1813 begann Jean Paul mit seinem letzten großen Roman, 'Der Komet'. 1817 reiste  er nach Heidelberg, wo er Ehrendoktor der Universität wurde. Der Tod seines Sohnes 1821 war ein Schicksalsschlag, den Jean Paul nicht verwinden konnte: 'Der Komet' blieb Fragment. Die letzten Lebensjahre waren von Krankheiten gezeichnet: 1823 erkrankte Jean Paul am Grauen Star und erblindete allmählich. 1825 kam Brustwassersucht hinzu, an der er am 14. November verstarb. Er ist auf dem Stadtfriedhof in Bayreuth beerdigt.

Jean Paul nimmt in der deutschen Literatur eine Sonderstellung ein und hat das Lesepublikum schon immer gespalten. Bei den einen erntete er höchste Verehrung, bei anderen Kopfschütteln und Desinteresse. Jean Paul spielte ständig mit einer Vielzahl witziger und skurriler Einfälle. Besonders weibliche Leser schätzten seine Romane. Nie zuvor waren in der deutschen Literatur weibliche Charaktere mit einer solchen psychologischen Tiefe dargestellt worden. Ähnlich verwirrend wie viele seiner Romane war auch Jean Pauls Charakter: Er war sehr gesellig und geistreich, gleichzeitig sentimental und schnell zu Tränen gerührt. Jean Paul gelangte zu einer Weltanschauung ohne Illusionen, verbunden mit humorvoller Resignation. Das literarische Motiv des „Doppelgängers“ gestaltete er in vielen Variationen aus 

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Die Geschichte von Siebenkäs wurde von Jean Paul auf dem Gipfel seiner literarischen Laufbahn geschrieben, Gipfel zumindest, was den Erfolg beim Publikum betraf. Der Armenadvokat Siebenkäs heiratet die Hutmacherin Lenette. Beide sind mausearm, beide aber haben sich bisher problemlos durchs Leben geschlagen. Kaum sind die zwei verheiratet, erlebt der Leser, wie sie völlig verarmen, Stück um Stück vom Haus- und Küchengerät versetzen müssen, um wieder ein paar Tage essen zu können. 

Jean Paul versteht es, die Gefühle und Regungen seiner Hauptpersonen, den Neid, das schlechte Gewissen, die Eifersucht, den Ärger, die Wut, das Aufbegehren, aber auch das Zusammensinken aller Gefühle, die kalte Gleichgültigkeit gegenüber dem jetzt ungeliebten Partner fein darzustellen. Dabei verteilt er die Schuld feinsäuberlich auf beide Teile, wohl mit ein Grund für seinen Erfolg beim weiblichen Publikum. 

Doch Siebenkäs wäre keine Figur Jean Pauls, wenn er tatsächlich Siebenkäs wäre. Er ist aber tatsächlich Leibgeber. Leibgeber nämlich heißt sein Freund, der ihm körperlich und geistig äußerst ähnlich ist. Die beiden Freunde haben vor Jahren ihre Namen getauscht. Leibgeber taucht nun nach langer Zeit wieder auf und entwickelt auch bald einen Plan zur Rettung aus der verfahrenen Situation. Siebenkäs soll pro forma sterben und eine Stelle beim Grafen von Vaduz annehmen, die dieser eigentlich Leibgeber angeboten hatte. Zu diesem Zweck soll Siebenkäs wieder den Namen Leibgeber annehmen. In der Zwischenzeit taucht dann auch noch eine Natalie auf, in die sich Siebenkäs unsterblich verliebt. Leibgebers Plan wird ausgeführt, und so können sich Siebenkäs und Natalie zum Schluss der Geschichte in die Arme sinken.

Um zu diesem 'Happy End' zu gelangen, geht Siebenkäs buchstäblich über Leichen. Da ist zuerst seine eigene, mit der er zugleich noch einen Versicherungsbetrug verknüpft, um Natalie einen Batzen Geld zukommen lassen zu können. Durch seinen fingierten Tod wird Lenette zu einer fiktiven Witwe - einer echten allerdings ihrer Meinung nach. Sie heiratet den gemeinsamen Freund, den Schulrat Stiefel. Dass sie damit de facto Bigamistin wird, ist ihr ja nicht bewusst. Umso bewusster ist sich dessen Siebenkäs, den auch sein Leibgebertum nicht davon entbindet, sich nach wie vor verheiratet zu fühlen, und der deshalb schweren Herzens auf Natalie verzichtet. Doch auch das Hindernis Lenette entfernt der Autor - und zwar auf recht brutale Weise, indem er Lenette in ihrem ersten Kindbett mitsamt der Tochter sterben lässt.

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Zitate von Jean Paul

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man leicht die Fidel auf den Kopf.

Wer seine Augen nicht braucht um zu sehen,
der wird sie brauchen um zu weinen.

Freude am Strafen hat nur der Teufel.

Wurst ist eine Götterspeise. Denn nur Gott weiß, was drin ist.

Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten.

Zitate über Jean Paul

Eine solche Verbindung von Witz, Phantasie und Empfindung möchte auch wohl ungefähr das in der Schriftsteller-Welt sein, was die große Konjunktion dort oben am Planeten-Himmel ist. Einen allmächtigern Gleichnis-Schöpfer kenne ich gar nicht.
Georg Cristoph Lichtenberg


Er hat in seinen Romanen echt poetische Gestalten zur Welt gebracht, aber alle diese Geburten schleppen eine närrisch lange Nabelschnur mit sich herum und verwickeln und würgen sich damit.
Heinrich Heine


Alles hat er in sich vereint, um auch die verschiedensten Gaumen zu befriedigen; ... als er fertig war und das Publikum kostete, fand man es wohlschmeckend, delikat, aber es widerstand dem Magen, weil niemand seine Kraftbrühen, den sonderbaren, dunklen Stil, ertragen konnte.
Wilhelm Hauff


Wo Jean Paul zu denken scheint, parodiert er doch eigentlich nur die Gedanken anderer.
Friedrich Schlegel


Ein Mann, der Orients Breite, Höhen und Tiefen durchdrungen, findet, daß kein deutscher Schriftsteller sich den östlichen Poeten und sonstigen Verfassern mehr als Jean Paul Richter genähert habe.
Johann Wolfgang Goethe

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