Jakob
Böhme
* 1575 in Alt Seidenberg
Oberlausitz
† 17. November 1624 in Görlitz
Deutscher Schuhmacher, Mystiker, Philosoph und christlicher Theosoph.
Böhme
wurde als viertes Kind einer Bauernfamilie geboren. Der Vater war
Kirchdiener und Gerichtsschöffe. Auf Grund seiner schwächlichen
Konstitution wurde der Knabe zu einem Schuhmacher in die Lehre gegeben.
Nach seinen Wanderjahren ließ sich Jakob Böhme 1599 in Görlitz als
Schuhmacher nieder, er erwarb das Bürgerrecht und kaufte eine Schuhbank
am Untermarkt. Noch im selben Jahr heiratete er die Tochter eines Görlitzer
Metzgers und kaufte ein Wohnhaus auf dem Töpferberg, erhielt das Bürgerrecht
und wurde in die Schuhmacher-Innung aufgenommen.
Er
las viel in der Bibel und in mystischen und naturphilosophischen
Schriften, z. B. von Paracelsus
und Kaspar Schwenckfeld .
Immer deutlicher wurden ihm Zweifel an der überlieferten Schöpfungslehre.
In Visionen wurden ihm Erkenntnisse zuteil über das in der Welt
vorhandene Böse und sein Verhältnis zu Gott als dem Schöpfer einer
vollkommenen Welt, die er 1612 in einer Handschrift mit dem Titel
„Aurora oder Morgenröte im Aufgang” niederschrieb. Seine Frau gebar
ihm zwischen 1600 und 1606 vier Söhne. In dieser Zeit hatte er mindestens
drei mystische Erfahrungen. Er schwieg aber lange Zeit und bedachte das,
was er erlebt hatte. 1612 schrieb er ohne akademische Vorkenntnisse 'Aurora'
– eine erstaunliche Arbeit für einen einfachen Schuhmacher, der nie
studiert hatte. Daher sind seine Texte nicht immer leicht verständlich,
doch voller Tiefe. Man findet alle Keime seines späteren Denkens bereits
in diesem Werk. Böhme selbst gab ihm den Namen 'Morgenrot' (der Titel
Aurora, unter dem es später bekannt wurde, ist die lateinische Übersetzung
dieses Namens).
Böhme hatte nicht die Absicht, diese Arbeit zu veröffentlichen, und gab
sie nur seinen Freunden zu lesen. Doch man kopierte ohne sein Wissen die
Handschrift und verbreitete sie. Der damalige Hauptpastor der Görlitzer
Peter- und Paulskirche, Gregor Richter, dessen Gemeinde Böhme damals
angehörte, bekam eine Kopie zu Gesicht. Richter hielt das Werk für
unchristlich und bezichtigte Böhme der Häresie. Daraufhin wurde Böhme
inhaftiert und mit einem Schreibverbot belegt. Nach einigen Jahren des
Schweigens ließ er sich 1618 durch Freunde überreden, erneut zu
schreiben. Sein zweites Werk Die Beschreibung der drei Prinzipien göttlichen
Wesens (De tribus principiis) erschien 1619. Zusammen mit seiner Frau
begann er einen Garnhandel.
Nach der Publikation von Weg zu Christo (1624) und einiger anderer
Schriften wurde auch Böhmes Erzfeind Richter erneut aktiv und bereitete
eine neuerliche Anklage vor. Schließlich musste Böhme 1624 Görlitz
verlassen. In Dresden stieß er auf einen ihm verständnisvoll zugeneigten
Theologen, bei einem großen wissenschaftlichen Streitgespräch konnte er
noch im selben Jahr seine Thesen verteidigen, worauf er die Heimkehr nach
Görlitz wagte, aber wieder vor dem Magistrat verklagt wurde. Trotz
Richters inzwischen eingetretenem Tod sah sich Böhme zusehends
Anfeindungen der aufgehetzten Gemeinde ausgesetzt. Böhme setzte sich mit
seinen Kritikern in den Theosophischen Sendbriefen auseinander, welche in
seiner wachsenden Anhängerschaft auf großes Interesse stießen. Noch auf
seinem Sterbebett musste sich Böhme im selben Jahr einem Glaubensverhör
stellen. Richters Nachfolger verweigerte dem „Ketzer“ ein christliches
Begräbnis.
Böhmes Philosophie ist eine eigentümliche Verbindung aus Luthertum und
Mystik. Den Gegensatz von Gut und Böse führte er auf den in Gott selbst
angelegten Gegensatz von Liebe und Zorn zurück; es gibt keine Trennungen
in der Schöpfung, auch der Mensch ist Teil seiner Umwelt, aber alle
Bewegung erfolgt in Gegensätzen. Böhme wurde von den Wirren der Zeit geprägt, so von den Nachwirkungen der Reformation und dem Bauernkrieg, der Erstarrung des Protestantismus und der Gegenreformation, die seit den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts an Boden gewann, und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges. Im engeren Sinn war es der in Riten und Dogmen verharrende Protestantismus, gegen welchen sich Böhmes Lehre richtete.
Seinen Anschauungen lagen urchristliche Ideale zugrunde – ein Christentum ohne Kirche als besondere hierarchisch aufgebaute
Organisationsform. Böhme fand zunächst in Holland und England mehr Verbreitung als in Deutschland. Hier beeinflusste er Angelus
Silesius ,
Novalis , die Philosophen Schelling
und Hegel .
ABCD
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