Rudolf Hell
* 19. Dezember 1901 in Eggmühl
†
11. März 2002 in
Kiel
Deutscher Erfinder, u. a. des Hellschreibers
(1929),
des Klischographen
(1951) und des digital erzeugten Fotosatzes
(1965).
Als Sohn des Bahnhofsvorstehers von Eggmühl wurde Hell 1901 im dortigen Bahnhofsgebäude geboren. Seine Mutter war die Tochter eines Landwirtes und Brauereibesitzers. Er
war der jüngste von drei Söhnen. Nach vier Jahren Volksschule besuchte er die Oberrealschule Rudolphinum in
Eger , wo Physik und Mathematik seine Lieblingsfächer waren. Schon hier erkannte man seine Vorliebe für Naturwissenschaften. Die Faszination des Eisenbahnwesens am Arbeitsplatz seines Vaters und die beginnende Elektrifizierung der Bahn prägten den Wunsch, Elektrotechnik zu studieren.
Ab 1919 absolvierte er ein achtsemestriges Studium der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in München, das er 1923 mit dem akademischen Grad Diplom-Ingenieur abschloss, um von 1923–1929 als Assistent bei Prof. Dr. Max Dieckmann
zu arbeiten. 1925 stellte er eine prinzipiell funktionierende, für den praktischen Einsatz aber unbrauchbare lichtelektrische Bildzerlegeröhre für das Fernsehen
vor. Zusammen mit Professor Dieckmann präsentierte er auf der Gewerbeausstellung in München ein Fernsehsystem mit mechanischem Bildzerleger und einer
Braunschen Röhre als Empfänger. 1927 folgte die Promotion über ein Direktanzeigendes Funkpeilgerät für die Luftfahrt. Eine amerikanische Gesellschaft bezahlte ihm dafür eine Lizenzgebühr von 20.000 RM.
1929 gründete Hell sein eigenes Unternehmen in Neubabelsberg zwischen Berlin und Potsdam und stellte im gleichen Jahr seinen Hellschreiber
vor. 1931 entwickelte er neuartige Morsegeräte, während Siemens den Hellschreiber in großen Stückzahlen produzierte. Die Firma zog nach Berlin-Dahlem um, wo sie im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde.
1947 wagte Hell den Neuanfang in Kiel-Dietrichsdorf. Ab 1949 beschäftigte sich Hell verstärkt mit der Bildtelegrafie und entwickelte entsprechende Geräte für Post, Presse, Polizei und Wetterdienste. Mit der Erfindung des Klischographen 1951 leitete Hell ein neues Zeitalter der Drucktechnik ein. Er wurde im Laufe der Zeit weiter entwickelt (Vario-Klischograph, Helio-Klischograph).
1961 expandierten die Hell-Werke und eröffneten einen zweiten Standort in Kiel-Gaarden. 1963 wurde der
Chromagraph , ein Scanner, vorgestellt und 1965 wurde von
Hell erstmals der elektronische Schriftsatz mit digitaler Speicherung (Computersatz) vorgestellt, der weltweit den Schriftsatz revolutionieren sollte. Im selben Jahr wurde die digitale Setzmaschine Digiset präsentiert. Nachdem 1971 der Chromagraph DC 300 seinen weltweiten Durchbruch erfuhr, zog sich
1972 aus der aktiven Geschäftsführung seines Werkes zurück, war jedoch weiter dort tätig.
Die 'Dr.-Ing. Rudolf Hell GmbH' entwickelte 1979 das elektronische Bildverarbeitungssystem ChromaCom, bevor 1981 die Siemens AG, die von Anfang an in wachsender Höhe am Unternehmen beteiligt ist, auch die letzten 20 % der Firma übernahm. 1989, im Alter von 88 Jahren, schied
endgültig aus dem Geschäftsleben aus.
Ein Jahr später trennte sich Siemens von dem Kieler Unternehmen, und es kam zur Fusion mit der Linotype
AG . Es entstand die Linotype-Hell AG mit Hauptstandorten in Kiel und Eschborn bei Frankfurt. Der Standort Kiel-Gaarden wurde aufgegeben. Die Linotype-Hell AG selbst wurde 1996 von der Heidelberger Druckmaschinen AG
übernommen; der Standort Eschborn wurde geschlossen und die Eschborner Aktivitäten zum großen Teil nach Kiel verlegt. 1997 wurden die Tiefdruck-Aktivitäten in der Hell Gravure Systems GmbH konzentriert, deren Anteile bis 2002 zu Heidelberg gehörten und seitdem privat geführt werden.
Hell starb im Alter von 100 Jahren in Kiel und wurde auf dem Parkfriedhof Eichhof beigesetzt. Er meldete in seinem Leben 131 Patente an.
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