Wohl bekomm's!
Entgegen der vielerorts herrschenden Annahme ist heißer Wein mit Gewürzen keine Erfindung von Standbetreibern deutscher Weihnachtsmärkte. Vielmehr haben schon die Menschen in der Antike Wein mit Pfeffer, Lorbeer und Safran versetzt und mit Honig gesüßt.
Heute gibt es in etwa so viele Glühweinrezepte wie Weihnachtsmärkte. Grundlage ist aber immer Rot- oder Weißwein, der unter anderem zusammen mit Zucker, Zimt, Nelken, Zitronenschale und Sternanis erhitzt wird. Dabei sollte die Mixtur nicht über 80 Grad heiß werden, denn zum einen verdampft dann der Alkohol, was dem Geschmack abträglich ist. Zum anderen kann
ein krebserregendes Zuckerabbauprodukt entstehen. Der Alkoholgehalt des Glühweins liegt gesetzlich vorgeschrieben bei sieben Prozent, im Durchschnitt liegt er aber zwischen neun und zehn Prozent - nur wenn er kocht, verdunstet er auch wieder.
Eine Kalorien-Bombe ist der Zuckergehalt im Glühwein, ohne den das Getränk allerdings nicht wirklich gut schmecken würde. Zwischen 80 und 100 Kalorien pro 100 Milliliter stecken in ihm, bei einem großen Becher kommen schnell 200 Kalorien im Glühwein zusammen.
Frischer Glühwein hat eine leuchtend rote Farbe. Wird er schon länger warm gehalten, verändert sie sich zu braun.
Heißer Glühwein ist der Klassiker bei kalten Temperaturen. Allerdings handelt es sich um Einbildung, dass das
Heißgetränk von innen wärmt. Denn der Alkohol erweitert zwar die Blutgefäße, wodurch ein Wärmeschub in die äußeren Körperbereiche gelangt. Kurzfristig fühlt man sich deshalb richtig warm. Gleichzeitig zieht der Körper diese Wärme aber von der
Innentemperatur ab, Unterkühlung droht. Das ist einer der Gründe dafür, dass Betrunkene besonders schnell erfrieren, wenn sie im Schnee stürzen oder im Freien
einschlafen. Trinkt man dagegen seinen Glühwein in warmen Räumen, kommt der Körper voll auf seine Kosten.
Der warme Gewürzwein hat es in sich: Zum einen steigt er schneller zu Kopf. Der enthaltene Zucker fördert die Alkoholaufnahme. Deshalb erhöht ein Becher Glühwein mit rund zehn Volumenprozent Alkohol den Blutalkoholspiegel um rund 0,25 Promille. Zum anderen
wird oft auch schlechter Wein verabreicht, dessen mindere Qualität Gewürze und Zucker überdecken. Durch die alkoholische Gärung
entstehen Äthanol und Fuselöle. Sie sind hauptsächlich für den Kater verantwortlich. Der Organismus baut sie zu Giftstoffen ab, die die Herzleistung mindern und dazu führen, dass das Gehirn nicht genug mit Sauerstoff versorgt wird. Die Folgen sind dann Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit.
Industriell produzierter Glühwein wird häufig aus Massenweinen niederer Qualität hergestellt und dann sehr stark gesüßt, um den Gütemangel des verwendeten Weins zu kaschieren. Dieser Glühwein wird häufig in großen Flaschen oder Getränkekartons billig angeboten.
Glühwein wird in Deutschland traditionell aus Keramikbechern getrunken. Die Standbesitzer spülen sie kurz aus und schon nippt der nächste Kunde daran. Nicht grundlos plagt manchen die Sorge, dass er sich mit Herpes infizieren könnte. Denn das Virus gehört weltweit zu den verbreitetsten, die Mehrzahl der Erwachsenen trägt den Erreger in sich. Einige Glühweinfreunde vertrauen darauf, dass der Alkohol und die Wärme potenzielle Erreger am Becherrand abtöten. Tatsächlich haben Herpesviren eine sehr empfindliche Hülle und sterben deshalb an der Luft rasch ab. Trotzdem: Eine Übertragung durch eine Schmierinfektion, etwa über ein schlecht gespültes Glas, ist möglich. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, nimmt sich deshalb besser einen eigenen Becher mit oder wischt wenigsten den Rand des Leihbechers mit einem hautverträglichen Desinfektionsmittel ab.
Flecken, durch Glühwein verursacht, werden am besten mit Salz bekämpft. Entscheidend für den Erfolg ist allerdings, dass das Salz schnell auf den Fleck gestreut wird, denn es ist hygroskopisch und entzieht dem Stoff die Flüssigkeit, sprich den Wein. Mit dem Abbürsten des Salzes ist im Idealfall auch der Fleck verschwunden.
Ist dieser bereits angetrocknet, hilft das Salz nur noch bedingt, es bleiben rosa Flecken. In diesen Fällen empfehlen Weihnachtsmarktbesucher
Glasreiniger. Und zwar klaren Glasreiniger. Nimmt man nämlich den weit verbreiteten blauen, ersetzt ein Fleck nur den nächsten.
Glühwein ist sehr beliebt, das belegen steigende Zahlen. Rund 50 Millionen Liter Glühwein wurden im vergangenen Jahr in Deutschland konsumiert.
Zum Glück gibt es gesündere Alternativen zum Glühwein: alkoholfreie, aber ebenso gut duftende und wärmende
Getränke: heißer, gesüßter Tee oder Punsch aus Apfel- oder Holundersaft. Die Zutaten sind auch hier im Prinzip die gleichen wie beim Grundrezept: Zimt, Nelken, Kardamom, evtl. auch Anis und Vanille, Orangen- und Zitronenscheiben. Lediglich der Rotwein wird durch Traubensaft oder durch Apfelsaft und Orangensaft ersetzt.
ABCD
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