Joseph Süß
Oppenheimer
* Februar oder März 1698 in
Heidelberg
† 4. Februar 1738 in Stuttgart
Hoffaktor des Herzogs Karl Alexander von Württemberg
. Oppenheimer wuchs in Heidelberg
in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf. 1713 bis 1717 unternahm er Reisen nach Amsterdam, Wien und Prag. Oppenheimer begann
erfolgreich, sich seinen Lebensunterhalt in der Pfalz als Privatfinanzier zu verdienen; auch das Eintreiben von Schulden gehörte zu seinen Tätigkeiten.
Geprägt wurde Oppenheimer von der großen Frankfurter Judengemeinde, wo er wohl seit 1723 Waren- Juwelen- und Geldhandel betrieb. Mit der Vergabe von Krediten an verschuldete Adlige stieg er gesellschaftlich auf; er sprang immer dann ein, wenn Banken sich weigerten, den aufwändigen Lebenswandel der Geldsuchenden zu finanzieren. Seine Kredite waren
teuer.
Als Finanzmakler und Bankier brachte er es schnell zu Wohlstand. Er arbeitete unter anderem für den pfälzischen
und den Kölnischen Kurfürsten
. 1732 lernte er in Wildbad
den Erbprinzen Karl Alexander von Württembergkennen, der unter chronischem Geldmangel litt.
Dieser war ein Vetter des regierenden Herzogs Eberhard Ludwig
von Württemberg. Noch im selben Jahr ernannte Karl Alexander
Oppenheimer zu seinem Hof- und Kriegsfaktor. Als Karl Alexander nach Eberhard Ludwigs Tod
im Oktober 1733 Herzog von Württemberg wurde, war Oppenheimer für ihn so wichtig geworden, dass er ihm einen weiten Entscheidungsspielraum in Wirtschafts- und Finanzfragen des Landes einräumte.
Zunächst ernannte ihn der neue Herzog zum württembergischen Residenten in Frankfurt, wo
Oppenheimer zum Verdruss des Rates außerhalb des Ghettos fürstlich residierte und
seinen vielfältigen Geschäften nachging.
1734 verlagerte
Oppenheimer den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Stuttgart und Ludwigsburg, wo Karl Alexander ein
absolutistisches Regiment einführte. 1736 wurde Oppenheimer zum Geheimen Finanzrat und politischen Ratgeber des Herzogs berufen und stieg schnell weiter auf. Herzog Karl Alexander war
vor der Thronbesteigung vom protestantischen zum katholischen Glauben übergetreten. In seiner vierjährigen Regierungszeit (1733–1737) regierte also ein katholischer Fürst beraten von einem Juden über eine protestantische Bevölkerung, was erhebliche Spannungen erzeugte.
Um die desolaten Finanzen des Landes mit dem absolutistischen Repräsentations- und Geldbedarf des Herzogs Karl Alexander in Einklang zu bringen, führte Oppenheimer zahlreiche Neuerungen ein. Er gründete eine Tabak-, Seiden- und Porzellanmanufaktur und auch die erste Bank Württembergs, die er selbst betrieb. Er besteuerte Beamtenbezüge und verkaufte gegen hohe Gebühren Handelsrechte für Salz, Leder und Wein an Juden. Daneben handelte er mit Edelsteinen, Edelmetallen, pachtete die staatliche Münze, veranstaltete Lotterien und Glücksspiele und vermittelte in Rechtsstreitigkeiten.
Herzog Karl Alexander beschloss die von Oppenheimer vorgeschlagenen Maßnahmen und Reformen ohne die Zustimmung der protestantischen Württembergischen Landstände, obgleich diesen das Recht der Steuerbewilligung
zustand. Oppenheimers Machenschaften, seine Prunksucht vor allem aber seine Geld- und Steuerpolitik
verursachten bei vielen Bürgern Abscheu und Hass.
Als Herzog Karl Alexander am 12. März 1737 unerwartet starb, versuchte Oppenheimer zu
fliehen. Der gestaute Unmut entlud sich über ihn, und er wurde noch am selben Tag festgenommen. Gleich nach seiner Verhaftung wurde auch sein gesamtes Personal festgenommen, die Wohnung versiegelt, das Vermögen konfisziert und private und geschäftliche Schriftstücke
beschlagnahmt. Seine Wohnungseinrichtung sowie alle seine Wertgegenstände, soweit sie sich in Württemberg befanden, wurden
im August 1737 öffentlich versteigert oder verkauft.
Nachdem
Oppenheimer zuerst auf die Burg Hohenneuffen
verbracht worden war, wo auch ein erstes provisorisches Verhör stattgefunden
hat, verlegte man ihn am 30. Mai auf die Festung Hohenasperg . Die Anklage lautete auf Hochverrat, Majestätsbeleidigung, Beraubung der staatlichen Kassen, Amtshandel, Bestechlichkeit, Schändung der protestantischen Religion und sexuellen Umgang mit Christinnen. Man warf ihm unter anderem vor, er habe sich an einer Vierzehnjährigen vergangen.
Am 9. Januar 1738 wurde er einstimmig zur Hinrichtung durch den Strang
verurteilt. Das Todesurteil wurde vom neuen Herzog Carl Rudolf
unterzeichnet, der zu jener Zeit Vormund von Karl Alexanders minderjährigem Sohn Carl Eugen
war.
Man stellte Oppenheimer in einem rot gestrichenen Käfig zur Schau.
Obschon kein orthodoxer Jude, wies Oppenheimer vor seiner Hinrichtung eine Bekehrung zum
christlichen Glauben zurück. Der Vorsteher der jüdischen
Gemeinde durfte ihm Beistand leisten. Am 4. Februar 1738 wurde
Oppenheimer am Galgen gehenkt. Eine große Anzahl von Menschen
betrachtete die Hinrichtung auf dem Stuttgarter
Galgenberg. Oppenheimers Leichnam wurde sechs Jahre lang in dem eisernen Käfig öffentlich zur Schau gestellt, erst 1744 ließ ihn Herzog Carl Eugen bei seinem Regierungsantritt abhängen und verscharren.
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