Friedrich von Schlegel
* 10. März 1772 in Hannover
† 12. Januar 1829 in Dresden
Deutscher, Philosoph, Schriftsteller, Kritiker, Literaturhistoriker und
Übersetzer.
Der
jüngste Sohn eines Generalsuperintendenten verbrachte lange Jahre einer schwermütigen Jugend bei Verwandten, dann gab ihn sein Vater 1788 in eine Lehre bei einem Leipziger Bankhaus. Obwohl er die Gymnasialausbildung nicht abgeschlossen hatte, gelang es ihm, 1790 zusammen mit seinem älteren
Bruder August Wilhelm Schlegel
in Göttingen ein Studium zu beginnen (Jura, Philologie, Geschichte, Philosophie).
1791 bis 1793 setzte er sein Studium in Leipzig alleine fort. 1794 zog er aus Geldnot zu seiner Schwester nach
Dresden. Zunehmend beschäftigte er sich mit Literatur, Ästhetik, Philosophie und Geschichte.
In Dresden lernte er Christian Gottfried Körner
kennen und veröffentlichte sein erstes Werk 'Von den Schulen der griechischen
Poesie'.
1797
traf Schlegel mit dem Prediger an der Charité in Berlin, Friedrich Schleiermacher
,
zusammen. Schleiermacher und Schlegel lebten in einer kleinen Wohnung, lasen gemeinsam Fichtes
Wissenschaftslehre und Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre, übersetzten Platon und diskutierten über Lebenskunst. Überdies machte er
in Berlin Bekanntschaft mit Rahel Varnhagen von Ense , Ludwig
Tieck
und Dorothea Veit , der Tochter Moses
Mendelssohns ,
mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine Darstellung in seinem Roman
'Lucinde' (1799).
1799 lebten die beiden Brüder Schlegel, August Wilhelms Ehefrau Caroline
sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert in Jena zusammen; die
Brüder gaben 1798 bis 1800 die Zeitschrift "Athenaeum" heraus. Die
Wohngemeinschaft bildete das Kernstück der Jenaer Romantik. Die Autoren brachen mit vielen Konventionen: Beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen
etc. Die Gruppe erhielt in dieser Zeit häufig Besuch, z. B. von Friedrich von Hardenberg (Novalis)
und Friedrich Schleiermacher.
Im August 1800 habilitierte sich Schlegel an der Universität Jena und lehrte als Privatdozent.
An der Universität hielt er die Vorlesung über Transzendentalphilosophie (1801). Bereits 1801 löste sich die Wohngemeinschaft auf. Schlegel nahm mit Tieck seinen Wohnsitz in Dresden und begegnete dort Philipp Otto
Runge . 1802 setzte Goethe in Weimar die Uraufführung von Friedrich Schlegels Drama Alarkos
durch. Schlegel begab sich nach einem Aufenthalt in Dresden zusammen mit Dorothea, die ihn während dieser Zeit durch schriftstellerische Tätigkeit finanziell unterhielt, nach Paris zum Studium der Kunstsammlungen, in der Hoffnung, eine neue Stelle zu finden.
Er beschäftigte sich mit dem Studium der Indologie, interessierte sich für die Persische Sprache, Alte Meister und gründete die Zeitschrift Europa.
Nach der Heirat in der schwedischen Botschaft in Paris mit Dorothea, die vorher zum Protestantismus konvertieren musste, ging er nach Köln, wo er Vorlesungen an der
'École Centrale' hielt. Schlegel lobte 1804/05 in 'Grundzüge der gothischen Baukunst' die Gotische Stilepoche und sprach wie Goethe von der „deutschen Baukunst“. Er traf Ferdinand Franz
Wallraf , einem besessenen Sammler von allem, was mit der Geschichte Kölns verbunden war.
1808 erschien die Schrift 'Über die Sprache und Weisheit der Indier', eine Frucht seiner Pariser
Studien. Schlegel verglich in seinem Buch Sanskrit mit europäischen Sprachen und wies viele Gemeinsamkeiten in Vokabular und Grammatik nach.
Die Sprachen werden als Indogermanische Sprachen bezeichnet. Schlegels Interesse für den Katholizismus stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im Kölner Dom konvertierte. Anschließend zog er nach Wien und trat mit einer Anstellung bei
Erzherzog Karl .
von Österreich-Teschen und der Wiener Armeehofkommission in den Staatsdienst ein.
1809 lebte er kurze Zeit in Pest und lernte Ungarisch. Nach dem Frieden von Schönbrunn
ging er zurück nach Wien. 1810 wurde er Journalist bei der Zeitschrift Österreichischer Beobachter.
Ebenfalls 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“ und 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“, die er im Tanzsaal eines Gasthofs dozierte. 1812 gründete er die Zeitschrift
'Deutsches Museum'.
1814 nahm er am Wiener Kongress
diplomatisch und publizistisch teil. 1814 ernannte Pius VII.
ihn zum „Ritter des päpstlichen Christusordens“. Ab dieser Zeit benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie ein Jahrhundert nicht verwendet hatte. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am
Deutschen Bundestag in Frankfurt. 1818 macht er eine Rheinreise zusammen mit August Wilhelm, der Inhaber des ersten Lehrstuhls für Indologie in Deutschland an der Universität Bonn geworden war.
1819 begleiteten er und Clemens Brentano
den Kaiser Franz
und Klemens Wenzel Lothar von Metternich
nach Rom, wo seine Frau und deren beide Söhne, Philipp
und Johannes Veit
lebten. Nach der Abberufung aus den österreichischen Diensten arbeitete Schlegel in Wien an der Gesamtausgabe seiner Werke.
Der Zwiespalt, der sich allmählich zwischen den beiden Brüdern Schlegel auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich.
Danach beschränkte sich die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis
Gleichgesinnter. Er wurde Mystiker und beschäftigte sich mit Telepathie. Nachdem er in Wien Vorlesungen zur Philosophie des
Lebens und zur Philosophie der Geschichte gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes
vorbereitete. Friedrich von Schlegel starb an einem Schlaganfall und wurde
auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beerdigt.
Weitere Infos:
|
Zitate
Der Historiker ist ein rückwärtsgekehrter Prophet.
Es ist der Menschheit eigen, dass sie sich über die Menschheit erheben muss.
Tätigkeit ist der wahre Genuß des Lebens, ja das Leben selbst.
Je mehr man schon weiß, je mehr hat man noch zu lernen.
Größeres läßt sich von keinem Mensch sagen, als daß man wahr gegen ihn sein darf.
Gott erblicken wir nicht, aber überall erblicken wir Göttliches.
Wo Politik ist oder Ökonomie, da ist keine Moral.
Nicht den Schwächeren wähle zum Freund dir, um weichlich zu ruhen, sondern, wer gleich dir an Geist, kräftig dich regt und ergänzt.
Es ist ratsam, jedem von Zeit zu Zeit fühlbar zu machen, daß man seiner sehr wohl entraten [entbehren] könne: das befestigt die Freundschaft.
ABCD
|