Clemens August Kardinal Graf von Galen
* 16. März 1878 in Dinklage ,
Oldenburger Münsterland
† 22. März 1946 in Münster ,
Westfalen
ABCD
Deutscher
katholischer Bischof, der 'Löwe von Münster'.
Galen wurde als Spross eines alten westfälischen Adelsgeschlechts geboren. Als 11. von 13 Kindern wuchs er in einer
gut-katholischen Familie auf. Nach Studien der Philosophie, Geschichte und Literatur in Freiburg (Schweiz) trat er 1899 in das Jesuiten-Konvikt Canisianum in Innsbruck und wurde nach weiteren Studien in Münster am 28. Mai 1904 in Münster zum Priester geweiht.
Nach einer kurzen Tätigkeit als Domvikar und als Kaplan seines Onkels Maximilian Gereon Graf von
Galen , des Weihbischofs von Münster, arbeitete er seit 1906 als Kaplan in der Kirche St. Matthias am Winterfeldtplatz und Präses des Gesellenvereins in Berlin.
Im Jahre 1907 ließ sich sein Erbteil auszahlen, um 45.000 Goldmark für den Bau eines Gesellenhauses mit Wohnraum für 200-400 Menschen zur Verfügung stellen zu können. Den Rest seines Erbteils stiftete er für den Bau kirchlicher Gebäude seiner Pfarrei.
1911
wurde Galen der erste Seelsorger von ihm gestifteten St. Clemens-Kirche. Nach einigen Jahren als Curatus an St. Clemens wurde er 1919 Pfarrer von St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Er erlebte die schwere Zeit des 1. Weltkrieges, die Wirren der Nachkriegszeit und einen großen Teil der Weimarer Zeit. Die Diasporasituation in der Großstadt Berlin stellte ihn vor große
Anforderungen. 1929 kehrte er nach Münster zurück und übernahm als Pfarrer die Seelsorge an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster.
Nach dem Tod von Bischof Johannes Poggenburg
wurde Galen 1933 zum Bischof von Münster ernannt. Mit anderen Bischöfen
lud ihn Papst Pius XI. im Januar 1937 nach Rom ein, um mit ihnen über die Situation in Deutschland zu sprechen.
Zum Zweiten Weltkrieg bemerkte Galen: „Der Krieg, der 1919 durch einen erzwungenen Gewaltfrieden äußerlich beendet wurde, ist aufs Neue ausgebrochen und hat unser Volk und Vaterland in seinen Bann gezogen. Wiederum sind unsere Männer und Jungmänner zum großen Teil zu den Waffen gerufen und stehen im blutigen Kampf oder in ernster Entschlossenheit an den Grenzen auf der Wacht, um das Vaterland zu schirmen und unter Einsatz des Lebens einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk zu erkämpfen.“ Zum „Löwen von Münster“
wurde er im Sommer 1941, als er in drei Predigten deutlich Stellung gegen den Mord an Behinderten im Dritten Reich
bezog. Den Präventivschlag gegen die Sowjetunion 1941 sah Galen im Herbst
1941 als Kampf gegen die jüdisch-bolschewistische Pest des Bolschewismus an.
1945 erklärte von Galen in seinem ersten Interview gegenüber der Besatzer-Presse, dass er treu gesinnt sein müsse gegenüber dem Vaterland und sie [die Besatzer] als Feinde betrachte. Galen kritisierte in den nächsten Monaten offen die Maßnahmen der Besatzer, insbesondere die Internierung von Deutschen in Konzentrationslagern sowie die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten. Im Juni 1945 dankte er ausdrücklich „unseren christlichen Soldaten, jenen, die in gutem Glauben, das Rechte zu tun, ihr Leben eingesetzt haben für Volk und Vaterland und auch im Kriegsgetümmel Herz und Hand rein bewahrt haben von Hass, Plünderungen und ungerechter Gewalttat“.
Im Februar 1946 wurde
Galen durch Papst Pius XII. in das Kardinalskollegium berufen. Bei seiner
Reise nach Rom besuchte er deutsche Kriegsgefangene im Raum Tarent und Bari.
Vor den Trümmern des zerstörten Domes hielt er nach seiner Rückkehr aus
Rom seine letzte Ansprache. Am Tag darauf erkrankte er und starb bald
darauf. Seine letzte Ruhe fand er in der Ludgeruskapelle des zerstörten Domes.
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Kommentar: Nach der Zerstörung großer Teile der Stadt Münster durch
alliierte Terrorangriffe leitete Galen sein Bistum seit dem Oktober 1944 von Sendenhorst
aus. Für ihn bedeutete die deutsche Kapitulation "Feindbesetzung". Der Bischof hat die alliierte Behauptung von der Kollektivschuld des deutschen Volkes zurückgewiesen. Er war auch nicht bereit, übergangsweise regionale Verwaltungsaufgaben zu übernehmen. Für Galen gab es nur die Seelsorge. Dazu gehörte sein Eintreten für Mitglieder der NSDAP, für Kriegsgefangene und für internierte Deutsche, aber ebenso gegen
Verbrechen der Besatzungstruppen und der befreiten Kriegsgefangenen russischer und polnischer Herkunft. Wenig später protestierte er gegen die Vertreibung der Bevölkerung aus den deutschen Ostgebieten.
Der Wortlaut einer entsprechend deutlich gehaltenen Predigt in Telgte am 1. Juli 1945 wurde (ähnlich wie die Kriegspredigten des Bischofs) sofort verbreitet und fand ein ähnlich starkes Echo. Wegen seiner Kritik musste sich der Bischof am 24. Juli in Warendorf gegenüber Vertretern der Militärregierung verantworten. Ihnen erklärte er unumwunden, er werde wie bisher seine Hirtenaufgabe wahrnehmen und auch künftig keiner Weisung folgen; man könne mit ihm tun, was man wolle, auch ihn verhaften. Die Folge dieses Verhaltens gegenüber der Besatzungsmacht war, dass der "Löwe von Münster" bei der Militärregierung nichts galt. Wie sehr Galen darunter litt, dass er nur wenig für seine notleidenden Landsleute erreichen konnte, bekannte er in seinem Fastenhirtenbrief 1946: "Es macht mich oft tieftraurig, dass ich so wenig, fast gar nicht helfen kann."
Am Vorabend des Weihnachtsfestes 1945 wurde bekannt, dass Galen zusammen mit dem Kölner Erzbischof Joseph Frings und dem Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing zum Kardinal ernannt worden war.
Sieben Tage dauerte Anfang 1946 die gemeinsame Reise der neuen Kardinäle Frings und Galen nach Rom zur Entgegennahme des Purpurs. Galen setzte bei den Alliierten durch, dass er, ungeachtet der damit verbundenen neuen Strapazen, in deutschen Kriegsgefangenenlagern in Süditalien zu seinen Landsleuten sprechen durfte.
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