Stapellauf
des Passagierschiffs 'Vaterland'
am
3. April
1913 in Hamburg.
In den ersten Jahren des
20. Jahrhunderts war es den deutschen Reedereien gelungen, die Konkurrenz von den britischen Inseln erfolgreich herauszufordern und den Engländern den Rang als führende Nation in der Passagierschiffahrt abzulaufen. Grund für diesen Erfolg war vor allem die fortlaufende Expansion der Hamburg-Amerika-Linie
(HAPAG) , die unter der Führung des Hamburger Schiffsmagnaten Albert Ballin
zur weitaus größten kontinental-europäischen Schiffahrtslinie angewachsen war.
Die Vaterland sollte die Krönung von Ballins Bemühungen werden, HAPAG als die Nummer Eins der Reedereien auf den Weltmeeren zu etablieren. Am 25. April
1914 verließ die 'Vaterland' Hamburg zu ihren Probefahrten vor der norwegischen Küste, wobei sie die überraschend hohe Geschwindigkeit von 26,3 Knoten (etwa 49 km/h) erreichte. Nach der Indienststellung am 10. Mai 1914 verließ sie Hamburg am 14. Mai 1914 zur Jungfernfahrt nach New York
über Southampton und Cherbourg. Mit über 54.000 BRT und 290 Metern Länge war sie zu diesem Zeitpunkt das größte Schiff der
Welt. Es konnte bis zu 3.677 Fahrgäste sowie 1.234 Besatzungsmitglieder
transportieren. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurde das Schiff in New York City
bis auf weiteres außer Betrieb genommen. Ein bitteres Los für die Vaterland, denn sie hatte sich auf ihren bisher sieben Atlantiküberquerungen bestens bewährt und war schon dabei gewesen, sich einen ausgezeichneten Ruf als Atlantikliner zu erwerben.
Rund die Hälfte der Besatzung blieb an Bord und hielt das Schiff instand oder vertrieb sich die Zeit in den deutsch-amerikanischen Kneipen, das Schiffsorchester organisierte Konzerte für Deutsch-Amerikaner oder mit den Deutschen Sympathisierende, um Spenden für das deutsche Winterhilfswerk zu sammeln.
Bei Kriegseintritt der Vereinigten Staaten wurde die Vaterland am 5. April 1917 von diesen beschlagnahmt. Angehörige der Hafenpolizei
nahmen die 300 an Bord verbliebenen Crewmitglieder in Gewahrsam und brachten sie nach Ellis Island zum Verhör. Offiziere und Matrosen wurden unter Hausarrest
gestellt. Die Amerikaner begannen mit ihrer Umrüstung zum Truppentransporter. US-Präsident Woodrow Wilson
gab dem Schiff einen neuen Namen: Leviathan, nach dem biblischen Ungeheuer aus der Tiefe. Mehr als ein halbes Jahr dauerte die Umrüstung.
Die gesamte luxuriöse Inneneinrichtung wurde entfernt und durch eine
kriegsmäßige Ausstattung ersetzt. 19 Fahrten absolvierte die Leviathan im Dienst der US Armee und beförderte einmal
mehr als 14.000 Menschen auf einmal. Nach dem Ende des Krieges wurde die
'Vaterland' wieder auf Zivildienst umgerüstet. Ende des Jahres 1923
fuhr das Schiff gleich fünfmal hintereinander einen Nettoverlust ein. Ende 1934 wurde es schließlich
nach New York zurückgebracht und blieb dort die nächsten drei Jahre untätig vor Anker.
Zu Beginn des Jahres 1938 wurde das Schiff ein letztes Mal notdürftig seetüchtig gemacht, um seine letzte Atlantiküberquerung anzutreten. Ziel war Schottland, wo die Leviathan/Vaterland abgewrackt
wurde.
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