August
Thyssen
* 17. Mai 1842 in
Eschweiler
† 4. April 1926 auf Schloss
Landsberg
Deutscher Industrieller.
Thyssen wurde
als drittes Kind und erster Sohn des Unternehmers Friedrich Thyssen (1804-1877) geboren. Zusammen mit sechs Geschwistern wuchs er in
Eschweiler bei Aachen in einer katholischen Familie auf. Sein Vater leitete 15 Jahre lang das erste Stahldrahtwalzwerk in der Rheinprovinz, bevor er eine Bank gründete.
Nach dem Studium an der Polytechnischen Hochschule in Karlsruhe und der Handelshochschule in Antwerpen arbeitete
Thyssen zunächst im Bankhaus seines Vaters.
Thyssens unternehmerische Laufbahn begann 1867, als er mit mehreren Verwandten in Duisburg
ein Bandeisenwalzwerk gründete. 1870 wurde die Gesellschaft verkauft. Den Erlös verwendete Thyssen zur Gründung eines Walzwerks
unter dem Namen 'Thyssen & Co' in Styrum vor den Toren Mülheims, am 1. April
1871. Am 2. Oktober dieses Jahres nahm er mit 95 Mitarbeitern die Produktion auf.
Dies Bandeisenwalzwerk sollte den Grundstein bilden für einen der größten europäischen Montankonzerne.
Seit 1878 engagierte sich Thyssen auch in der Weiterverarbeitung seiner bei Thyssen & Co. gefertigten Produkte, u. a. indem er Röhren für Gasleitungen
fertigte. 1882 ließ er in Styrum Bleche walzen, für die er zwei Jahre später eine Verzinkerei
aufbaute. Den Grundstein für seine Maschinenfabrik legte er 1883 mit dem Kauf einer benachbarten Maschinenbaufirma.
Den Schritt zum Vertikalkonzern machte
Thyssen 1891 bei einer Steinkohlenzeche in Duisburg-Hamborn, die er zu einem integrierten Hüttenwerk am Rhein
ausbaute. Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg begann er mit der Internationalisierung seines Konzerns (Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Russland, Mittelmeerraum, Argentinien).
Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete für Thyssen nicht nur den Verlust zahlreicher Auslandsbeteiligungen und der lothringischen Unternehmen, sondern auch das Ende seiner unternehmerischen Expansion.
1872 heiratete Thyssen die 18-jährige Hedwig Pelzer, die der protestantischen Mülheimer Oberschicht entstammte. Sie brachte eine bedeutende Mitgift in die Ehe ein und verschaffte ihm Zugang zu den gehobenen Kreisen der Mülheimer Gesellschaft.
Aus der Verbindung von Thyssen und Pelzer gingen vier Kinder hervor: Fritz
(1873-1951), August junior
(1874-1943), Heinrich
(1875-1947) und Hedwig
Thyssen (1878-1960). Nach 12 Jahren wurde wurde die Ehe 1885 geschieden. Um eine Auflösung seines Konzerns durch die Scheidung zu umgehen, übertrug Thyssen die Eigentumsrechte am Unternehmen seinen Kindern, behielt aber den Nießbrauch und schloss so die Kinder von der Unternehmensführung und unternehmerischer Verantwortung aus.
Erst im Alter von fast 80 Jahren machte er einige Zugeständnisse an seine Erben und übergab die Firma Thyssen & Co. 1919 weitgehend in die Verantwortung seiner Söhne Fritz und Heinrich. Hedwig und August junior
wurden mit Abfindungen ausgezahlt. 1925 stimmte er grundsätzlich der Einbringung seiner Firmen in einen neuen Konzern, die Vereinigte Stahlwerke
AG , zu.
An Innovationen
immer interessiert, gelang es Thyssen, von einem mittelständischen Unternehmer zu einem der ganz großen deutschen Eigentümer-Unternehmer des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts aufzusteigen. Die Unternehmensgewinne investierte er in den weiteren Ausbau seines Konzerns.
Thyssen stiftete mehrere Millionen Mark für die unterschiedlichsten sozialen Zwecke,
u. a. für das Waisen- und Altersheim Franziskushaus in Mülheim. 1903 erwarb Thyssen Schloss
Landsberg
, renovierte es und zog mit seiner Familie ein. Politisch stand er der Zentrumspartei
nahe. Thyssen starb auf Schloss Landsberg, wurde zunächst auf dem nahegelegenen Waldfriedhof bestattet und 1928 dann in ein eigens errichtetes Mausoleum auf dem Familiensitz Schloss Landsberg umgebettet.
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