Alfred Freyberg (NSDAP)
wird Ministerpräsident
im
Freistaat Anhalt
am
21. Mai 1932.
Damit wurde erstmals ein NSDAP-Politiker zum Ministerpräsidenten eines Landes des Deutschen Reiches gewählt.
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Freyberg
wurde am 12. Juli 1892 in Harsleben geboren. Nach dem Schulbesuch in Harsleben
und Halberstadt
studierte Freyberg Jura an den Universitäten Genf, Königsberg, München und Halle. 1918 legte er das Referendarexamen ab; 1922 bestand er die Juristische Staatsprüfung. Im Ersten Weltkrieg hatte er sich 1914 als Kriegsfreiwilliger gemeldet, 1917 wurde er zum Leutnant der Reserve befördert.
Von 1923 bis 1926 war er Regierungsrat in der Reichsfinanzverwaltung, im Jahr 1926 ließ er sich als Rechtsanwalt in Quedlinburg
nieder. Ab 1929 war er zudem als Notar tätig. Schon im Mai 1925 war er der Ortsgruppenleiter der NSDAP
in Quedlinburg geworden. Ab 1929 war er Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender im Quedlinburger Stadtrat.
Nachdem die NSDAP in der Landtagswahl vom 24. April 1932 mit 41,67 Prozent der abgegebenen Stimmen stärkste Partei geworden
war, wurde Freyberg am 21. Mai 1932 zum neuen Ministerpräsidenten des Freistaats Anhalt gewählt.
Ab 1936 war Freyberg Abgeordneter im Reichstag. Seit 1938 arbeitete er im SD-Hauptamt
mit. Vom 21. August 1939 bis zu seinem Suizid war Freyberg Oberbürgermeister der Stadt
Leipzig .
Am 18. April 1945, dem Tag, an dem US-Truppen Leipzig einnahmen, nahm Freyberg sich – gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter –
im Alter von 52 Jahren in seinem Amtszimmer im Leipziger Neuen Rathaus das
Leben.
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Weitere
Infos:
Bericht über das Auffinden der toten
Familie Freyberg: “Am frühen Morgen des 20. April, eines Freitags, stürzte mein LIFE-Kollege Bill Walton zu mir herein. ‘Fahren Sie schnell zum Rathaus, ehe sie es aufräumen’, sagte er.
... Wir standen in einem Büro, mit sentimentalen Landschaftsbildern an den Wänden und schweren Möbeln, wie sie die Deutschen im neunzehnten Jahrhundert für luxuriös hielten. Auf den massiven Ledermöbeln lehnte eine Familiengruppe, die so intim und lebendig wirkte, dass man kaum glauben konnte, dass diese Menschen nicht mehr am Leben waren. Am Schreibtisch saß Dr. Kurt Lisso, den Kopf in die Hände gelegt, als ob er ausruhen wollte. Auf dem Sofa lag seine Tochter und in dem dick gepolsterten Armsessel saß seine Frau. Die Ausweise und Dokumente der ganzen Familie waren ordentlich auf dem Schreibtisch ausgebreitet, daneben stand die Flasche Pyrimal, mit dem sie sich offensichtlich umgebracht hatten. Dr. Lisso war Stadtkämmerer und Schatzmeister der Stadt Leipzig gewesen, Parteifunktionär mit einer jener niedrigen Mitgliedsnummern, die besagte, dass er es zu den Getreuen der ersten Stunde gebracht hatte. In einem Nachbarzimmer saßen ebenso lebensecht Alfred
Freyberg, der Oberbürgermeister, mit seiner Frau und seiner hübschen Tochter Magdalena im Kreis. Auch andere Zimmer in der Nähe bargen solch totenstille und schweigsame Gestalten. Am auffallendsten war der Befehlshaber des Volkssturms in seiner schönen Uniform und mit einem Hitlerbild neben sich.”
Kabinett
Freyberg– 21.
Mai 1932 bis 8. Januar 1940