Georg Friedrich Grotefend
* 9. Juni 1775 in Hann. Münden
†
15. Dezember 1853 in
Hannover
Deutscher
Schulmann, Sprachwissenschaftler und
Altertumsforscher.
ABCD Grotefend
war der Sohn eines Schuhmachers. Seine Jugendbildung erhielt er auf der Schule seiner Vaterstadt und bezog
später das Pädagogium
zu Ilfeld .
Ab 1795 studierte er an der Universität Göttingen Theologie und Philologie.
Noch während seiner Studienzeit wurde er zuerst provisorischer Hilfslehrer
am Gymnasium zu Göttingen, dann ab 1797 festangestellter Lehrer. ABCD Bleibenden Ruhm hat
Grotefend sich als Außenseiter der Orientalistik erworben. 1802 legte er der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften seine Abhandlung, die den ersten gelungenen Versuch darstellt, die altpersische Version der achämenidischen
Keilschrifttrilinguen
(akkadisch- elamisch- altpersisch) teilweise zu entziffern. Die Abhandlung erschien 1805,
wurde aber bis Ende des 19. Jahrhunderts nicht weiter zur Kenntnis
genommen. ABCD Bis zu diesem Zeitpunkt waren die überlieferten Dokumente der alten persischen Sprache noch nicht entschlüsselt. 1802 unterhielten sich bei einem sommerlichen Spaziergang Grotefend und
ein Freund über die Frage, ob die Schrift einer unbekannten Sprache nur aus sich selbst, also ohne Hilfsmittel und Kenntnis des Inhalts, gedeutet werden könne. Grotefend
bejahte. Innerhalb
von nur wenigen Wochen entzifferte er die bereits 1621 entdeckte und kopierte persische Inschrift von Behistun
im Iran. ABCDABCD Als Griechischlehrer kannte Grotefend die Namen der persischen Könige. Er bestimmte zehn Zeichen der persischen Keilschrift, indem er von jener Form der Namen ausging, die sie im Avesta
hatten. Er stellte fest, dass die Könige in der ihm vorliegenden Inschrift weder Kyros I. noch Kambyses I. sein konnten, da beide Namen mit den gleichen Laut begannen, das erste Zeichen dagegen verschieden war. Darüber hinaus konnte es sich auch nicht um Kyros und Artaxerxes I. handeln, da der erste Name zu kurz und der zweite zu lang war. Es blieben also Darius und Xerxes I. Dieses wurde durch die Tatsache bestätigt, dass in der Inschrift des Sohnes der Vater den Königstitel hatte, aber nicht umgekehrt. Die Leistungen Grotefends blieben zunächst nur einem kleinen Gelehrtenkreis bekannt. ABCD Danach
entzifferte Grotefend die Keilschriften von Persepolis , die Carsten Niebuhr
auf seiner Arabien-Reise kopiert hatte. Dem folgten Arbeiten zu babylonischen und assyrischen Keilschriften. 1832 wurde er
auch für die lykische
und phrygische
Sprache ein Bahnbrecher. An
Keilschriftpublikationen erschienen noch von ihm: 'Neue Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen
Keilschrift' (1837) und zur babylonischen Keilschrift (1840) sowie andere
Arbeiten.
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1803
wurde Grotefend als Prorektor an das Gymnasium zu Frankfurt a. M. berufen, 1806 erhielt er die
Konrektorstelle und 1812 den Titel Professor. 1821 wurde er als Direktor des städtischen Lyceums nach Hannover berufen, aus welchem Amte er 1849, unter Verleihung des Titels
Schulrat, in den Ruhestand trat. In Frankfurt hatte Grotefend sich der praktischen Seite des Schulberufes zugewendet,
etwa mit der Verfassung von zwei lateinischen Grammatiken. 1817 war er Stifter und Hauptleiter des Frankfurter Gelehrtenvereins für deutsche Sprache, 1819 finden wir ihn unter den Begründern der Gesellschaft zur Herausgabe der
'Monumenta Germaniae' .
ABCD Grotefend wurde im 79. Lebensjahre durch einen plötzlichen Tod seiner Forscherarbeit entrissen.
Er war Vater des Historikers Karl Ludwig Grotefend
und Großvater des Archivars und Chronologen Hermann Grotefend .
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