Adolf
von Harnack
* 7. Mai
1851in Dorpat
† 10. Juni 1930 in
Heidelberg
Deutscher Theologe und Wissenschaftsorganisator.
Harnacks Vater
war Luther-Forscher in Dorpat
und Erlangen . Auch er selbst begann seine Studien
in Dorpat. Später studierte er in Leipzig Evangelische Theologie, promovierte 1873 und habilitierte sich 1874 dort. Die Leipziger Universität ernannte ihn 1876 zum außerordentlichen Professor. Als Ordinarius für Kirchengeschichte wirkte er später in Gießen (1879–86), Marburg (1886–88) und
Berlin (1888–1924).
Als junger Privatdozent nahm er eine kritische Perspektive zur christlichen Dogmengeschichte ein. Harnacks Verständnis des Protestantismus war das von Reformation der Heilslehre und Revolution gegen die Autorität der katholischen Kirche, gegen ihren hierarchischen Apparat
und gegen ihre Kultusordnung. Jesus habe das Kultische, das im Judentum galt, beiseite geschoben. Er setzte nicht auf kultische Reinigung und Heiligung, sondern allein auf die Seele des Menschen. Das moralische Handeln des Einzelnen, seine Werke der Liebe würden entscheiden, ob der Einzelne in ein Reich Gottes eingehe oder nicht. Das römisch-katholische und das orthodoxe Christentum sei dem Kult des Judentums ähnlich.
Das protestantische Christentum habe die Botschaft Jesu in seiner Reinheit wiederhergestellt.
Seine sechzehn Vorlesungen über 'Das Wesen des Christentums' , die er im Wintersemester 1899/1900 hielt, waren
Anlass zu intensiver Kritik von Seiten konservativer Theologen. Sein dreibändiges
'Lehrbuch der Dogmengeschichte' (1886–1890) gilt als seine wichtigste theologische Publikation.
Harnack wurde zum politischen Berater mit vielfältigen politischen Kontakten bis hin zum Reichskanzler Theobald von Bethmann
Hollweg .
Beruf eines Christen deutete er als Dienstpflicht am Gemeinwesen. Harnack war von 1911 bis 1930 der erste Präsident der auf seinen Vorschlag hin gegründeten
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft , der heutigen
Max-Planck-Gesellschaft .
Von 1905 bis 1921 war Harnack Generaldirektor der Königlichen Bibliothek, 1918 umbenannt in Preußische Staatsbibliothek, heute Staatsbibliothek zu Berlin.
Harnack erhielt mehrere Auszeichnungen, so 1902 den Orden 'Pour le mérite für Wissenschaft und Künste'. Für seine Verdienste wurde er
im März 1914 in den preußischen Adelsstand erhoben. Er unterzeichnete
1914 das
'Manifest der 93' . Harnack
engagierte sich nach 1918 für eine soziale Demokratie in der Weimarer Republik.
Als höchste Auszeichnung für besondere Verdienste verleiht die Max-Planck-Gesellschaft
die ursprünglich 1924 gestiftete Harnack-Medaille .
Harnack heiratete 1879 in Leipzig Amalie Thiersch, eine Tochter des Chirurgie-Professors Carl Thiersch
und seiner Frau Johanna, geb. Freiin von Liebig, einer Tochter des Chemikers Justus von Liebig
. Das Ehepaar hatte sieben Kinder.
Der wegen der Beteiligung am Attentat vom 20. Juli 1944 hingerichtete Sohn Ernst von Harnack
hatte sich in der SPD engagiert.
Weitere
Infos:
|