München - Am 119.
NSU-Prozesstag beschrieb der Inhaber des Kölner Ladengeschäfts,
in dem eine Bombe platziert wurde, den Täter als einen deutschen Mann mit
halblangen blonden Haaren bis über die Ohren; Haarlänge bis auf Kinnhöhe, wie
seine Tochter hinzufügte.
Der Mann sei sehr schmal und schmächtig gewesen, auch sein Gesicht schmal und
knochig. Diese Beschreibung trifft weder auf Uwe Böhnhardt noch auf Uwe Mundlos
zu, die Gefährten Beate Zschäpes, die sich Freitag, den 4. November 2011,
nach einem Banküberfall in Eisenach auf wundersame Weise selbst entleibt
haben sollen.
Die Polizei zeichnete
2001 nach den Angaben des Ladeninhabers zwei Phantombilder. Entsprechend
dessen Beschreibung zu sehen ist darauf ein Mann mit welligen, blonden Haaren und einem dünnen Gesicht, in dem die Wangenknochen hervorstehen. Auch
seine zur Zeit des Anschlags 14-jährige Tochter sah damals den vermeintlichen Kunden.
Unter Hypnose machte sie im Januar 2012 Angaben für ein Phantombild. Das Ergebnis, das Richter Manfred Götzl
am Donnerstag im Gerichtssaal an die Wand werfen ließ, ist nahezu eine Kopie der ersten Grafik, die nach den
Angaben ihres Vaters angefertigt wurde.
"Es war ein paar Tage vor Weihnachten 2000, so gegen 17 oder 18 Uhr", erzählte der Zeuge. Da sei der Mann in sein Geschäft gekommen. Er habe einen Korb in der Hand gehalten und mehrere Dinge kaufen wollen. "Er hat eine Runde gedreht in meinem Laden und eine Flasche Jack Daniels und eine Tüte Chips in seinen Korb gesteckt." An der Kasse habe er bemerkt, dass er sein Geld vergessen habe. Er wohne aber in der Nähe und wolle schnell sein Portemonnaie holen, habe er gesagt. Den Korb lasse er solange im Laden zurück, darauf habe der Mann bestanden, sagte der Zeuge. Dann sei er weggerannt und nicht mehr zurückgekehrt.
Den Korb hatte dann mehrere Wochen später die 19-jährige Tochter des
Ladeninhabers aus Neugier inspiziert und eine Christstollen-Dose darin geöffnet. In ihr befand sich ein selbst gebauter Sprengsatz mit rund einem Kilogramm Schwarzpulver und einem elektronischen Zünder. Die Bombe detonierte. Die junge Frau wurde schwer verletzt und trug bleibende Schäden davon.
Aus Kreisen der Anklage hieß es nach dieser Aussage, es gebe dennoch keinerlei
Anhaltspunkte dafür, dass ein anderer Täter als Mundlos oder Böhnhardt in
Frage komme. Mundlos oder Böhnhardt hätten sich vermutlich im Jahr 2000 die Haare wachsen
lassen oder eine Perücke aufgesetzt. Vielleicht habe der NSU ja auch einen Helfer
geschickt. Schließlich könne die Erinnerung des Ladeninhabers durch den Schock getrübt
sein, den die Explosion bei ihm auslöste.
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