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aus Ingolstadt
Ingolstadt - Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch
(oben links) hat beantragt, den Namen des langjährigen Auto-Union-Vorstandschefs und hoch
verdienten Audi-Nachkriegsgründers Richard Bruhn aus der Bezeichnung „Dr.-Richard-Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der Auto Union“ zu streichen. „Das Unternehmen unterstützt den Antrag des Betriebsrats“, sagte ein
Sprecher des Audi-Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler (oben rechts).
Bruhn hatte Auto Union in Chemnitz von 1932 bis 1945 und nach der Neugründung in Ingolstadt von 1949 bis 1956 geführt.
Verschwinden wird in Ingolstadt deshalb voraussichtlich auch der Straßenname Bruhnstraße. Joachim Genosko
(unten links), CSU-Fraktionschef im Stadtrat sagt: „Ich gehe davon aus, dass die Bruhn-Straße umbenannt wird.“ Jörg
Schlagbauer (unten rechts), stellvertretender SPD-Fraktionschef, meinte, „dass wir um eine Umbenennung gar nicht herum kommen werden“. Am 24. Juli wird der Stadtrat über die Umbenennung entscheiden.
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2009 hatten VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch
(links) und VW-Vorstandschef Martin Winterkorn (rechts) damit geliebäugelt, die Dachmarke Volkswagen durch Auto Union zu ersetzen. Es werde keine Umbenennung geben, sagte nun Winterkorns
Sprecher.
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Biographie Richard Bruhns
Geboren am 25. Juni 1886 in
Cismar/Ostholstein als Sohn eines Schumachers. Nach der Schulzeit absolvierte
Bruhn eine Elektrikerlehre. Danach wechselte er in den Kaufmannsberuf und
wurde kaufmännischer Angestellter im Ingenieurbüro der AEG in Bremen,
später kaufmännischer Leiter des AEG-Büros in London.
1914 - 1918: Kriegsteilnehmer Erster Weltkrieg;
1918 - 1921: Studium der Nationalökonomie in Kiel, das 1921 mit Promotion abgeschlossen
wurde;
1921 - 1926: Kaufmännischer Direktor bei der Firma Neufeldt & Kuhnke in
Kiel (später Hagenuk);
1927 - 1929: Mitglied des Direktoriums der Junkerswerke
in Dessau;
1929 - 1930: Vorstandsmitglied der Pöge-Elektrizitätswerke in Chemnitz
Im Auftrag der Sächsischen Staatsbank führte Bruhn die langwierigen Verhandlungen bezüglich einer Vereinigung der vier sächsischen
Kraftfahrzeughersteller Audi ,
DKW , Horch
und Wanderer , die im Juni 1932 zur Gründung der
'Auto Union AG,
Chemnitz'
führten, deren Vorstandsvorsitzender er wurde. Unter Bruhns Leitung wurde in den dreißiger Jahren
dies Unternehmen mit fünfundzwanzigtausend Beschäftigten zu einem bedeutenden
Repräsentanten der deutschen Kraftfahrzeugindustrie. Die beiden deutschen
Auto-Großunternehmen, Daimler-Benz und Auto Union, lieferten sich erbitterte Schlachten, nicht nur um die Gunst der Käufer, auch auf den Rennbahnen. Rudolf Carracciola
und Bernd Rosemeyer
jagten sich in den berühmten „Silberpfeilen“ der beiden Werke auf allen Rennpisten der Welt, ihre Gegner weit hinter sich lassend.
Bruhn blieb bis zum 7. Mai 1945 in Chemnitz und ging anschließend nach Zwickau. Als kurze Zeit darauf klar wurde, dass der amerikanisch besetzte Teil von Sachsen Teil der Sowjetischen Besatzungszone werden würde, verließ er
Zwickau und siedelte in die britische Besatzungszone über. Dort wurde er von
den Besatzern bis 1947 inhaftiert, schließlich als unbelastet freigesprochen und ging nach Ingolstadt.
Dort war zur Ersatzteilversorgung für die DKW-Fahrzeuge im Dezember 1945 das
sog. „Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile GmbH“ gegründet worden.
Bruhn und Carl Hahn sen. ,
sein ehemaliger Stellvertreter im Vorstand der Chemnitzer Auto Union,
verwandelten im September 1949 mit Krediten der Bayerischen Staatsregierung
das „Zentraldepot“ in die neue "Auto Union GmbH". Bruhn wurde deren erster Geschäftsführer.
Im November 1956 schied Bruhn aus der Auto-Union-Geschäftsführung aus, blieb aber noch bis 1958 Aufsichtsratsvorsitzender.
Bruhn starb im Alter von 78 Jahren am 8. Juli 1964 in Düsseldorf
und fand seine letzte Ruhestätte in Kiel. Nach dem Zusammenschluss mit NSU
wurde das Unternehmen "Auto Union GmbH" 1985 in Audi umbenannt.
Bruhn war ein überaus rühriger Mensch, dem in erster Linie neben der Wahrnehmung der Interessen seines Unternehmens soziale Aspekte am Herzen lagen: er war es, der in
seinem Unternehmen ein Sozialwerk gründete, er war es, der zahlreiche
Arbeitsplätze schaffte.
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