Christian Reichart
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* 4. Juli 1685 in
Erfurt
† 30. Juli 1775
ebenda
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Begründer des Gartenbaus in Deutschland.
Reichart wurde als Sohn einer reichen Erfurter Familie geboren, die auf ihren umfangreichen Ländereien am Rande der Stadt Acker- und Gartenbau betrieb.
Nach dem Tod seines Vaters heiratete Reicharts Mutter den Stadtökonomen
und Landwirt Christoph Engelhardt, der seinem Stiefsohn eine umfassende Ausbildung ermöglichte.
Reichart absolvierte eine kaufmännische Lehre, studierte in Erfurt an der
dortigen Universität
und Jena 1710-16 Jura und erlernte das Orgelspiel.
1716 wurde er in den Dienst des Erfurter Stadtrates gestellt.
Reichart war in Erfurt als „Aktuarius bey der Feuerrüstung“, Vormundschaftsbeamter (1727–30), Oberbauherr (1734), „jüngerer Bürgermeister“ 1737 „anderer Ratsmeister“ (1752) und „Assessor Ministerii“ tätig. Mehr als 30 Jahre lang wirkte er auch als Stadtchronist (Erffurtische Chronica von 1700-57, Ms. im Stadtarchiv Erfurt).
1720 übernahm Reichart die Ländereien der Familie. Bei seiner autodidaktischen Ausbildung im Acker- und Gartenbau half ihm sein
Stiefvater. Indem er seine Fragen und die Antworten des Stiefvaters niederschrieb, entstand das erste kleine Lehrbuch zum Land- und Gartenbau.
Nach dem Tode des Stiefvaters begann Reichart mit umfangreichen Versuchen auf den geerbten Ländereien und bemühte sich, seine praktischen Erfahrungen wissenschaftlich zu durchdringen. Er entwickelte eine Reihe neuer Geräte für den Gartenbau, die die Arbeitsproduktivität steigerten und in weiterentwickelter Form noch heute angewendet werden. So erfand er neben der Einradhacke eine Maschine zum Ausdünnen von Pflanzen sowie die Stachelwalze zum Auflockern des Bodens. Durch Reichart hielt in Erfurt, wo bis dahin vor allem der Obst- und Weinbau sowie der Anbau von Küchen- und Arzneikräutern betrieben wurde, der intensive Gemüsebau Einzug.
In dem fruchtbaren Dreienbrunnengebiet am Rande von Erfurt wurden dank systematisch und wissenschaftlich betriebener Meliorationen viele Gemüsearten heimisch. Reichart akklimatisierte beispielsweise den aus Zypern kommenden Blumenkohlsamen und legte den Grundstein für die Erfurter Blumenkohlzucht. Reichart betrieb das, was wir heute Intensivierung in der Landwirtschaft nennen. Beispielsweise befasste er sich mit dem Anbau der Brunnenkresse. In Reicharts Gartenteich wuchs dieses vitaminreiche Feingemüse von selbst; ihm ging es aber um planmäßigen Anbau. Das vitaminreiche Gemüse, dass in Wasser gedeiht, war vor allem im Winter eine willkommene Abwechslung.
Die Erfurter Gemüseproduktion versorgte bereits zu Reicharts Zeiten nicht nur die Stadt, sondern auch die nähere Umgebung. Reichart veredelte lokale Gemüseformen und verschaffte ihnen durch die von ihm betriebene Entwicklung der Samenzucht Anerkennung weit über die Stadtgrenzen hinaus. Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts handelte er in Mitteleuropa mit Samen von 93 verschiedenen Gemüseformen. Die Entwicklung der 18-jährigen Fruchtfolge ohne Brache im Gegensatz zur überlebten Dreifelderwirtschaft sowie Steigerung der Produktion waren
Reicharts weitere Verdienste. Mit zwei bis drei Ernten im Jahr löste er damit bereits Jahrzehnte vor Albrecht Daniel Thaer
die Dreifelderwirtschaft ab.
Das sechsbändige wissenschaftliche Hauptwerk Reicharts „Land- und Gartenschatz“ wurde 1753 veröffentlicht.
Ab 1752 beteiligte er sich als Ratsmeister an der Leitung städtischer Angelegenheiten. Während dieser Zeit setzte er sich für den wissenschaftlich-praktisch gebildeten Gärtner ein und forderte deshalb eine grundlegende Umgestaltung des Ökonomieunterrichts auf den Universitäten.
Reichart hinterließ eine Reihe von Aufzeichnungen über die Erfurter Stadtgeschichte, vor allem seine „Erfurter Chronika“ von 1700 bis 1757. Er starb fast erblindet 1775 in
Erfurt.
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