Sonntag, 4. Mai 2014

Gründung der Universität Erfurt

am 4. Mai 1389. 
ABCD

Die Universität Erfurt wurde aufgrund einer Stiftungsurkunde Papst Urbans VI. vom 4. Mai 1389 errichtet und in der zweiten Woche nach Ostern 1392 offiziell eröffnet.

 

Seit dem 13. Jahrhundert hatte sich in Erfurt ein universitätsähnliches Generalstudium etabliert, das von Stiftschulen getragen wurde. Der florierende Schulbetrieb geriet jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts in die Krise, da ihm insbesondere das Promotionsrecht fehlte. Deshalb hatte sich die Stadt Erfurt 1378 bei Papst Clemens VII. , dem Gegenpapst in Avignon, für die Gründung einer eigenen Universität in Erfurt beworben und 1379 eine Stiftungsbulle erhalten. Die Initiative für die Bewerbung ging dabei auf die Erfurter Bürgerschaft zurück. Da der Landesherr, Erzbischof Adolf von Mainz , sich Papst Urban VI. in Rom zuwandte, wurde die Eröffnung unmöglich. 


Nachdem jedoch im Jahre 1388 der Rat zu Köln die Gründung einer Universität
in seiner Stadt erreicht hatte, wurden auch die Erfurter Stadtväter wieder aktiv und bemühten sich ein zweites Mal um die Genehmigung zur Gründung einer Universität. Diese Genehmigung erteilte ihnen Papst Urban VI. mit Urkunde vom 4. Mai 1389.

In der zweiten Woche nach Ostern 1392 wurde die Universität Erfurt eröffnet. Im selben Jahr fand die erste Rektorwahl statt, und zum Sommersemester wurde der Lehrbetrieb aufgenommen. Die Lehrgebäude lagen im Lateinischen Viertel, gegenüber der Michaeliskirche, die als Universitätskirche diente. Das  Hauptgebäude war das 1511 bis 1550 errichtete 'Collegium Maius'. Erster Rektor der Universität Erfurt war der Arnstädter Ludwig Mollner . Unter ihm und seinen Nachfolgern nahm die Universität Erfurt einen raschen Aufstieg mit allen vier Fakultäten (Philosophie, Medizin, weltliches und kirchliches Recht, Theologie). Die Artistenfakultät, an der die 'Sieben Freien Künste' (artes liberales) gelehrt wurden, genoss weithin hohes Ansehen. Auch auf Grund der zentralen Lage Erfurts am Schnittpunkt europäischer Verkehrswege entwickelte sich die Universität bald zu einer der bedeutendsten Mitteleuropas.

Die Absolventen der theologischen Fakultät waren in ganz Deutschland tätig. Die Erfurter Universität war zeitweilig die berühmteste Stätte rechtswissenschaftlicher Studien nördlich der Alpen und wurde als „Bologna des Nordens“ bezeichnet. Zum hohen Ansehen dieser beiden Fakultäten trugen vor allem auch ihre Vertreter bei, die an den Konzilien von Konstanz und Basel teilnahmen und in vielen kirchlichen Streitfragen als Gutachter fungierten. Außerdem machten sie sich als Ratgeber der Fürsten einen Namen.

Die Universität Erfurt wurde im 15. Jahrhundert zur meistbesuchten Deutschlands mit der größten Studentenschaft. Sie diente als Vorbild für viele Universitätsgründungen, z. B. für Rostock (1419), Basel (1460), Trier
(1473) und Mainz (1477).

Aus dieser Zeit stammt auch eine große Bibliothek, die berühmte 'Bibliotheca Amploniana', gestiftet von Amplonius Rating de Berka , der in Erfurt sein Medizinstudium beendete und dort 1393 promoviert wurde. Von Mai 1394 bis Januar 1395 war er der zweite Rektor der Universität Erfurt. Die Bibliothek des Amplonius umfasste das Universum des spätmittelalterlichen Wissens. Bis heute sind noch etwa zwei Drittel des ursprünglichen Buchbestandes erhalten. Sie wird seit 2001 in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt und gilt als eine der bedeutendsten Handschriftensammlungen in Deutschland.

Einen weiteren Aufschwung erlebte die Universität Erfurt um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Zeitweise gab es mehr als 1.100 Lehrkräfte und Studenten. Mit 35.707 Immatrikulierten während der Jahre 1392 bis 1521 war Erfurt damals nach Wien die am stärksten besuchte Hochschule im deutschsprachigen Raum. Einer der bekanntesten Erfurter Studenten aus dieser Zeit war Martin Luther
, der an der artistischen Fakultät als „Martinus Ludher ex Mansfeldt“ immatrikuliert wurde, dort 1502 sein Bakkalaureus-Examen ablegte und 1505 zum Magister Artium wurde. 

Luther bezeichnete andere Universitäten gegenüber der Universität Erfurt als „kleine Schützenschulen“. 1513 formulierte er: „Die Erfurter Universität ist meine Mutter, der ich alles verdanke.“ Nach seiner Priesterweihe 1507 begann Luther in Erfurt Theologie zu studieren und wurde dort 1509 promoviert. In den Jahren 1520/1521 bekleidete der angesehene Humanist Crotus Rubeanus das Rektorenamt.  


Nachdem die Universität Erfurt im Zeitalter der Reformation und des Humanismus ihre höchste Blüte erreicht hatte, kam es zu einem unaufhaltsamen Niedergang. Die Pest brach im 16. Jahrhundert mehrfach über Erfurt herein und ließ das lateinische Viertel veröden. Viele Universitätsangehörige, darunter einige der hervorragendsten Humanisten, kehrten Erfurt endgültig den Rücken. Der Studienbetrieb verkam, öffentliche Disputationen fielen aus, an der theologischen Fakultät fanden einhundert Jahre lang keine Promotionen mehr statt. Umliegende Universitäten zogen Scholaren von Erfurt ab. 

 

Der Anteil Erfurter Studenten innerhalb der deutschen Studentenschaft (ohne die Habsburgischen Gebiete) fiel von über 20 % auf 1,5 % bis 3 % im 17. und 18. Jahrhundert. Erfurt teilte das Schicksal solcher Kleinstuniversitäten wie Altdorf, Duisburg, Fulda und Herborn und überlebte die Epoche der Napoleonischen Kriege in Deutschland nicht. So mussten um 1800 insgesamt 22 deutsche Universitäten schließen. In der Zeit, als Erfurt „Kaiserliche Domäne“ Napoleons war, wurden von 1806 bis 1814 das Collegium Maius (Hauptgebäude der Universität und Sitz von drei Fakultäten), die benachbarte Bursa der Philosophischen Fakultät und das Coelicum der Theologen am Kreuzgang des Doms von den Franzosen als Magazine und Lazarette zweckentfremdet.

Ab 1814 wieder zum preußischen Staat gehörend, wurde 1816 die Erfurter Universität mit gerade noch 20 Studenten per Auflösungsdekret König Friedrich Wilhelms III.
1816 geschlossen. Lediglich die im Jahre 1754 von Erfurter Universitätsprofessoren gegründete 'Akademie gemeinnütziger Wissenschaften' zu Erfurt blieb bestehen. 1994 erfolgte die Neugründung der Erfurter Universität. Heute ist sie eine von vier Universitäten im Freistaat Thüringen.

Weitere Infos:  

Universitätsgründungen im deutschen Sprachraum

1347 Prag 
1365 Wien 
1379 Erfurt 
1385 Heidelberg 
1388 Köln 

1402/11 Würzburg 
1409 Leipzig
 
1419 Rostock 
1454/73 Trier 

1456 Greifswald 

1455/57 Freiburg i. Br. 

1459 Basel 
1459/72 Ingolstadt 
1476 Mainz 
1476/77 Tübingen 
1498/1506 Frankfurt/Oder 
1502 Wittenberg 

1527 Marburg 
1544 Königsberg
1549 Dillingen 
1558 Jena 
1571 Helmstedt 
1584 Herborn 
1607 Gießen 

1614 Paderborn 
1621 Straßburg
1621 Rinteln 

1622 Altdorf 

1630(1633) Osnabrück 
1632 Kassel 
1648 Bamberg 
1655 Duisburg

1665 Kiel

1694 Halle
1734 Fulda

Register:   
Email:   Quelle: Internet
nach oben