Emil Fischer
* 9. Oktober 1852 in Euskirchen
† 15. Juli 1919 in Berlin
Deutscher Chemiker, Begründer der klassischen organischen Chemie. Nobelpreis für Chemie 1902. Setzte sich zusammen mit Adolf von Harnack
für die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ein .
Fischer
wuchs in Euskirchen als jüngstes Kind und einziger Sohn eines vielseitigen Unternehmers neben fünf Schwestern auf.
Vom Vater hatte er den Unternehmungsgeist, die Gabe der Planung und den raschen Zugriff geerbt, von der Mutter die Besinnlichkeit und die anziehende äußere Erscheinung. Die erste Anregung zur Chemie empfing er in einer der Familie gehörenden, mit Färberei verbundenen Weberei. Nach dem Besuch der Gymnasien in Wetzlar und Bonn trat er, noch nicht 17jährig, eine kaufmännische Lehre an, die missglückte und der eine Krankheit folgte.
Im Frühjahr 1871 begann er in Bonn mit dem Studium der Chemie. Trotz Interesse für A. Kekulés
Vorlesung siedelte er wegen ungenügenden Laboratoriumsunterrichts zu Adolf
von Baeyer
nach Straßburg über, wo er im Sommer 1874 promovierte. Als Unterrichtsassistent entdeckte er im Frühjahr 1875 das
Phenylhydrazin . Dieser Stoff hat seiner Forschungsarbeit die Richtung gegeben, er hat ihm aber auch eine chronische Vergiftung eingebracht, deren Folgen er zeitlebens zu spüren
hatt, die sich in sehr lästigen Störungen der Darmtätigkeit
äußerte und schließlich zu einer tödlichen Krankheit wurde.
Im Herbst 1875 folgte er Baeyer nach München, wo er sich 1878 habilitierte und
ein Jahr später außerordentlicher Professor wurde. Hier führte er die Arbeiten über die Phenylhydrazine
fort. Umfassende Arbeiten in der Puringruppe schufen die Grundlage für die Entwicklung der Chemie der Zellkernstoffe. Damit hat er das Gebiet der biochemisch grundlegenden Naturstoffe betreten, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigt haben.
In Erlangen, wo er 1882 das Ordinariat übernahm, begann
er seine Synthesen in der Zuckergruppe, die schließlich zur Synthese der Glucose führten.
1885 übernahm er die Professur in Würzburg. 1892 folgte er dem hochdotierten Ruf nach Berlin. In Berlin wandte er
sich den Eiweißstoffen zu. Zunächst wurden die Bausteine, die Aminosäuren, untersucht und zu den bekannten neue aufgefunden. Daran schlossen sich die Synthesen der
Peptide an, der amidartigen Anhydride der Aminosäuren. Fischer war der Wegbereiter der Chemie der polymeren Stoffe.
Zuletzt bearbeitete er das Gebiet der Fette. 1895, nach
7-jähriger glücklicher Ehe, starb seine Frau.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war Fischer einer der ersten Unterzeichner des Manifests der 93 „An die Kulturwelt!“ vom 4. Oktober
1914 , welches die alliierten Lügen betreffend angeblicher Kriegsgreuel deutscher Truppen in Belgien und andere Verleumdungen anprangerte.
Im Ersten Weltkrieg musste er den Verlust der zwei jüngeren Söhne ertragen.
Mitte Juli 1919 eröffnete ihm der Chirurg August Bier , er habe
Darmkrebs. Fischer ordnete in den folgenden drei Tagen seine Papiere, übermachte seinem Sohn Hermann einen größeren Betrag, übereignete das übrige Vermögen der Akademie der Wissenschaften zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und setzte in Beisein seines Sohnes und der Haushälterin seinem Leben durch Einnahme von Zyankali ein Ende. Fischer
gilt als Begründer der klassischen organischen Chemie und erhielt 1902 den Nobelpreis für Chemie für bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der Zuckerchemie.
Er nahm starken Einfluss auf die Förderung der Wissenschaften in
Deutschland. Sein Institutsneubau in Berlin war richtunggebend. Bei der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft stand er mit Harnack an vorderster Stelle.
Fischer befürwortete als einer der ersten führenden Professoren die Aufnahme von Frauen ins Studium. Im Kriege setzte er seinen Einfluss ein, um die Versorgung der Armee, der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Rohstoffen
zu gewährleisten. Fischer war eine strenge Natur, vor allem in seinen mittleren Jahren. Dennoch verfolgte er sorgsam die Entwicklung des Einzelnen mit Güte und Hilfsbereitschaft.
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