Hartwig von Hundt-Radowsky
* 15. Mai 1780 in Schlieven
bei
Parchim
† 15. August 1835 in
Burgdorf
,
Schweiz
Deutscher Schriftsteller und Revolutionär.
ABCD Hartwig Hundt war der zweite Sohn des bürgerlichen, mecklenburgischen Gutsbesitzers Johann Hundt. Er wuchs in einem pietistischen Elternhaus
auf und überstand mehrere lebensbedrohliche Erkrankungen. Zur intensiven Bibellektüre angewiesen, entwickelte der Junge einen
Hass auf das 'Alte Testament'. Seine Schulbildung erhielt Hundt durch Hauslehrer und die
'Große Stadtschule' von Parchim. 1802 heiratete er die Tochter eines Pastors.
Sein Vater überließ ihm ein Gut zur Bewirtschaftung, mit dem er sich rasch verschuldete.
Vater Hundt übernahm die Bürgschaft, doch der Zusammenbruch der Agrarkonjunktur riss beide Familien in den wirtschaftlichen Ruin. ABCD Mit Unterstützung seiner Schwiegereltern begann Hundt ein Jurastudium an der Universität
Helmstedt . Dort verfasste er 1807 den Gedichtband
'Blüten des Lebens'. Ende 1809 ließ er sich als Anwalt in Parchim nieder, wo er bis 1813 blieb.
Dann verließ Frau und Sohn und zog mit dem Vorsatz, als Schriftsteller sein Geld zu verdienen nach Berlin. Seine Familie
sah er nicht mehr wieder. Sein Sohne wurde zum Juristen ausgebildet,
finanziert wiederum von seinen Schwiegereltern. Hundts geschiedene Frau
heiratete 1836 im Alter von 57 Jahren einen Pfarrer.
In Berlin arbeitete Hundt zunächst als Hauslehrer und verschaffte sich
1815 mit den antinapoleonischen Kriegsgedichten 'Harfe und Speer' eine begrenzte Bekanntheit. Als freier Mitarbeiter für Friedrich Arnold Brockhaus’
Conversations-Lexikon zog er 1817 für einige Monate nach Altenburg. Zurück in Berlin blieb seine finanzielle Situation prekär.
Er legte sich die Namenserweiterung "Radowsky" und das Adelsprädikat „von“
zu.
1817 begann er mit der Materialsammlung zu einer antijüdischen Schrift, die unter dem Titel
'Pickenick für die Juden' bei dem in Leipzig und Merseburg tätigen Verleger Ernst Klein
erscheinen sollte, aber zunächst zurückgestellt wurde. Im Jahr 1819 kritisierte er in einer Broschüre den preußischen Erbadel und forderte die Aufhebung der Pressezensur. Als Herausgeber
fungierte er für die kurzlebige Publikation 'Der Erzähler', eine Unterhaltungsschrift für Gebildete. Ein geplanter Beitrag Achim von Arnims
kam nicht zustande. Unmittelbar nach der Ermordung
August von Kotzebues
am 23. März 1819 wurde eine Flugschrift Hundts verbreitet, in der er die These vertrat, dass
der Mörder Carl Ludwig Sand
ein psychisch gestörter Einzelgänger und seine Tat nicht politisch motiviert gewesen sei. Als in Berlin die Verfolgung der führenden
Nationaldeutschen einsetzte, zog er nach Plagwitz bei Leipzig, denn in
Leipzig verweigerten ihm die Behörden die Niederlassung.
Hundt schrieb weiter Zeitungsartikel und wandte sich vor allem gegen die reformfeindliche Grund- und Bodenpolitik des Adels. Der Adel trage die Schuld an der widernatürlichen Verstädterung, die nur zu Armut und Sittenverderbnis geführt habe. Die deutschen Freiheitskämpfer habe man nur mit
Medaillen abgespeist. In einem weiteren Beitrag bezeichnete er die Juden
u. a. als
Ungeziefer. Hundt, der befürchten musste, wegen seiner Veröffentlichungen verfolgt zu werden, floh nach
Schwarzburg-Sondershausen .
Vor dem Hintergrund der Hep-Hep-Unruhen im August 1819
forderte er eine gewaltsame Revolution. Im September 1819 brachte sein früherer Verleger Klein Hundts einzigen und antijüdischen Roman
'Truthähnchen' auf den Markt. Wegen der darin enthaltenen persönlichen Beleidigungen versuchten die preußischen Behörden, das Buch zu konfiszieren.
Später veröffentlichte Hundt eine Reihe weiterer Schriften, in denen er
die Integration und Emanzipation der Juden bekämpfte. Hundt sprach sich
u. a. für eine Vertreibung der Juden aus. Zwischen 1819 und 1828 entstanden:
'Judenspiegel – Ein Schand- und Sittengemälde alter und neuer Zeit', 'Die
Judenschule', 'Der Christenspiegel' und 'Der Neue Judenspiegel'. Hundt
schrieb etwa: „Gleich ihren schwarzen Brüdern betrachten die weißen Juden die Welt als ihr ausschließliches Eigentum; die Menschheit als einen Inbegriff thierischer Wesen, die nur erschaffen sind, den Launen und Grillen der legitimen Söhne Keturas zum Spiel und Opfer zu
werden.“ Weiße Juden waren für Hundt die meisten Engländer, Napoleon, altrömische Kaiser und die Juden mit ihren Umtrieben an den Königs- und Fürstenhöfen.
Im 'Neuen Judenspiegel oder Apologie der Kinder Israels' beleuchtete Hundt
die Ursache des Unglaubens und des geistigen und sittlichen Verderbens der
Juden. Deren täglich wachsende Sittenverderbnis sei vor allem für die Christen eine große
Gefahr. Da ihm eine judenfreie Gesellschaft nicht mehr umsetzbar erschien, forderte er die bereits durch Friedrich
Schleiermacher , Ernst Moritz Arndt
propagierte
vollständige Integration der Juden. Die
israelitische Rasse sollte durch Mischehen veredelt werden, dadurch würden auch viele Reichtümer wieder an die Christen zurückfallen.
Hundt, der nach dem 'Judenspiegel' erst nach Frankreich, dann in die Schweiz geflüchtet war, wurde aus dem Kanton Appenzell
Außerrhoden ausgewiesen und ließ sich von Februar 1829 bis Dezember 1831 in Vaihingen bei Stuttgart nieder. 1830 erschien von ihm der
'Christenspiegel', in dem er forderte, das Christentum müsse sich vom faulichten
Stamm seiner jüdischen Wurzeln lösen und sich zwischen dem alttestamentarischen Gott und Jesus
entscheiden. Nach der Julirevolution von 1830 beurteilte er die politischen Verhältnisse in Frankreich und England grundsätzlich
positiv. Seine 'Judenschule' erschien in einer Neuauflage, die lediglich im Titel abgeändert wurde:
'Die Juden, wie sie waren, wie sie sind und wie sie seyn werden'. Der Stuttgarter Verleger Schweizerbart
publizierte 1831 Hundts 'Schweizerspiegel'
sowie 'Polen und seine
Revolution'. Im 'Schweizerspiegel' trat er für einen süddeutschen Bund unter Einschluss der Schweiz ein, für eine volkstümliche Verfassung unter einem Erbkaisertum und polemisierte gegen adlige und geistliche Willkürherrschaft. In seiner zweibändigen Schrift über den
polnischen Aufstand propagierte er die polnischen Volkstumsrechte und schlug die Auflösung des russischen
Völkergefängnisses und des Vielvölkerstaates Österreich vor.
Beide Bücher wurden innerhalb des Deutschen Bundes
verboten, und Hundt wechselte im Januar 1832 nach Straßburg. Hundt schrieb für den deutschsprachigen
'Courrier du Bas-Rhin' (Niederrheinischer Kurier) über die 'Gewaltstreiche der Regierungen in konstitutionellen Staaten'.
Er wurde aus dem Département Bas-Rhin nach Nancy verwiesen, wo er bis zum Frühjahr 1834 lebte.
In die Schweiz zurückgekehrt, wandte sich Hundt mit der Bitte um eine Anstellung an Carl Langlois
in Burgdorf, den verantwortlichen Verleger des 'Berner Volksfreund' . Im Sommer 1834 bezog er in Burgdorf ein
Zimmer und schrieb für den Volksfreund. Außerdem veröffentlichte
er im Verlag von Langlois seine Broschüre 'Die sieben Todsünden der
Liberalen'. In ihr propagierte er ein gesamtschweizerisches
Nationalbewusstsein. Hundt beabsichtigte auch, eine Schrift über die politische Polizei zu veröffentlichen.
Schließlich wurde er aus der Zeitung und aus dem Verlag entlassen und
war ab Ende 1834 von Almosen abhängig. Seine letzte Veröffentlichung war
die autobiographisch gefärbte Jugendgeschichte mit dem Titel 'Wiechart oder Bruchstücke aus dem Leben eines alten Demagogen'.
Hundt starb in Burgdorf im Alter
von 55 Jahren. Weitere
Infos:
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Zitate
Der Deutsche will euch ferner nicht,
Ihr habt euch schlecht betragen,
Ihr leistet keine Bürgerpflicht,
helft keine Last uns tragen,
Ihr zeiget weder Ehr noch Muth,
kauft gerne das gestohlne Gut
drum ruft des Volkes Stimme laut:
Fort mit dem Juden - ausgehaut!
Die Juden bekommen zu viele Kinder, sind arbeitsscheu und
lassen sich nicht in die christlich-deutsche Gesellschaft integrieren. Die gänzliche Entsittlichung der Juden, ihr unbezwingbarer Hang zum Wucher, zum Betrug, Diebstahl, Müßiggang, zur Sodomiterei ... macht sie unfähig, Bürger zu werden.
ABCD
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