Freitag, 22. August 2014

Leni Riefenstahl 

* 22. August 1902 in Berlin
† 8. September 2003 in Pöcking


Deutsche Schauspielerin, Filmregisseurin und Fotografin.

 

Riefenstahls Vater war gelernter Zimmermann, später Installateur. 1907 trat sie einem Turnverein bei und lernte Rollschuh- und Schlittschuhlaufen. Außerdem nahm sie fünf Jahre Klavierunterricht. 1918 beendete sie ihre Schulausbildung mit der mittleren Reife in Berlin. Im selben Jahr nahm sie ohne Erlaubnis ihres Vaters und mit Unterstützung ihrer Mutter Tanzunterricht. Dort standen Ausdruckstanz und Ballett auf dem Programm. Nach dem ersten öffentlichen Auftritt kam es zu Auseinandersetzungen mit ihrem Vater. Um nicht in ein Internat geschickt zu werden, ging Riefenstahl an die Staatliche Kunstgewerbeschule in Berlin, wo sie kurzzeitig Malerei lernte.

1919 schickte sie ihr Vater trotzdem auf ein Pensionat in Thale im Harz. Dort übte sie heimlich Tanzen, spielte Theater und besuchte die Aufführungen der Freilichtbühne Thale. Nach einem Jahr durfte sie das Pensionat verlassen. Daraufhin arbeitete sie bis 1923 als Sekretärin im Betrieb ihres Vaters und lernte Schreibmaschine, Stenographie und Buchhaltung. Außerdem durfte sie jetzt offiziell Tanzstunden nehmen und auch öffentlich auftreten. Nebenbei spielte sie Tennis.  

1923 ging sie für ein halbes Jahr nach Dresden in die Schule von Mary Wigman
. Ihren ersten Solo-Auftritt hatte sie am 23. Oktober 1923 in München. Bis 1924 folgte eine Tournee als Solotänzerin mit Auftritten bei Kammerspielen am Deutschen Theater in Berlin, in Frankfurt am Main, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Dresden, Kiel, Stettin, Zürich, Innsbruck und Prag. Eine Bänderzerrung am Knie beendete schon nach einem halben Jahr ihre tänzerische Bühnenkarriere.

Riefenstahl wirkte 1925 in dem Film „Wege zu Kraft und Schönheit“ mit. Fasziniert von dem Film ' Der Berg des Schicksals' von Arnold Fanck
(1919), reiste sie in die Berge und traf dort den Hauptdarsteller Luis Trenker , dem sie einen Brief an Fanck überreichte. In Berlin kam es schließlich zu einer Begegnung zwischen Riefenstahl und Fanck. Während sie am Meniskus operiert wurde, schrieb Regisseur Fanck für sie das Drehbuch zu ' Der heilige Berg'. Nach ihrer Genesung begannen die Filmaufnahmen in den Dolomiten. Riefenstahl lernte dafür Skilaufen und Bergsteigen. Als Tänzerin Diotima tanzte sie in dem Film Ausschnitte aus ihrem Tanzzyklus. Außerdem eignete sie sich Kenntnisse über die Funktionen der Kamera an. 1926 feierte der Film 'Der heilige Berg' in Berlin seine Premiere. 

1927 begannen, ebenfalls unter der Regie von Fanck, die Dreharbeiten zum Film ' Der große Sprung'. Hier lernte sie Hans Schneeberger
, Kameramann und Hauptdarsteller, kennen, mit dem sie in einer dreijährigen Beziehung lebte. Die Premiere von ' Der große Sprung' fand im Dezember 1927 in Berlin statt. Weitere Filme waren ' Das Schicksal derer von Habsburg', 'Die weiße Hölle vom Piz Palü' und andere. Zusätzlich begann sie Drehbücher zu schreiben und besuchte 1928 die Olympischen Winterspiele in St. Moritz.  

1931 schrieb Riefenstahl die erste Fassung des Manuskripts für ihren Film 'Das blaue Licht'. Sie gründete ihre erste eigene Filmgesellschaft. Zudem übernahm sie Regie, Produktionsleitung und Schnitt für ' Das blaue Licht'. Die Premiere fand im März 1932 in Berlin statt. Der Film gewann bei der Biennale in Venedig die Silbermedaille.

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Riefenstahls Markenzeichen waren die idealisierte Darstellung makelloser Körper und die Darstellung großer Menschenmassen. Zudem entwickelte sie eine für die damalige Zeit revolutionäre, sehr dynamische Schnitttechnik. 1933 nahm sie das Angebot an, einen Film über den fünften Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg zu drehen. 'Sieg des Glaubens' hatte am 1. Dezember 1933 Premiere. Im Auftrag von Adolf Hitler drehte Riefenstahl einen weiteren Reichsparteitagsfilm. Am 28. März 1935 hatte 'Triumph des Willens' in Berlin in Anwesenheit Hitlers Premiere. Für den Film erhielt Riefenstahl den Deutschen Staatspreis 1934/35, den Preis für den besten ausländischen Dokumentarfilm bei der Biennale in Venedig 1935 und die Goldmedaille bei der Weltfachausstellung Paris 1937. Danach drehte Riefenstahl noch den Kurzfilm ' Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht'.

1935 traf Riefenstahl Carl Diem , den Generalsekretär des Organisationskomitees für die XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin. In seinem Auftrag und mit Unterstützung von Joseph Goebbels
besuchte sie für Vorarbeiten der Sommerspiele die Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen. Im Mai 1936 begannen die Probeaufnahmen. Gemeinsam mit Kollegen entwickelte sie viele filmtechnische Neuerungen (zum Beispiel Unterwasserkameras und Schienenkameras). Zum Filmstab gehörten 170 Mitarbeiter. Zwischen 1936 und 1938 sichtete, archivierte, montierte und schnitt Riefenstahl das Filmmaterial. Ein Werkfilm über die Arbeit zu den Olympia-Filmen erhielt 1937 bei der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille. 

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Im April 1938 feierten die Filme 'Fest der Völker' und 'Fest der Schönheit' in Berlin Premiere. Riefenstahl erhielt für die beiden Olympia-Filme den Deutschen Staatspreis 1937/38, den schwedischen Polar-Preis 1938, die Goldmedaille für den besten Film bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig, den Griechischen Sportpreis sowie beim Filmfestival in Lausanne 1948 im Nachhinein ein Olympisches Diplom zur Olympischen Goldmedaille vom Comitée International Olympique 1938. In den USA riefen die New Yorker „Anti-Nazi-League“, Bürgermeister Fiorello LaGuardia und das Motion Picture Artists Committee zum Boykott der Olympia-Filme auf. Auch in Großbritannien wurde die Aufführung von Riefenstahl-Filmen von den Juden boykottiert.  

1934 bekam Riefenstahl von der deutschen Filmgesellschaft Terra Film das Angebot, 'Tiefland' nach Eugen d'Alberts gleichnamiger Oper zu verfilmen. Sie übernahm die Hauptrolle und Regie bei Tiefland.

Das starke Vertrauen und die gegenseitige Wertschätzung zwischen Riefenstahl und Hitler hielt bis 1945 an. Auch in der Folgezeit war Riefenstahl nicht bereit, sich von Hitler zu distanzieren. 1946 wurde Riefenstahl von den Franzosen aus Tirol ausgewiesen, sie zog nach Breisach und anschließend nach Königsfeld im Schwarzwald. Die von den Besatzern eingesetzten BDR-Marionetten boykottierten nach 1945 die Werke der Regisseurin. 

1956 flog Riefenstahl in den Sudan und nach Kenia auf der Suche nach den Stamm der Nuba. 1962 war sie am Ziel. Sie fand die Masakin-Qisar-Nuba, einen von etwa 100 Stämmen. Dort blieb Riefenstahl sieben Wochen und belichtete über 200 Filme. Von da an besuchte sie alle zwei Jahre den Stamm und erlernte dort auch dessen Sprache. 1966 erschienen die ersten Nuba-Fotos. Diese Veröffentlichungen waren der endgültige Startschuss für Riefenstahls Karriere als Fotografin. Als Anerkennung für ihre Verdienste um den Sudan verlieh ihr 1973 der dortige Staatspräsident die Staatsbürgerschaft.

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1987 veröffentlichte Riefenstahl ihre Memoiren, an denen sie bereits seit 1982 arbeitete. Im April 2002 stellte sie in der ' Frankfurter Rundschau' fest: „Wir haben alle Zigeuner, die in Tiefland mitgewirkt haben, nach Kriegsende wiedergesehen. Keinem einzigen ist etwas passiert.“ 1997 wurde Riefenstahl erneut in den USA für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. 

 

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