Carl Diem
* 24. Juni 1882 in Würzburg
† 17. Dezember 1962 in Köln
Deutscher Sportfunktionär und -wissenschaftler. Mitinitiator des olympischen Fackellaufs.
Diem wurde als erster von zwei Söhnen
eines Kaufmanns geboren. 1887 übersiedelte die Familie nach Berlin, lebte aber infolge der geschäftlichen Misserfolge des Vaters in ärmlichen Verhältnissen.
Sein Vater verließ schließlich die Familie und wanderte in die USA aus,
wo er sich nach weiteren Misserfolgen 1914 das Leben nahm. Diem besuchte zunächst das Französische Gymnasium und wechselte 1895 an das Friedrich-Werdersche Gymnasium, welches er im Jahr 1900 mit der Mittleren Reife verließ. Er begann eine kaufmännische Lehre.
Von 1904-1905 absolvierte er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.
Seit seiner Jugend begeisterte sich Diem für Sportarten wie den Radsport und die Leichtathletik. 1896 gründete
er einen ersten Sportverein unter dem Namen „Argo“, dem 1897 die „Sportvereinigung Möwe Berlin“ und 1899 der „Sport Club Marcomannia Berlin“ folgte.
Seit 1901 war Diem als Autor und Redakteur für die Zeitschrift „Kraft und Gewandtheit“ tätig, in der er über Ereignisse aus der Berliner Sportszene berichtete.
1903 begann seine Karriere als Verbandsfunktionär
mit seiner Wahl zum Schriftführer der Deutschen Sportbehörde für Athletik.
Diems Ziele und sein Organisationstalent waren beeindruckend. Er wollte dem Bildungsbürgertum vermitteln, dass Sport nicht nur eine körperliche Betätigung ist, sondern auch eine kulturelle Dimension
hat. Beeindruckt zeigte sich Diem von den Idealen der olympischen
Bewegung. Zu einem Erlebnis wurde für ihn dabei die Teilnahme als Mannschaftsbetreuer und Journalist an den Olympischen Spielen des Jahres 1906 in
Athen . 1912 entdeckte Diem in Schweden einen sportlichen Leistungstest, den er massentauglich
machte: Er führte das Deutsche Sportabzeichen
ein. Im Jahr darauf wurde er Generalsekretär des "Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen" und setzte sich als für einen Aufbau des nationalen Sportwesens ein. Gleichzeitig arbeitete Diem daran,
Deutschland in der olympischen Bewegung in Stellung zu bringen. Es gelang ihm mit anderen zusammen, die Spiele, die für 1916 geplant waren, nach Deutschland zu
holen. Diem wurde im Jahr 1913 deren Organisationsleitung übertragen. Wegen des Ersten Weltkrieges
fielen die Spiele aber aus, und Diem zog freiwillig an die Front und erlebte
dort die Kriegsjahre 1914 bis 1918.
Noch während des Krieges übernahm Diem im Jahr 1917 die Position des Generalsekretärs des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen. In dieser Funktion war er federführend an den Vorbereitungen zur Gründung einer eigenständigen Institution zur Sportlehrerausbildung sowie für die sportwissenschaftliche Forschung beteiligt. Die Konstituierung der „Deutschen Hochschule für Leibesübungen“ mit Standort in
Berlin-Steglitz,
der ersten Einrichtung ihrer Art weltweit, erfolgte 1920. Diem fungierte in ihr bis 1933 als stellvertretender Rektor.
Zu den Mitbegründern gehörten auch Mediziner wie August Bier
und Ferdinand Sauerbruch . Das
verhalf den Sportwissenschaften zu Ansehen. Diem ist auch
der Urheber der heutigen Bundesjugendspiele, die auf seine Initiative hin erstmals 1920 unter dem Namen „Reichsjugendspiele“ durchgeführt worden waren.
Er stand bei den Olympischen Spielen der Jahre 1928
in Amsterdam und 1932
in Los Angeles an der Spitze der deutschen Delegation. 1930 heiratete er die Sportpädagogin Liselott
Bail . Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. Ab 1931 trug Diem einen entscheidenden Anteil an der Vergabe, der Vorbereitung und der Durchführung der Olympischen Spiele in Berlin im August
1936 . In seiner Funktion als Generalsekretär des Organisationskomitees entwickelte er
das Konzept des bis heute zum festen Zeremoniell der Olympischen Spiele gehörenden Fackellaufs.
1938 wurde Diem Direktor des Internationalen Olympischen Instituts in Berlin. Nach
dem Kriegsende übernahm Diem für die Dauer von zwei Jahren die Leitung des Berliner Instituts für Körpererziehung und Schulhygiene.
1947 verlagerte
er sein Wirkungsfeld in das Rheinland. Er
richtete in Köln nach dem Vorbild der Berliner DHfL eine Sporthochschule ein, die
1947 mit zunächst 95 Studenten ihren Lehrbetrieb aufnehmen konnte. In den folgenden 15 Jahren betrieb er mit Nachdruck den Ausbau der
Einrichtung. Abgesehen von seiner Tätigkeit beim Aufbau der Hochschule lehrte Diem seit 1948 auch als Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln.
Neben seinen publizistischen Arbeiten gehörte er unter anderem am 24.9.1949 in Bonn zu den Gründungsmitgliedern des Nationalen Olympischen Komitees, in dem er bis 1952 das Amt des Schriftführers ausübte. Zwischen 1949 und 1953 fungierte er als Sportreferent im Bundesinnenministerium sowie als Vorsitzender des Rheinischen Turnerbundes.
Anlässlich der Olympischen Spiele des Jahres 1968 widmete ihm die Deutsche Post eine
Briefmarke.
Ab Mitte der 1980er Jahre
wurden wegen Diems patriotischer Einstellung viele Carl-Diem-Straßen umbenannt. Die Sporthochschule Köln beauftragte 2008
einen Historiker, eine Biografie über Diem auf Grund seines Nachlasse von insgesamt rund 6.000 Briefen, 12.000 Tagebuchseiten, 2.000 wissenschaftlichen Aufsätzen und 50 Büchern
zu schreiben. Verhaftet dem Zeitgeist, fiel
die Biografie entsprechend
tendenziös aus.
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