Verspätete
Entnazifizierung
Hinrich Wilhelm Kopf (* 6. Mai 1893, † 21. Dezember 1961)
besuchte nach der Volksschule seines Heimatdorfs Neuenkirchen
, welche heute seinen Namen trägt, das Realprogymnasium in Otterndorf
und wechselte dann auf die Höhere Staatsschule nach Cuxhaven , wo nach seinem Tode eine Kaserne nach ihm benannt wurde.
Mit 16 Jahren brach er die Schule ab, um nach Amerika auszuwandern. Hier schlug er sich etwa 9 Monate in New Jersey mit Aushilfsjobs durch, kehrte dann aber nach Deutschland zurück,
um in Hildesheim das Abitur zu machen, an das sich eine Lehre in einem landwirtschaftlichen Betrieb anschloss.
Ab 1913 studierte Kopf Rechts- und Staatswissenschaften. Er trat 1919 der SPD bei,
war persönlicher Referent eines Reichsministers, Regierungsrat im Preußischen bzw. Thüringischen
Innenministerium und Landrat in seinem Heimatkreis Hadeln. Nach seiner Entlassung aus dem öffentlichen Dienst 1933 war Kopf als selbständiger Kaufmann und Landwirt tätig.
Von 1939 bis 1943 war Kopf als Vermögensverwalter für die Haupttreuhandstelle Ost
tätig. Bis Kriegsende verwaltete er das Gut seiner zweiten Frau Josefine,
geb. Freifrau von Behr, in Oberschlesien und kehrte mit einem Treck nach Niedersachsen zurück.
In Hannover war ihm von den Briten die Villa des Grafen Luckner
im Vorort Kleefeld zugewiesen worden. Am 1. Mai 1945 wurde er von der Militärregierung zum Regierungspräsidenten in Hannover ernannt,
und am 18.September zum Oberpräsidenten.
In der Folge war Kopf maßgeblich an den Konzepten zur Gründung des Landes Niedersachsen beteiligt, dessen erster Ministerpräsident er am 1. November 1946 wurde.
1948 ließ sich Kopfs zweite Frau Josefine von ihm scheiden, um den
Kultusminister Adolf Grimme
zu heiraten, der bald danach Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks
wurde. Nach seiner zweiten Amtsperiode zog sich Kopf 1955 vorübergehend aus der Politik zurück und nahm einen Posten als Aufsichtsratsmitglied beim Hüttenwerk Peine an. Im Jahr 1957 kehrte er als Innenminister in die Landespolitik zurück, von 1959 bis zu seinem Tode amtierte er erneut als Ministerpräsident. Als Pragmatiker, frei von doktrinären Vorstellungen und Bindungen, und als Mann des Ausgleichs konnte
Kopf oft Gegensätze in unorthodoxer Weise abbauen und dadurch die Probleme des Landes, zum Beispiel Eingliederung der
Vertriebenen und Ausgebombten, Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Bodenreform, wie auch die
Verhandlungen mit der Militärregierung, der Besatzungstruppe, mit den übrigen Länderchefs, der Zweizonenverwaltung und der Bundesregierung einer Lösung näher bringen, wobei ihm oft sein Humor half. Schon als „roter Landrat“ im konservativen Kreis Hadeln stand er über den Parteien, und als Ministerpräsident wurde er, der auch gute Beziehungen zum Welfenhaus besaß, so etwas wie ein
Landesvater .
Kopfs Motto: "„Pus’di man nich op, büst ok blot mit’n nookten Moors oppe Welt
komen".
Kopfs Vergangenheit war niemals
ein Geheimnis und stand seiner Karriere nicht im Wege. In Niedersachsen erinnern
bzw. erinnerten viele Straßen, Plätze und Schulen mit ihrem Namen an Kopf,
u. a. in Hannover der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz gegenüber dem Leineschloss,
wo der Landtag die Adresse Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1 besitzt. Im 10.
Merkel-Jahr war Kopfs Name allerdings nicht länger koscher. Die Stadt Hannover stellte
jetzt die Weichen zur Umbenennung dieses Platzes, und zwar soll er künftig nach der
glühenden Zionistin Hannah Arendt (unten rechts) benannt werden, einer der Geliebten des
Parteigenossen Martin Heideggers (unten links) .
In Kopfs Geburtsort Neuenkirchen bei Cuxhaven hat man anders entschieden. Die dort ebenfalls nach Kopf benannte Grundschule solle ihren Namen
behalten. Noch nicht entschieden ist, was die Gemeinde mit einer Kopf-Büste tut, die lange Jahre vor
der Kaserne im benachbarten Otterndorf stand – und dort inzwischen vom Sockel gehoben wurde.
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