Mittwoch, 22. Oktober 2014

Jeremias Gotthelf 

* 4. Oktober 1797 in Murten , Kanton Freiburg  
† 22. Oktober 1854 in Lützelflüh
, Kanton Bern

Schweizer Schriftsteller und Pfarrer.

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Gotthelfs eigentlicher Name war Albert Bitzius. Er stammte aus einer alten Berner Beamten- und Pfarrersfamilie. Nach Besuch des dortigen Gymnasiums (1812-1814) erhielt er eine theologische Ausbildung auf der Berner Akademie (bis 1820). 1821 verbrachte er ein Semester in Göttingen und machte anschließend eine Reise durch Norddeutschland - seine einzige Auslandserfahrung. Danach war er zunächst Vikar bei seinem Vater in Utzenstorf, dann in Herzogenbuchsee im Kanton Bern. Der Eintritt ins geistliche Amt war zugleich der Beginn seiner pädagogischen Tätigkeit, besonders auf dem Gebiet der Schulbetreuung und Lehrerausbildung, wobei Gotthelf sich bald in einen Streit mit den Behörden verwickelte. 1824 wurde er als Vikar an die "Kirche zum Heiligen Geist" in Bern berufen, 1831 auf die gleiche Stelle in Lützelflüh im Emmental, wo er ab 1832 als Pfarrer wirkte. 1833 heiratete er; der Ehe entsprossen drei Kinder.

Durch die Verfassung von 1831, die für Geistliche das Verbot politische Betätigung aussprach, wurde seinem Engagement ein Ende gesetzt. Als eine Art Kompensation war Gotthelf zunächst auf der Ebene des Erziehungs- und Armenwesens bemüht, die allgemeine Volksschule durchzusetzen; als großes Vorbild wirkte Pestalozzi . In die Zeit nach 1834 fallen seine schriftstellerisch-publizistischen Anfänge. Aus einer volkspädagogischen Aktion gegen den Alkoholismus gingen Gotthelfs erste Versuche in der Kurzerzählung hervor. 1841 bis 1844 übernahm er die Redaktion des »Neuen Berner Kalenders«. Gotthelfs satirisches Talent wurde durch unfähige Politiker und Beamte gereizt. 1845 erfolgte seine Amtsenthebung als Schulkommissär wegen seiner Kritik am bernischen Erziehungsdepartement. 

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Immer mehr wurde Gotthelf auch zum Mahner vor Fehlentwicklungen der Schweiz auf dem Weg zum Bundesstaat. Von den Leitlinien radikaler Politik – Umverteilung des Besitzes und hohe staatliche Sozialausgaben – distanzierte sich Gotthelf, da ihn kirchenfeindliche Äußerungen der Radikalen und der von ihnen geschürte Antagonismus zu den konservativ-katholischen Kantonen tief beunruhigten. Seine Karikaturen einer fortschrittsversessenen Politik ohne Moralmaßstäbe brachten Gotthelf bei Berner Lesern in Misskredit. Das deutsche Lesepublikum schätzte indes seine Darstellungen der bäuerlichen Welt, je mehr sie in Kontrast zum industriellen Zeitalter zu rücken schienen. Wegen seiner zunehmend kritischen und konservativen Einstellung zu Staat und Gesellschaft wurde Gotthelf zu einem unbequemen Zeitgenossen; in seinen späteren Werken ist ein satirischer oder düsterer Grundton unüberhörbar.

Heute faszinieren Gotthelfs Entwicklungsromane und Familiengeschichten als Spiegelbilder bedrohter Idylle. Drastische Charakterzeichnung, Politikerschelte und sozialpsychologische Porträts sind typisch für seine Zeitromane. Die Erzählkunst der Spätromantik zeichnet Gotthelfs historische Novellen aus.

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