Samstag, 1. November 2014

Johann Joachim Spalding

* 1. November 1714 in Tribsees , Vorpommern 
25. Mai 1804 in Berlin


Deutscher
protestantischer Theologe und Kirchenlieddichter.

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Spalding hatte schottische Vorfahren und war der Sohn des Pastors von Tribsees. Nach erstem Unterricht zu Hause durch seinen Vater besuchte er das Gymnasium in Stralsund. Anschließend studierte Spalding bis 1734 an den Universitäten Rostock und Greifswald Philosophie, Theologie und alte Sprachen.

Einige Zeit verdiente sich Spalding seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und bereitete sich auf seine Promotion vor. Nachdem er den Titel Dr. theol. erhalten hatte, bekam er 1735 eine Anstellung als Hilfsprediger in seiner Heimatstadt.

1745 wurde Spalding in Berlin Sekretär des schwedischen Gesandten. 1748 erschien Spaldings erstes Werk "Betrachtung über die Bestimmung des Menschen"
anonym in Greifswald. Es wurde zum Manifest der deutschen Aufklärungstheologie. Spaldings Büchlein ist als innerer Monolog konzipiert und verzichtet völlig auf christliche Offenbarung und dogmatische Autorität. Es stellt dar, wie ein Individuum über „Sinnlichkeit“, „Vergnügen des Geistes“, „Tugend“ und „Religion“ schließlich selbst zur Einsicht gelangt, zur „Unsterblichkeit“ bestimmt zu sein.

1755 wurde Spalding als Pastor ins vorpommersche Lassan
berufen. Dort heiratete er die Enkelin des Greifswalder Professors Heinrich Brandanus Gebhardi . Mit ihr hatte er drei Söhne und drei Töchter, unter ihnen, den Philologen Georg Ludwig Spalding , der Professor am Grauen Kloster war. 1757 ließ sich Spalding als Prediger in  Barth in Vorpommern nieder. 1762 starb seine Ehefrau; er heiratete  in zweiter Ehe Maria Dorothea von Sodenstern. Zur Jahreswende 1763/64 waren Johann Heinrich Füssli , Felix Hess und Johann Caspar Lavater aus Zürich einige Zeit bei Spalding zu Gast. In ihren Gespächen wurden die Konsequenzen aus Spaldings Aufklärungstheologie diskutiert, die zu Toleranz und pluralistischen Anschauungen in der Verkündigung der christlichen Botschaft ermunterte. 

1764 berief König Friedrich II. Spalding als Propst an die St. Nicolai-Kirche in Berlin und ernannte ihn zum Konsistorialrat. Dort und auch in der nahen Kirche St. Marien gewann Spalding bald durch seine Predigten an Einfluss und wurde weit über die Stadtgrenzen hin bekannt. In dieser Zeit schloss Spalding Freundschaft mit dem Schriftsteller Johann Wilhelm Ludwig Gleim . Beruflich orientierte sich Spalding an den Theologen August Friedrich Sack
und Siegmund Jacob Baumgarten und wurde dadurch zum Vordenker der Aufklärung. Schwerpunkte seiner Tätigkeit, die ihn bald zum Haupt der Berliner Aufklärungstheologie machte, bildeten Seelsorge (u. a. als Beichtvater Elisabeth Christines von Preußen ) und Gremienarbeit (u. a. tragende Beteiligung an der aufklärerischen Gottesdienst- u. Gesangbuchreform), vor allem aber der als Zentrum seiner kirchlichen Arbeit wahrgenommene Kanzeldienst. Bedingt durch das Wöllnersche Religionsedikt von 1788  legte Spalding alle seine Ämter nieder und begann nun vermehrt, seine Ideen zu veröffentlichen.

1774 starb seine zweite Ehefrau, und im darauffolgenden Jahr heiratete Spalding als dritte Ehefrau Maria Charlotte Lieberkühn. Im Alter von nahezu 90 Jahren starb Spalding am 25. Mai 1804 in Berlin.

Spaldings Zweifel an der Orthodoxie führten schließlich zur Neologie
, deren wichtigster Vertreter er später wurde. Zeitlebens praktischen Interessen verpflichtet, verwarf Spalding in seiner 1772 erschienenen, von Johann Gottfried Herder heftig kritisierten "Nutzbarkeit des Predigtamts§ alle hierarchisch-sakramentalen Anschauungen von Kirche und geistlichem Amt, um stattdessen das „Predigtamt“ als Dienst an der öffentlichen Sittlichkeit zu kennzeichnen. Abschließend zusammengefasst hat Spalding sein Verständnis von Religion und Moral 1797 unter dem Titel "Religion, eine Angelegenheit des Menschen". Heute wird Spalding zunehmend als ein theologischer Bahnbrecher der Moderne wiederentdeckt. 
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