Mittwoch, 5. November 2014

Jahrzehntelange Arbeit für eine Rente, die gerade einmal Hartz-IV-Niveau erreicht? Diese erschreckende Vorstellung droht immer mehr Arbeitnehmern. Nach einer aktuellen Modellrechnung des "Instituts Arbeit und Qualifikation" der Uni Duisburg-Essen müssen selbst Durchschnittsverdiener in den kommenden Jahren damit rechnen, nur noch eine Rente in Höhe der Grundsicherung zu erhalten.

Laut der Studie muss ein Beschäftigter mit einem durchschnittlichen Lohn von rund 2900 Euro beim Rentenbeginn im Jahr 2015 schon 28,3 Jahre gearbeitet haben, um eine Rente in Höhe der "Grundsicherung im Alter" zu bekommen. Sie liegt inklusive der Leistungen für Wohnung und Heizung derzeit im Schnitt bei 690 Euro pro Monat.

Die Grundsicherung garantiert das Existenzminimum. Jeder, der seinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten kann, erhält sie – unabhängig davon, ob er gearbeitet hat oder nicht.

Die Studie verdeutlicht damit, dass der Anreiz zur Arbeit für die zukünftigen Rentner immer geringer wird. Diese Entwicklung habe vor allem einen Grund: Das Leistungsniveau der Rentenversicherung werde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer weiter absinken, die Rentenanpassungen der Lohn- und Gehaltsentwicklung dagegen folgten nur abgebremst.

Für eine Rente in Höhe der Grundsicherung sind mit sinkendem Rentenniveau also mehr Beitragsjahre in der Rentenversicherung erforderlich. Sprich: Die Arbeitnehmer müssen länger arbeiten und einzahlen, um die 690 Euro zu erreichen.

Geringverdiener muss 63 Jahre für Hartz-IV-Rente arbeiten

Im Jahr 2025 nimmt die Bundesregierung beispielsweise ein Rentenniveau vor Steuern von 46 Prozent an. Um das zu erreichen muss ein Durchschnittsverdiener 29,5 Beitragsjahre aufweisen.

Beim Rentenbeginn im Jahr 2030 mit einem gesunkenen Rentenniveau von 43 Prozent sind dann bereits gut zwei Arbeitsjahre mehr nötig. Wer nur 80 Prozent vom Durchschnittslohn (rund 2300 Euro) verdient, müsste 2030 schon 39,5 Jahre für die Rente in Grundsicherungshöhe arbeiten.

Besonders schlimm ist die Situation aber für Geringverdiener. Arbeitnehmer mit einem Einkommen in Höhe von 60 Prozent des Durchschnittslohns müssen laut Modell deutlich länger als 40 Jahre für die Hartz-IV-Rente arbeiten. Wer nur 1450 Euro verdient, was genau dem halben Durchschnittslohn entspricht, blickt beim Renteneintritt im Jahr 2030 auf ein sehr langes Arbeitsleben zurück: 63,2 Jahre.

Diese schon fast absurd anmutende Länge eines Arbeitslebens gibt auch den Studienherausgebern zu denken: Die jahrzehntelange Beitragszahlungen, die am Ende nur "ein Einkommen auf der Höhe der vorleistungsunabhängigen Grundsicherung" absichern, könnten zu "grundlegenden Akzeptanz- und Legitimationsproblemen der Gesetzlichen Rentenversicherung" führen.
ABCD

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