Montag, 8. Dezember 2014

Freiherr Rochus von Liliencron 

*
8. Dezember 1820 in Plön  
5. März 1912 in Koblenz

Deutscher
Germanist, Musikhistoriker, Begründer der deutschen Volksliedforschung und Herausgeber der Allgemeinen Deutschen Biographie.

Rochus von Liliencron war ein Sohn des dänischen Generalkriegskommissars Ludwig Carl Freiherrn von Liliencron (1777−1846) und seiner Ehefrau Juliane von Liliencron (1788−1863), geb. Gräfin von Luckner. Er war ein Onkel des Dichters Detlev von Liliencron .

Liliencron erhielt zunächst Privatunterricht in seinem Elternhaus Gut Dollrott
in der Gemeinde Dollrottfeld (Angeln) . Danach besuchte er Gymnasien in Plön und Lübeck. Liliencron studierte Theologie und orientalische Sprachen an der Universität Kiel , Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität zu Berlin. Schließlich studierte Liliencron Germanistik bei Karl Müllenhoff in Kiel, wo er mit einer Dissertation Über Neidharts höfische Dorfpoesie im Jahr 1846 promovierte.

Bei Besuchen seines Bruders in Kopenhagen lernte Liliencron die Dichtung des Hans Christian Andersen kennen. In Kopenhagen betrieb Liliencron Studien zur skandinavische Literatur. Im Anschluss an seine Habilitation im März 1848 an der Universität Bonn war er nur kurz als Privatdozent tätig.

Trotz seiner engen persönlichen Beziehungen zu Dänemark stellte er sich zu Beginn der schleswig-holsteinischen Erhebung
der provisorischen Regierung in Kiel zur Verfügung: Er vertrat deren Interessen in Hannover. Dann wurde Liliencron unter Friedrich Graf von Reventlou der Sekretär im Büro für Auswärtige Angelegenheiten, erst in Rendsburg und später in Schleswig. Seit Anfang 1849 war er Diplomat in Berlin.

Wegen der Berliner Tätigkeit konnte er eine für ihn im Jahr 1850 neu geschaffene Professur für nordische Sprachen an der Universität Kiel erst 1851 antreten. 1851 heiratete Liliencron in Lübeck. Der Ehe entstammte die Tochter Hedwig. Weil er aus politischen Gründen das Kieler Lehramt wieder verlor, ging er 1852 als a. o. Professor für deutsche Literatur an die Universität Jena .  

Seit 1855 stand Liliencron als Diplomat, Intendant der Hofkapelle und als Hofbibliothekar in den Diensten des Herzogs Bernhard II. von Sachsen-Meiningen
. Nach der Abdankung des Herzogs im September 1866 wurde Liliencrons Position schwierig, so dass er 1868 den Dienst quittierte. Liliencron wurde 1869 von der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit der Redaktion der Allgemeinen Deutschen Biographie beauftragt. Ihre insgesamt 56 Bände mit mehr als 26.300 Artikeln erschienen von 1875 bis 1912.

 

Das große, von ihm in fast allen Einzelheiten geplante Werk ist von Liliencron innerhalb von 42 Jahren vollendet worden. Er hat ein biographisches Sammelwerk (1850 Mitarbeiter, Nachdruck 1966) geschaffen, wie es das in dieser alle Gebiete des öffentlichen Lebens, der Kunst und Wissenschaft, der Politik, Wirtschaft und Technik umfassenden Breite im deutschen Sprachgebiet und Kulturraum vorher nicht gegeben hatte. Dabei spielten für ihn Konfession und Rasse der aufzunehmenden Persönlichkeiten keine Rolle. Er war sich der großen Bedeutung genealogischer Zusammenhänge bewusst, mußte aber wegen der ungenügenden Vorarbeiten auf ihre generelle Beachtung verzichten. Trotz der berechtigten Kritik an Einzelheiten, gibt ein Teil der Beiträge noch heute den Stand unseres Wissens über die betreffende Persönlichkeit wieder.

1876 wurde Liliencron Propst des Damenstiftes St.-Johannis-Kloster
in Schleswig. Diese Position hatte er bis 1908 inne. Während dieser Zeit konnte Liliencron einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen den Häusern Hohenzollern und Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg leisten: 1880 führte er für die herzogliche Familie Augustenburg die Verhandlungen über den Ehevertrag zwischen der späteren Kaiserin Auguste Victoria und dem Kronprinzen Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm II .

Liliencron leitete als Vorsitzender von 1900 bis 1911 die Preußische Musikgeschichtliche Kommission
. Unter seiner Leitung brachte die Kommission 42 Bände der Denkmäler deutscher Tonkunst heraus. Außerdem begründete Liliencron die Volksliedforschung in Deutschland, war Vorsitzender der Arbeitskommission zur Erstellung eines Volksliederbuches für Männerchor, das die Kommission auf Veranlassung des Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1906 herausgab.

Von 1908 bis zum Todesjahr 1912 lebte Liliencron bei seiner Tochter Hedwig Freifrau von Rheinbaben
in Berlin und Koblenz. Er wurde 91 Jahre alt.

ABCD

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