Erste
Auflage der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm
ABCD
erschien am 20. Dezember
1812
bei Verleger Georg Andreas Reimer
in
der Realschulbuchhandlung in Berlin.
ABCD
Grimms Märchen nennt man die berühmte Sammlung
von Kinder- und Hausmärchen, die Jacob
und Wilhelm Grimm , genannt die Brüder Grimm, von 1812 bis 1858 herausgaben. Sie sammelten auf Anregung
von Clemens Brentano
und Achim von Arnim
ursprünglich für deren Volksliedersammlung 'Des Knaben Wunderhorn'
ab 1806 Märchen aus ihrem Bekanntenkreis und aus literarischen Werken. Sie waren ursprünglich nicht nur für Kinder gedacht, sondern entstanden vor allem aus volkskundlichem Interesse und erhielten entsprechende märchenkundliche Kommentare. Wilhelm Grimms sprachliche Überarbeitungen schufen daraus einen Buchmärchenstil, der bis heute das Bild von Märchen prägt.
Brentano erhielt auf der Suche nach volkstümlichen Liedern für die Sammlung 'Des Knaben Wunderhorn' über Friedrich Carl von Savigny
Kontakt zu dessen ehemaligem Studenten Jacob Grimm, der in der Kasseler Bibliothek arbeitete. So kamen die Brüder Grimm ab 1806 dazu, für ihn Lieder und bald auch Märchen zunächst aus literarischen Werken zu
entnehmen. Weiterhin empfahl er als Gewährsleute mündlicher Erzähltradition Friederike Mannel
, sowie die Geschwister Hassenpflug
, Wild
und Ramus.
Jacob Grimm schickte Brentano im Oktober 1810 48 Texte. Insgesamt war die Sammlung etwas größer, da er Brentano bereits vorliegende Texte nicht erneut abschrieb. Jacob Grimm hatte die Texte sortiert und 25 selbst niedergeschrieben, Wilhelm 14 und verschiedene Gewährsleute sieben. Die mündlich beitrugen, waren durchwegs etwa gleichaltrige junge Frauen aus dem bürgerlichen
Milieu.
Brentano nutzte das angeforderte Material nicht. Jacob und Wilhelm Grimm führten die Sammlung in eigener Regie weiter, wobei sie Notizen zu Gewährspersonen und Aufnahmedaten nun genauer führten.
Brentanos Freund Achim von Arnim wies die Brüder Grimm auf weitere Texte
hin. Das Buch sollte preiswert sein und zur Mitarbeit anregen. Die ersten Exemplare erschienen am 20. Dezember 1812, der größte Teil im März 1813 in einer Auflage von 900 Stück bei Verleger Georg Andreas Reimer in Berlin.
Der Druck des zweiten Teils 1814 (vordatiert auf 1815) verlief
unkompliziert. Wilhelm Grimm entdeckte als neue Quellen die westfälischen Adelsfamilien von Haxthausen
und von Droste Hülshoff . Da diese ihre Märchen letztlich von Mägden, Bauern, Schäfern, u.
a. übernahmen, gelang ihm tatsächlich der Zugriff auf eigentliches Volksgut, das gleichwohl den intellektuellen Filter belesener Frauen des Bürgertums durchlief.
Insbesondere enthielt der zweite Band nun Beiträge der ab Mai 1813 neugewonnenen Erzählerin Dorothea
Viehmann , die auch einige des ersten Teils ersetzten.
Der Verkauf, vor allem des zweiten Bandes, verlief schleppend, weshalb es zu Unstimmigkeiten zwischen den Grimms und ihrem Verleger Reimer kam. 1819 kam eine zweite Auflage beider Bände heraus, die als die wichtigste
angesehen wird. Eine Vielzahl von Texten wurde darin neu aufgenommen, darunter
'Die Bremer Stadtmusikanten', 'Hans im Glück' und 'Tischlein deck dich'.
Zahlreiche Texte der ersten Auflage wurden grundlegend bearbeitet.
Ab der 2. Auflage übernahm Wilhelm Grimm das Sammeln und Überarbeiten der Texte. Jacob besorgte nur noch einige Texte für die 2. und 3. Auflage, nahm aber wohl weiter Einfluss auf die wissenschaftlichen Anmerkungen.
Wilhelm Grimm reagierte auf die zeitgenössische Kritik, die auf eine gefälligere Bearbeitung des Materials gedrängt hatte. Wilhelm Grimm fügte
ab der 2. Auflage zwei Titelkupfer seines Bruders Ludwig Emil Grimm
bei und trennte den Kommentarteil ab. Offenbar erkannte Wilhelm auch die Verwandtschaft einiger Texte Hassenpflugs zu französischen Originalen, u. a. von Charles Perrault
(z. B. 'Der gestiefelte Kater' und 'Blaubart'). Von Ausgabe zu Ausgabe arbeitete Wilhelm ein Ideal romantischer
Darstellung heraus. Die Rolle der Bösen in 'Hänsel und Gretel' und 'Schneewittchen'
ging an Stiefmütter, Fremdwörter wurden ersetzt, so Feen durch
Zauberinnen.
Wilhelm Grimm durchsetzte die Texte ab der 2. Auflage mit volkstümlichen
Wendungen. Die ursprüngliche Idee, eine breite Öffentlichkeit zum Mitsammeln anzuregen, erfüllte sich nicht. Die dritte Auflage erschien 1837, die vierte 1840, die fünfte 1843, die sechste 1850, die siebte Auflage letzter Hand 1857.
Waren den Märchen der Erstauflage noch Kommentare direkt beigegeben, so erschienen diese für die Zweitauflage 1822 separat und wurden erst 1856 erneut aufgelegt. Diese Anmerkungen zu den einzelnen Märchen
lieferten oft Literaturangaben zu vielen Vergleichstexten. Die Herkunft der mündlichen Fassungen
wurde nach Landstrichen angegeben.
Die 2. Auflage von 1819 wurde auch zur Grundlage für die ersten Übersetzungen (u. a. ins Englische) und für die „Kleine Ausgabe“ mit 50 Titeln, die für Kinder gedacht war und ab 1825 erschien. Sie brachte den Publikationserfolg, der erst später auch auf die große Ausgabe überging. Die „Kleine Ausgabe“ kam als erste deutsche Ausgabe mit Illustrationen im Text
heraus. Von der „Kleinen Ausgabe“ erschienen zu Lebzeiten der Grimms zehn Auflagen.
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