Uraufführung
der komischen Oper 'Zar und Zimmermann' von Albert Lortzing
22. Dezember 1837 im Stadttheater Leipzig
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Lortzing
komponierte nicht nur die Musik, sondern war auch sein eigener Librettist.
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Seit 1832 arbeitete Lortzing als Schauspieler am Leipziger Stadttheater, wodurch nach jahrelangem künstlerischen Wanderleben eine gewisse Stabilität im Familienleben
einkehrte. Gleichwohl war dieses in den nächsten Jahren von Schicksalsschlägen überschattet, denn innerhalb von fünf Jahren sterben vier seiner Kinder. Doch die vielfältigen künstlerischen Anforderungen in dem neuen Engagement
ließen nur wenig Zeit für düstere Gedanken.
Leipzig bedeutete nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch einen Neuanfang für Lortzing, denn von diesem Zeitpunkt an
entstanden nur noch Bühnenwerke, die Note für Note aus Lortzings Feder stammen und keine fremden Anregungen mehr
verarbeiteten. Mit der Uraufführung der komischen Oper 'Die beiden Schützen'
am 20. Februar 1837 gelang ihm ein durchschlagender Erfolg, der ihn als Komponisten endgültig
etablierte. Zunehmend hatten seine Werke jetzt auch eine eigene musikalische Sprache, die zwar noch die Vorbilder Weber
und Mozart
erkennen ließ, dennoch bereits unüberhörbarer Lortzing war. Zehn Monate später
konnte der Komponist diesen Erfolg mit der Uraufführung der komischen Oper
'Zar und Zimmermann' am 22. Dezember noch ausbauen und sich darüber hinaus einen bleibenden Platz in der Welt der Oper schaffen.
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Das Libretto hierzu entstammte wiederum der Feder
Lortzings, der nach der französischen Vorlage "Le bourgmestre de Sardam ou Les deux Pierres" der Autoren von
Mélesville, Merle und Cantrian de Boirie den historischen Besuch Zar Peters des Großen
im holländischen Saardam
– inkognito als Zimmermann getarnt, um die Schiffsbaukunst der Holländer zu studieren – zum Inhalt seiner Oper
machte.
In beiden Werken zeichnete sich eine Wende nicht nur in musikalischer, sondern auch in inhaltlicher Richtung ab. Nach der revolutionären Phase
schrieb Lortzing nun vor allem Werke, bei denen die Charakterdarstellung im Vordergrund steht. Er schlug damit – an Mozarts erste Versuche ein halbes Jahrhundert vorher mit seinem "Don Giovanni"
und rund anderthalb Jahrzehnte vor dem Meilenstein, den Giuseppe Verdi 1851 mit seinem
"Rigoletto"
setzen sollte – bereits ein neues Kapitel in der Geschichte der Oper auf. Und ebenso wie bei Verdi
ging es auch bei Lortzing zunehmend um den Bezug zwischen gesellschaftlich-politischer Realität und dem individuellen Einzelschicksal. Unterschwellig wird dabei unter dem Deckmantel historischer Ereignisse immer wieder auch Zeitkritik formuliert
Die Uraufführung des Werkes Zar und Zimmermann fand unter Beteiligung des Komponisten, allerdings nicht am Dirigentenpult, sondern in der Rolle des Zimmermannsgesellen Peter Iwanow statt, unterstützt von seiner Mutter in der Rolle der Werfteignerin Witwe Browe. Dennoch
verhalf auch diese Tatsache dem Werk am Premierenabend nicht zum erhofften Erfolg. In die Herzen der Zuschauer spielte sich die Oper erst kurz darauf bei ihrer Berliner Erstaufführung am 4. Januar 1839, nach der sie auch mit lobenden Worte von der Kritik als "frisch, lebendig, dramatisch, öfters geistreich und vorzüglich gut instrumentiert" charakterisiert
wurde. Diese Eigenschaften haben ihr nicht nur zu ihrem Siegeszug durch die ganze Welt verholfen, sondern auch bis heute einen bleibenden Platz im Theaterrepertoire
gesichert.
ABCD Lortzing orientierte sich
bei der Abfassung seiner Oper musikalisch an der Gattung des Liedes, das in vielfältiger Ausprägung neben den kraftvollen und sprühenden Chören das Herz der Oper ist und bis heute ihre Lebendigkeit und Attraktivität ausmacht.
Zum regelrechten Kassenschlager avancierte bereits von der ersten Vorstellung an das Lied des Zaren
'Sonst spielt' ich mit Zepter, mit Krone und Stern', das innerhalb kürzester Zeit in 20 000 Exemplaren verkauft wurde und sich zu einem echten Gassenhauer
entwickelte. Neben dem Holzschuhtanz, das als Instrumentalstück seither zum bekannten Repertoirestück von Unterhaltungskonzerten avanciert ist, erfreut sich der Chor
'Heil sei dem Tag, an welchem du bei uns erschienen' auch in Amateurmusikvereinen ungebrochener Beliebtheit.
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