Dienstag, 30. Dezember 2014

Jakob Fugger der Reiche

* 6. März 1459 in Augsburg
30. Dezember 1525 ebenda
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Deutscher Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier. 

 

Jakob Fugger wurde als zehntes von elf Kindern von Jakob Fugger d. Ä. und dessen Frau Barbara , Tochter des Münzmeisters Franz Bäsinger, geboren. Der nicht unvermögende Hans Fugger, der Großvater Jakob Fuggers, war 1367 nach Augsburg eingewandert: Er erwarb das Bürgerrecht durch Heirat und kam durch Baumwollhandel mit Italien bereits zu einem beträchtlichen Vermögen. Sein Sohn Jakob Fugger d. Ä. zählte wenige Jahre vor seinem Tod bereits zu den reichsten Augsburger Bürgern.

 

Die älteren Brüder Jakob Fuggers, Ulrich (1441–1510) und Georg (1453–1506), schufen die Grundlagen für den europaweiten Aufstieg der Firma. Sie gründeten um 1470 Faktoreien in den wichtigen Handelszentren Venedig und Nürnberg. Jakob Fuggers ältere Brüder Andreas und Hans starben jung in Venedig. Sein Bruder Markus war Geistlicher, ab 1470 Schreiber in einer päpstlichen Kanzlei in Rom, wo er 1478 starb. Auch Peter Fugger starb 1473 in Nürnberg jung an einer Seuche. Kredite Ulrich Fuggers an den Habsburgerkaiser Friedrich III. sollen die Ursache dafür sein, dass den Fuggern 1473 vom Kaiser das Lilienwappen verliehen wurde. Nach diesem Wappen nannte sich dieser Zweig der Familie in Unterscheidung von den Verwandten „vom Reh“ seitdem „von der Lilie“.

 

Jakob Fugger war als jüngster Sohn für den geistlichen Stand bestimmt und frühzeitig mit einer Pfründe im mittelfränkischen Stift Herrieden ausgestattet. Noch nicht der Tod des Vaters (1469) brachte die entscheidende Veränderung, sondern der Tod seines Bruders Peter (1473) bestimmte den ältesten Bruder, Ulrich, Jakob als Nachwuchskraft für das Familiengeschäft in die Lehre zu geben. Jakob Fugger war von 1473 bis 1487 überwiegend am 'Fondaco dei Tedeschi', dem Haus der deutschen Kaufleute in Venedig, tätig war. Venedig war nicht nur die Handelsdrehscheibe für den Mittelmeerraum. Die Lagunenstadt ermöglichte Jakob Fugger zudem eine fundierte Ausbildung im Bankwesen und vor allem im Metallgeschäft. 

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Frühe Geschäfte im Montanwesen tätigte Jakob Fugger bei Salzburg. Den selbstständigen Silbergrubenbesitzern der Salzburger Schieferalpen, die ständigen Kapitalbedarf hatten, lieh er Geld. Dafür ließ er sich jedoch nicht – wie es üblich gewesen wäre – Schuldscheine ausstellen, sondern forderte Kuxe (eine Art von Aktienbeteiligung am Vermögen einer bergrechtlichen Gewerkschaft) und konnte über diese Beteiligung immer mehr Bergbauunternehmer im Raum Gastein und Schladming zwingen, das Silber direkt an die Fugger zu verkaufen, statt es an Zwischenhändler abzugeben. Um 1485 gründeten die Fugger auch eine Faktorei in Innsbruck (Faktorei ab 1510 in Hall, ab 1539 in Schwaz). Dort kam Jakob Fugger 1485 durch einen kleinen Kredit erstmals mit dem Tiroler Landesherrn Erzherzog Sigmund ins Geschäft. Kurz danach wurden die Fugger zu einem der wichtigsten Geldgeber des Nachfolgers von Sigmund, Maximilians , der seit 1486 Mitregent im Heiligen Römischen Reich war. Maximilian wurde 1493 nach dem Tode seines Vaters Friedrich III. allein regierender römisch-deutscher König. 

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Die Familienfirma wuchs rasch, nachdem die Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger in Bankgeschäfte mit den Habsburgern und der römischen Kurie und ab 1493 in den Abbau von Silber und Kupfer in Böhmen und in Oberungarn einstiegen. Ab 1525 besaß die Fuggerfirma auch Rechte zum Abbau von Quecksilber und Zinnober in Almadén (Kastilien).

Nach 1487 bestimmte de facto Jakob Fugger die Geschäftspolitik der Firma, die sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt von einem Handelsunternehmen mittlerer Reichweite zu einem europaweit agierenden Konzern mit ausgeprägten Schwerpunkten im Montan- und Banksektor entwickelte. Die Fuggerfirma nahm zeitweilig eine fast monopolartige Stellung auf dem europäischen Kupfermarkt ein. Kupfer aus Oberungarn (heutige Slowakei) wurde über Antwerpen nach Lissabon und von dort weiter nach Indien verschifft. An der ersten und einzigen Handelsfahrt deutscher Kaufleute nach Indien (1505/06) in einer portugiesischen Flotte war Jakob Fugger ebenso beteiligt wie 1525 an einer frühen, allerdings gescheiterten spanischen Handelsexpedition zu den Molukken.

Mit seiner Unterstützung für das Haus Habsburg beeinflusste der Augsburger Bankier die europäische Politik. Er finanzierte den Aufstieg Kaiser Maximilians I. sowie maßgeblich die Wahl dessen Enkels, des spanischen Königs Karl
zum römisch-deutschen König. Jakob Fugger finanzierte auch die Eheschließungen , die in der Folge Böhmen und Ungarn für das Haus Habsburg sicherten.

Bleibende Berühmtheit sicherten Jakob Fugger seine Augsburger Stiftungen. Die von ihm gestiftete, von 1509 bis 1512 errichtete und dann prachtvoll ausgestattete Fuggerkapelle in St. Anna ist die Grablege der Brüder Ulrich, Georg und Jakob Fugger und der erste Renaissancebau Deutschlands. Die offiziell 1521 gestiftete Fuggerei , eine Armensiedlung für arbeitswillige Augsburger Handwerker und Tagelöhner, ist heute die älteste erhaltene Sozialsiedlung der Welt. Der 1515 erbaute Damenhof in den Augsburger Fuggerhäusern ist der erste Profanbau der deutschen Renaissance.

Mit dem Kauf der Grafschaft Kirchberg
und der Herrschaft Weißenhorn mit der Stadt Weißenhorn sowie der Herrschaften Wullenstetten und Pfaffenhofen südlich von Ulm durch Jakob Fugger im Jahr 1507 begann der Aufstieg der Fugger in den Adel. 1511 wurde der bürgerliche Unternehmer Jakob Fugger aus lehensrechtlichen Gründen in den Adelsstand erhoben. Die Erhebung eins Kaufmanns in den Freiherrenstand war ein Vorgang ohne Parallele im Reich. 1514 machte ihn Kaiser Maximilian I. zum Reichsgrafen. 1508 erwarb Jakob Fugger zudem die Hofmark Schmiechen an der östlichen Lechleite südlich und die Herrschaft Biberbach (Schwaben) mit der Burg Markt im Lechtal nördlich von Augsburg.

Jakob Fuggers Vermögen, das für heutige Maßstäbe kaum vorstellbare Dimensionen erreichte, verhalf ihm zu dem Beinamen „der Reiche“.

Zum Ende seines Lebens hatte sich Maximilian I. derart stark bei Jakob Fugger verschuldet, dass dieser wohl gar nicht mehr anders konnte, als die Habsburger weiter zu unterstützen, um so seine Forderungen zu sichern. Als Maximilians Enkel und Nachfolger, der spanische König Karl I., 1519 zum deutschen König und damit künftigen Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gewählt werden sollte, finanzierte Jakob Fugger allein die ungeheure Summe von 545.585 Gulden von den insgesamt knapp 852.000 Gulden Wahlgeldern für die deutschen Kurfürsten. Damit wollte er die Wahl des französischen Königs Franz I.
verhindern, durch die seine Forderungen in Gefahr geraten wären. Doch dadurch hatte Jakob Fugger die Augsburger Familienfirma in Abhängigkeit von den Habsburgern gebracht. Später sollten die Fugger den weitaus größten Teil ihres Vermögens durch drei spanische Staatsbankrotte verlieren.

Die Firma Fugger wurde 1494 in eine der ersten offenen Handelsgesellschaften Europas umgewandelt. Gleichzeitig erfolgte die Namensänderung in „Ulrich Fugger und Gebrüder von Augsburg“, um die [nominelle] Gleichberechtigung der drei beteiligten Brüder anzuzeigen.

Für den Transport zur Ostsee ließ Jakob Fugger eigens eine neue Straße über den Jablunkapass bauen, über den die Kupferlieferungen zu den Ostseehäfen in Danzig, Stettin und Lübeck transportiert wurden. Von dort wurde das Kupfer aus Oberungarn über Antwerpen nach Lissabon verschifft, wo es die wichtigste portugiesische Handelsware für den Export nach Indien darstellte. Auf den Kupfermarkt in Venedig gelangte Fugger‘sches Kupfer aus Neusohl über Wiener Neustadt und die Adriahäfen Triest und Zengg.  

Die Fugger standen um 1495 als erstes oberdeutsches Handelshaus in direkten Geschäftsbeziehungen zur römischen Kurie. Zwischen 1508 und 1524 hatten die Fugger (mit Unterbrechungen) die römische Münzstätte gepachtet. Jakob Fugger beteiligte sich auch am Ablasswesen. Zum Erwerb zweier Erzbistümer stellte das Bankhaus Fugger dem Hohenzollern Albrecht von Brandenburg , seit 1513 Erzbischof von Magdeburg und ab 1514 zugleich Erzbischof von Mainz, 1515 ein Darlehen über 48.000 Gulden zur Verfügung. Um seine Schuld bei den Fuggern abzutragen, überließ Albrecht den Fuggern die ihm zustehende Hälfte aus dem von Papst Leo X. verkündeten neuen Ablass für den Bau des Petersdoms in Rom.  

Der Warenhandel spielte für die Fugger im Vergleich zu ihren Montanunternehmen eine nur untergeordnete Rolle. Jakob Fugger beteiligte sich am Handel mit Gewürzen und eröffnete 1503 eine Faktorei in Lissabon.    

Vor allem für den Bergbau in Oberungarn benötigte die Fuggerfirma enormes Kapital – das die Firma zu diesem Zeitpunkt noch bei Weitem nicht selbst aufbringen konnte. Als 1509 ein Hauptgläubiger starb, forderten dessen Erben die sofortige Auszahlung der Einlage, was die Fuggerfirma in die Zahlungsunfähigkeit getrieben hätte. In dieser Situation griff Kaiser Maximilian zugunsten seines Bankiers ein.

Jakob Fugger führte seit dem Tod seines Bruders Ulrich (Georg war 1506 gestorben) die Fuggerfirma allein und geradezu monarchisch. Das Familienunternehmen firmierte nun unter dem Namen „Jakob Fugger und Gebrüder Söhne“. In den Jahren bis zu seinem Tod 1525 gelang es Jakob Fugger, das Eigenkapital der Familienfirma, das 1511 noch bei rund 200.000 Gulden lag, auf rund zwei Millionen Gulden zu steigern.

Die bis 1512 erbaute, in den folgenden Jahren prachtvoll ausgestattete Fuggerkapelle als Grablege wurde nach italienischem Vorbild geplant und ist damit der erste Renaissancebau in Deutschland. Die Grabkapelle der katholischen Fugger in der später protestantischen Kirche ist heute eine der großen Sehenswürdigkeiten Augsburgs. Die Fugger besaßen in Augsburg bereits zwei große Häuser in prominenter Lage, als sich Jakob Fugger von 1512 bis 1515 die Fuggerhäuser am damaligen Weinmarkt (heutige Maximilianstraße) errichten ließ. Dort wurde Martin Luther 1519 vom Kurienkardinal Thomas Cajetan einem Verhör unterzogen.

Ab 1516 ließ Jakob Fugger eine Siedlung für bedürftige Augsburger Handwerker und Tagelöhner errichten. Bis 1523 waren 52 Häuser der Reihenhaussiedlung gebaut.  In der im Laufe der Zeit auf 67 Häuser und um eine Kirche und Verwaltungsgebäude erweiterten Fuggerei
leben heute rund 150 Menschen.   
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1498 heiratete der fast 40-jährige Jakob Fugger Sibylle Arzt, die 18-jährige Tochter eines angesehenen Augsburger Bürgers. Die Ehe der beiden blieb kinderlos. Jakob Fugger starb 1525 als der wohl reichste Unternehmer Europas. Nach seinem Tod heiratete die Witwe Sybille nur sieben Wochen später Konrad Rehlinger , der ein Geschäftsfreund ihres Mannes gewesen war, und trat zum protestantischen Glauben über. Die Firma und ihr Vermögen ging auf Jakob Fuggers auf seinen Neffen Anton Fugger über, wobei Anton die Firma leitete. Er hat das Vermögen bis 1546 nochmals verdoppelt. Mit seinem Tod im Jahr 1560 endete das 'Zeitalter Fugger'.
 
Jakob Fuggers Lebenswerk lässt erkennen, dass er mit einem ausgeprägten Instinkt für den wirtschaftlichen und politischen Nutzen von Innovationen ausgestattet war. Er hat selbst nichts erfunden, sondern bestehendes Wissen optimal genutzt. Das Unternehmen führte er, zumindest in den letzten 15 Jahren, absolut monarchisch. Härte gegen Konkurrenten und politische Gegner, seine eigenen Verwandten, aber auch gegen sich selbst wird immer wieder erkennbar.

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