Erwin Guido Kolbenheyer
* 30. Dezember 1878 in Budapest
† 12. April 1962 in München
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Deutscher Romanautor,
Dramatiker.
Nach dem Tod
seines Vaters, eines Architekten, zog Kolbenheyer 1881 mit seiner Mutter nach Karlsbad und besuchte das Gymnasium in
Eger
. Nach einem Philosophie-, Psychologie- und Zoologiestudium an der Universität
Wien promovierte er 1905 zum Dr. phil. Den Gedanken an eine Universitätslaufbahn gab er bald auf. 1919 übersiedelte Kolbenheyer nach Tübingen, wo er bis 1932 als freier Schriftsteller lebte.
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Die Jahre 1914-25
waren der Abfassung der drei Paracelsus-Romane (Die Kindheit des Paracelsus, 1917; Das Gestirn des Paracelsus, 1922; Das dritte Reich des Paracelsus, 1925) gewidmet, die er in Tübingen, wo er seit 1919
lebte,
vollendete. In Paracelsus
sah Kolbenheyer einen Repräsentanten des deutschen Volkes, dem
kein Gipfel zu hoch war. Sein faustisches Wesen stehe für die Universalität des deutschen Menschen.
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1925
erschien „Die Bauhütte, Grundzüge einer Metaphysik der Gegenwart“, worin sich Kolbenheyer mit philosophischen Fragen
beschäftigte. In den nächsten 20 Jahren
kam zur schriftstellerischen Arbeit eine rege Vortragstätigkeit hinzu. 1932 übersiedelte
Kolbenheyer nach München-Solln. Seit 1926 war er Mitglied der preußischen Dichterakademie.
In der Zeit von 1933 bis 1944 unterstützte er den Nationalsozialismus in
seinen Reden und Schriften. 1938 erhielt er den Adlerschild des Deutschen Reichs.
1945 wurde ihm von den Besatzern sein Haus in Solln genommen, und er erhielt
ein Schreibverbot.
Eine Spruchkammer
der Besatzer stufte Kolbenheyer 1948 als belastet, schließlich als Mitläufer ein.
Kolbenheyer widmete sich in seinen letzten Lebensjahren der Weiterführung seiner Bauhütten-Philosophie,
schrieb eine große Selbstbiographie (Sebastian Karst, 3 Bände, 1957 f.) und arbeitete an einer Gesamtausgabe seines Werkes.
Er starb 83 Jahre alt in München.
Kolbenheyers Geschichtsromane bilden das Schwergewicht seines dichterischen Schaffens. Sie stehen in der Reihe der
Werke eines Achim von Arnim ,
Adalbert Stifter
und Conrad Ferdinand Meyer .
Die altertümelnde Sprache unterstreicht die Authentizität des durch umfangreiche Studien vorbereiteten Romans. Die Gedrängtheit der Sprache, die Ballung der Bilder, die Dynamik der Erzählkunst, die Architektur der Romane sind beeindruckend.
Kolbenheyer legte auf sein denkerisches Werk dasselbe Gewicht wie auf sein dichterisches.
Der Schlüssel zu dessen Verständnis liegt in dem biologischen Grundgedanken der „überindividuellen Individuation“. Beim Menschen ist im Gegensatz zum Tier eine unterschiedliche Ausdifferenzierung zu unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Individuen erfolgt. Der Preis dafür ist das Angewiesensein auf eine Gemeinschaft. Die Aufteilung in Einzelwesen, die sich ausdifferenzieren und einzeln anpassen, bedeutet eine Ökonomisierung der Anpassung. So werden Überleistungen Einzelner möglich, die der Gemeinschaft nützen. Der einzelne Mensch ist nicht mehr Repräsentant der gesamten Art wie etwa beim Tier, er ist abhängig von seiner Kultur (seiner Individuation), ist in ihr verwurzelt, ohne Kultur bliebe ihm nur ein Überleben im „rein vegetativen Dasein“.
1951 wurde die „Gesellschaft der Freunde des Werkes von E. G. Kolbenheyer“ gegründet (später „Kolbenheyer-Gesellschaft e.
V.
“); sie gibt seit 1955 den „Bauhüttenbrief“ heraus und verwaltet das Kolbenheyer-Archiv in Gartenberg bei
Wolfratshausen.
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