Felix Wankel
* 13. August 1902 in
Lahr
† 9. Oktober 1988 in Heidelberg
Deutscher Erfinder des nach ihm benannten
Wankelmotors und Tierschützer.
Als Einzelkind
wurde Wankel 1902 am Fuß des Schwarzwalds geboren. Seine Kameraden waren die Eule, der Hund, der Igel. Die Erziehung
war streng, bürgerlich, dem Kaiser treu ergeben. Wankels Vater, ein Forstassessor, meldete sich freiwillig
und fiel im Sommer 1914, drei Wochen nach Kriegsbeginn, die Mutter zog mit Felix nach Heidelberg.
Wankel besuchte Gymnasien in Donaueschingen, Heidelberg und Weinheim, die er ohne Abschluss 1921 verließ. Im
gleichen Jahr, schon als 19-Jähriger, schloss er sich der noch jungen "Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei" an, "Bonzen", "spießige Demokraten" und deren Weimarer Republik waren ihm verhasst.
Die Lehre als Verlagskaufmann, eine Verlegenheitslösung für den Schulabbrecher,
konnte ihn bei seinen technischen Ambitionen nicht bremsen. Mit seinen Kameraden sägte
er und hämmerte. Für das, was er nicht konnte – rechnen und zeichnen – suchte er sich die richtigen Leute.
1924 schob der 22-Jährige den „Goldfisch“ in den Neckar, sein lang gestrecktes Ruderboot, das schnellste der Stadt. In einem Hinterhof richtete er eine Werkstatt ein, zimmerte am Teufelskäfer, einem stromlinienförmigen
Rennwagen
1926 trat er wieder in die NSDAP ein und stieg in der nationalen Heidelberger Jugendbewegung schnell zum Anführer auf. In seiner Werkstatt versuchte Wankel, die Motorentechnik mit Gasabdichtungen zu verbessern; im Wald organisierte er militärische Geländespiele, bei denen die Truppe mit selbst gebauten Lichtgewehren über lange Distanzen Signale
verschoss. Im Sommer 1928 traf Wankel mit Adolf Hitler
zusammen, um über eine stärker technische Ausrichtung der Jugendausbildung zu sprechen.
1931 wurde Wankel zum Führer der Hitlerjugend in Baden ernannt. Trotz
seines Engagements wurde er 1932 aus der Partei gedrängt. Nicht weil er sich deren Weltanschauung widersetzt hätte, sondern weil er
seinen Gauleiter Robert Wagner
der Korruption bezichtigt hatte.
Letzterer ließ Wankel im März 1933 verhaften. Während Wankel im Amtsgefängnis Lahr weiter an seiner ersten Drehkolbenmaschine arbeitete, versuchte Wankels Umfeld, Fürsprecher für ihn zu finden, und überzeugte den Chefkonstrukteur von Daimler-Benz, Hans
Nibel , sich für Wankel einzusetzen. Doch erst Wilhelm Keppler
erreichte im September 1933 die Haftentlassung, indem er Hitler zu einem persönlichen Telegramm an Wagner veranlasste, Wankel sei wegen der Bedeutung seiner technischen Arbeiten umgehend freizulassen.
1934 konnte er in seiner Lahrer Werkstatt den ersten tauglichen Rotationsmotor fertigstellen. Die Nationalsozialisten
finanzierten ihm ein Forschungszentrum in Lindau am Bodensee. Dort entwickelte er für das Reichsluftfahrtministerium Drehschiebermotoren für Flugzeuge und schnelle Gleitboote, die Torpedos und Sprengsätze transportieren
sollten. Eingesetzt wurden sie nicht mehr.
Nach 1945 zerlegten die Franzosen sein Forschungszentrum. Sein Lindauer Wohnhaus machte er 1951 zur „Technischen Entwicklungsstelle“. Auf seine Frau, mit der er bis zu ihrem Tod 1975 kinderlos
zusammenlebte, nahm er nur eingeschränkt Rücksicht. Die Küche stellte er ihr mit Reagenzgläsern, Stahlbürsten und Öldosen voll. Auf der Arbeitsplatte montierte er einen Motorenprüfstand, die Abgase leitete er unterirdisch in ihr Blumenbeet. 1954 meldete Wankel mit dem Neckarsulmer Autohersteller NSU, mit dem er
kooperierte, seinen Drehkolbenmotor zum Patent an. Aber der Durchbruch ließ auf sich warten.
Ende der 50er Jahre war die Zeit reif. Schnell kamen Wasserski-Schleppgeräte mit Wankelmotor auf den Markt, Feuerspritzen, Bohrgeräte, Rasenmäher.
Im Januar 1960 wurde der Kreiskolbenmotor im Deutschen Museum München erstmals vor Fachleuten und Presse präsentiert, im gleichen Jahr mit dem KKM 250 der erste praxistaugliche Kreiskolbenmotor in einem umgebauten NSU Prinz vorgeführt. In dieser Zeit verfestigte sich auch die Bezeichnung „Wankelmotor“ für den Kreiskolbenmotor. Auf der IAA 1963 zeigte die Firma NSU mit dem NSU Wankel-Spider das erste mit einem Wankelmotor produzierte Personenfahrzeug, welches 1964 in Serie ging. Größtes Aufsehen erzielte NSU im August 1967 mit dem äußerst modern gestalteten NSU Ro 80 (115 PS). Sofort
wurde der Ro 80 „Auto des Jahres“, die Technische Hochschule München machte Wankel 1969 zum Ehrendoktor.
Alle ernst zu nehmenden Autokonzerne sicherten sich Lizenzen, für die Verhandlungen spannte Wankel einen gewieften Geschäftsmann ein. Allein bei General Motors holte dieser 50 Millionen Dollar
her raus. Auch Mazda war dabei. Von der Weiterentwicklung des Motors wollte
Wankel nichts wissen. Er habe ihn geboren, andere könnten ihn jetzt großziehen, sagte er. 1971 verkaufte Wankel sämtliche Rechte.
Mit seinen Millionen baute er in Lindau ein neues Forschungszentrum auf. Das große Ziel:
Moderne alternative Schnellboote. Daneben widmete sich Wankel Fragen zur Geschichte und zur Religion, zur Politik und Biologie, zur Gesellschaft und Architektur.
Lange, bevor es das Wort Öko gab, setzte er sich für artgerechte Tierhaltung ein.
Er gründete die „Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung“, später die
„Felix-Wankel-Stiftung“ , die noch heute Preise für Forschungen im Tierschutz vergibt.
1973 versetzte die Ölkrise dem Wankelmotor einen kräftigen Hieb. Sein Verbrauch
wurde zum Totschlagargument gegen alle seine Vorteile. Problematisch war weniger gewesen, dass der Motor tatsächlich mehr Sprit verbrauchte, sondern die Tatsache, dass
keine Aussichten gesehen wurden, den Verbrauch so weit unter den des Hubkolbenmotors zu senken, dass sich daraus ein konkreter Kaufanreiz für Wagen mit Wankelmotoren
entstand. Auch die Firma Audi, die NSU inzwischen gekauft hatte, hielt sich zurück.
Allein Mazda hielt an der Technik fest. Bis heute verkauften die Japaner rund 1,9 Millionen Autos mit
Kreiskolbenmotor..
1988 starb Felix Wankel.
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