Walter Gieseking
* 5. November 1895 in
Lyon †
26. Oktober 1956 in London
Deutscher Pianist. Gieseking
besuchte keine Schule, sondern wurde privat unterrichtet und nahm bereits mit 4 Jahren die ersten Musikstunden. 1911 übersiedelte die Familie nach Hannover. Dort erhielt Gieseking 1912-17 als Schüler des bekannten Pädagogen Karl
Leimer , dem Leiter des Städtischen Konservatoriums, seine pianistische Ausbildung. Zwischen 1916-18|war er beim Militär als Regimentsmusiker. Seine Konzerttätigkeit, die Gieseking nach dem 1. Weltkrieg begann, führte sehr bald zu großen Erfolgen in Deutschland (1. Konzert in Berlin 1920) und ab 1921 auch im europäischen Ausland. Der ersten Konzertreise durch Amerika 1926 folgten Gastspielreisen in alle Kontinente, und seit etwa 1930 zählte Gieseking zu den gefeiertsten Pianisten seiner Generation. 1937 wurde Gieseking von Adolf Hitler
zum Professor ernannt. Während des Zweiten Weltkrieges führte er u. a. Tourneen in den von Deutschland besetzten Gebieten
durch. Nach 1945
wurde er von den Besatzern auf die schwarze Liste gesetzt. Ihm wurde untersagt, öffentlich
aufzutreten. Unter der erzwungenen Untätigkeit litt er sehr. Ab 1947 konnte Gieseking wieder konzertieren und erhielt gleichzeitig einen Ruf als Leiter der Meisterklasse für Klavier an das Saarländische Konservatorium in Saarbrücken. Große Erfolge auf Konzertreisen (zuerst 1948 in Paris, später in der Türkei, in Südamerika und in den europäischen Hauptstädten) wurden unterbrochen von
Hetz-Veranstaltungen der Juden gegen sein Auftreten (New York 1949 und 1953, Melbourne 1952). Nach einem glücklich überstandenen Autounfall (1955) reiste Gieseking 1956 zu Schallplattenaufnahmen nach London. Dort starb er nach einer
Operation. Gieseking arbeitete nebenbei auch als Entomologe. Sein Arbeitsschwerpunkt lag auf den Schmetterlingen der Region. Die umfangreiche Sammlung kam nach seinem Ableben in das Museum
Wiesbaden. Gieseking gilt als einer der großen Pianisten des 20. Jahrhunderts.
Grundlage der Technik Giesekings bildete die von Karl Leimer begründete Methode des Klavierspiels, von der Gieseking betont, dass er ihr seine
gesamte Ausbildung als Pianist verdanke. Dies System Leimer-Gieseking: Training des Gehörs, Training des Gedächtnisses, Erreichen einer völlig natürlichen Spielweise durch Entspannung der Muskeln, Ruhe und Sparsamkeit in bezug auf die Körperhaltung
- hat Gieseking zeitlebens in geradezu idealer Weise verwirklicht und als Pädagoge weitergegeben. Dank seines außergewöhnlichen musikalischen Gedächtnisses verfügte er unter allen Klaviervirtuosen seiner Zeit über das größte Repertoire, das alle Epochen vom Barock bis zur Musik des 20. Jahrhunderts umfasste.
Die größten Erfolge brachten ihm seine Interpretationen der Klaviermusik des französischen Impressionismus (Debussy,
Ravel). Sein Eintreten für die modernen Komponisten (Strawinsky, Hindemith, Bartók) hat dazu beigetragen, dass die moderne Klaviermusik zu einem festen Bestandteil der Konzertprogramme werden
konnte. BWeitere
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