Erich von Holst
* 28. November 1908 in Riga
† 26. Mai 1962 in Herrsching
am Ammersee
Deutscher Biologe und Verhaltensphysiologe.
Holst
war Nachfahre einer Pastorenfamilie aus Basedow bei Malchin, deren Wurzeln bis ins 16. Jahrhundert nachweisbar sind. Er
war der Sohn eines Psychiaters. Zur Familie von Holst gehör auch der Historiker Hermann Eduard von Holst
.
Holst war zweimal verheiratet. Sein Sohn Dietrich von Holst , Emeritus des Instituts für Tierphysiologie der Universität Bayreuth, war ebenfalls ein bedeutender Biologe, der insbesondere über den sozial bedingten Stress bei Säugetieren forschte.
Geboren in Riga, verbrachte Erich von Holst seine Schulzeit in Danzig. Er studierte an der
Universität Kiel, der Universität Wien und der Universität Berlin.
Holst promovierte 1932 über das Thema 'Untersuchungen über die Funktion des Zentralnervensystems beim Regenwurm' zum Dr. phil. Nach seiner Promotion ging
er 1933 als Stipendiat zum Humanphysiologen Albrecht Bethe
an der Universität Frankfurt am Main, wo er vor allem seine experimentelle Methodik fortentwickelte und verfeinerte. 1934 bis 1936 forschte er als Assistent an der Zoologischen Station Neapel auf dem Gebiet der Kinetik und Wirkung von Kräften und ihrer relativen Koordination in Bezug auf den Vogelflug.
Holst wechselte 1937 als Assistent an das Zoologische Institut der Universität Berlin. In Berlin traf er 1937 zum erstenmal Konrad Lorenz
und überzeugte diesen im Anschluss an dessen Vortrag von der Unrichtigkeit der damals weithin akzeptierten Reflexkettentheorie – für Lorenz und die Geschichte der Verhaltensforschung ein wichtiger Meilenstein. Holst habilitierte sich 1938 mit dem Entwurf eines Systems der lokomotorischen Periodenbildung bei Fischen als Oberassistent am Zoologischen Institut der
Universität Göttingen und wurde 1946 Ordentlicher Professor für Zoologie und Direktor des Zoologischen Instituts der
Universität Heidelberg.
1949
wurde Holst Mitbegründer des späteren 'Max-Planck-Instituts für Meeresbiologie' (später und nach einem Ortswechsel umbenannt in "Max-Planck-Institut für Zellbiologie", 2003 geschlossen) in Wilhelmshaven, wo er eine Abteilung leitete, die sich der Sinnesphysiologie und dem Verhalten der Fische widmete. In dieser Funktion betrieb er auch ab Herbst 1950 die Einrichtung einer Forschungsstelle für
vergleichende Verhaltensforschung als Ableger des Wilhelmshavener Instituts im Wasserschloss Buldern/Westfalen, dessen Leitung 1951 Konrad Lorenz übernahm. Zum 1. April 1954 wurden Holsts Abteilung und die Forschungsstelle in Buldern zu einem eigenen Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie verschmolzen, für das ab 1955 Institutsgebäude am Eßsee bei Starnberg in Oberbayern errichtet wurden. Der neue Standort wurde Seewiesen genannt, Direktor des neuen Instituts wurde Holst mit Konrad Lorenz als Stellvertreter.
Daneben war Holst ein leidenschaftlicher Musiker. Weitgehend autodidaktisch begann er recht spät, nämlich 17–jährig, sich das Spiel auf der Viola anzueignen und zu perfektionieren. Am liebsten musizierte er im Quartett oder als Solist. Er starb im Alter von 53 Jahren an einem bereits seit der Kindheit bestehenden Herzleiden.
Holst war ein handwerklich überaus begabter Experimentator. Auf der Suche nach Problemlösungen entwickelte er raffinierte Versuchsanordnungen und Modelle. Unübertroffen blieben seine mittels Gummimotor getriebenen Flugmodelle von Vögeln und Flugsauriern.
Durch seine umfangreichen verhaltensphysiologische Erkenntnisse wurde
Holst zu einem der Mitbegründer der Neuroethologie.
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